Annas Blog

Tag: Philosophie

Mitternachtsgedanken

Wie im Karusell kreiseln die Gedanken umeinander und lassen sich nicht abstellen. Sie zu ignorieren, heißt in Kauf zu nehmen, dass sie lauter schreien. Ich denke, also bin ich bin ich. In diesem Fall vor allem eines – ziemlich wach. Nicht denken – also schlafen – hieße dann nicht mehr zu sein?

Wenn ich Descartes richtig verstanden habe, was nicht unbedingt der Fall sein muss, dann kann ich mich in letzter Konsequenz nur darauf verlassen, dass ich bin, weil ich an allem Anderen zweifeln kann. Aber ich kann nicht daran zweifeln, dass ich zweifle. Und zweifeln heißt denken. Damit habe ich bewiesen, dass ich bin, oder besser, dass meine Seele ist. Denn am Rest (Körper und so) kann ich ja weiterhin zweifeln. Ich kann direkt spüren, wie der schwere Körper zurückbleibt hinter geistigen Höhenflügen und immer noch kreiselnden Gedanken.

Der Mann war übrigens auch der Überzeugung, dass die Seele unsterblich ist. Der Körper ist nur eine Maschine, aber die Seele ist ewig. Ob er gedacht hat, dass sie wiedergeboren wird? Wohl eher nicht, schließlich war er Christ. Aber gesetzenfalls die Seele würde wiedergeboren werden, zum Beispiel die von Descartes, wie würde es ihr wohl ergehen?

Anfang des 21. Jahrhunderts in einer beliebigen deutschen Großstadt, sagen wir Berlin. Descartes Seele kommt auch nicht um die leidige Wiedergeburt herum und landet im Körper von Kevin. Oder Chantalle, da die Seele unabhängig vom Körper betrachtet werden muss, weist sie wahrscheinlich keine Gender-Fixierung auf. Damit wäre es womöglich um die Seele des großen Denkers geschehen. Gebranntmarkt als Unterschichtenkind, würde Descartes (oder Chantalle) schlechtere Noten bekommen, hätte größere Probleme einen Ausbildungsplatz zu bekommen und würde auch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht studieren. Pech für Chantalle. Oder für uns, den wer weiß, zu welch Höhenflügen Descartes Seele diesmal gelangt wäre.

Was wir daraus lernen? Zum einen sollte ich wohl nachts lieber schlafen und nicht so viel denken. Zum anderen werde ich morgen früh beurteilen, ob ich nachts nicht auch lieber das Schreiben sein lassen sollte …

Bei Bier und Bionade

Ich habe das Gefühl diese vier Menschen kaum zu kennen, bei Manchen bin ich mir nicht mal mehr sicher, wie sie eigentlich heißen. Die Vorstellungs- und Namensspielchen vom Semesterbeginn sind schon wieder so lange her. Trotzdem sitzen wir jetzt nach dem Schauspielkurs gemeinsam in der “Bar der Bühne” bei Bier und Bionade. Die Getränkeverteilung verhält sich wie die Charakterverteilung. Die extrovertierten trinken Bier, der eher introviertierte Rest hält sich an der Bionade fest. Morgen ist schließlich Uni und alle müssen mehr oder weniger früh aufstehen.*

Das wirklich interessante an diesem Abend sind aber die Gesprächsthemen. Continue reading

Auf unseren Spuren

SpurenStellen Sie sich einen Strand vor – früh am Morgen. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen, der weiche, weiße Sand ist noch feucht und klamm vom Tau der letzten Nacht. Die Wellen haben ihn überspült und gemeinsam mit einem sanften Wind alle Spuren des Vortages getilgt. Rein und unschuldigt liegt er vor uns, so wunderschön in seiner Unberührtheit. Und dann komme ich, bewundere die Schönheit und bin zugleich getrieben von einem übermächtigen Wunsch, dem ich mich nicht verwehren kann. Setze einen Fuß auf den unberührten Sand, am besten barfuß. Lasse den Zweiten folgen. Laufe immer weiter, nehme mehr jungfreulichen Sand mit meinen Fußabdrücken in Besitz. Drehe mich um und bewundere meine eigenen Fußspuren. Als wären sie ein Wunder. Ein Abdruck meiner Persönlichkeit. Continue reading

Wissend unwissend

Führende Köpfe der EU meinen wir sind auf dem Weg in eine Wissensgesellschaft, ein Begriff den irgendein amerikanischer Soziologe in den 1970ern geprägt hat. Er fand wohl, dass sei eine nette Umschreibung für die postindustrielle Gesellschaft. Informationsgesellschaft fällt in diesem Zusammenhang übrigens auch oft.

Letzteres ist ja recht naheliegend. Überall ist sie heute, die Information. Sie quillt aus den Lautsprechern des Radios, überschwemmt Briefkästen und blinkt, flackert und hüpft uns in schreiend bunten Farbenvon den Monitoren diverser Fernsehr, Computer, Laptops, Tablets und Smartphones entgegen. Überall werden wir sofort informiert, auf dem laufenden gehalten, immer live, immer online, immer dabei! Continue reading

Ein bisschen Kind sein

oder

Ein Engel für jeden Tag

Ich war ungefähr fünf oder sechs Jahre alt, als ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Engel sah. Vor dem Fenster unseres Kinderzimmers, in dem ich mit meinen Schwestern spielte, wurde die Dunkelheit auf einmal von einem gelben warmen Licht erhellt, das am Fenster vorüber zog. An diesem Winterabend war ich mir sicher, dass dies nur ein Engel gewesen sein konnte. Was sonst hätte vor einem Kinderzimmer im ersten Stock an einem Winterabend die Nacht zum leuchten bringen sollen? Von Ufos und Science Fiction wusste ich damals noch nichts. Ich kannte nur Märchen und ich wusste mit felsenfester Überzeugung, dass jedes Kind einen Engel hat. Das war meiner gewesen.

Wenn man erwachsen wird, und das lässt sich nur schwer vermeiden, dann schwindet dieser starke unerschütterliche Glaube an die großen Mysterien der Kindheit. Wer von uns ist sich schon wirklich sicher, dass ein Tag und Nacht über uns wacht und uns schütz? Wir wissen schließlich um Kausalitäten und die Folgen unseres Handeln, wir wissen über Machtlosigkeit und Zufall bescheid und sind uns nicht sicher, ob wir nicht nur ein kleiner Spielball innerhalb einer großen komplexen Welt sind. Wir überschätzen den Einfluss unseres Handelns ebenso konsequent, wie wir resignieren vor der Folgenlosigkeit desselben. Und da soll auch noch jeder von uns einen Engel haben? Unwahrscheinlich …

Erwachsene sind nicht wie Kinder, die durch einen Engel vor den Unwägbarkeiten und Gefahren des alltäglichen geschützt werden, wir schützen uns lieber selbst mit Engeln. Kennen Sie dieses blaue, kreisrunde Symbol mit dem blauen Engel drin? Das ist der blaue Engel, auch Umweltengel genannt. Auch ein Zeichen, dass uns schützen soll. Ein Lorbeerkranz mit blauen Figur, die ihre Arme (schützend?) ausbreitet. Wenn wir ihn sehen, wissen wir hier wird etwas geschützt zertifiziert. Und es steht unten drunter, warum dieses Produkt oder jene Dienstleistung das Zertifikat trägt (ist übrigens freiwillig, man muss sich auch selbst drum bemühen). Nicht alle Engel sind also aus dem gleichen Grund auf den verschiedenen Dingen.

Wenn man mit offenen Augen durch die Welt läuft, dann kann man also jeden Tag kleine Engel sehen. Denn irgendwie sind wir ja doch noch Kinder. Auch wenn wir selbst nicht mehr dran glauben, dann wollen wir doch, dass uns jemand behütet und schütz und wir suchen jeden Tag nach dem Engel, der das für uns übernimmt.

Abgestempelt?

Ich bin in der letzten Zeit über den ein oder anderen interessanten und kritischen Arikel gestoßen. Zum Beispiel der, der meine Generation degradiert zu Generation Maybe. Wir werden verunglimpft als unentschlossen, wankelmütig, nicht entscheidungsfreudig, zögerlich und unpolitisch. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, was meint der Mensch (ein Mann übrigens – ob er wohl sich selbst als Beispiel sieht?). Im Vergleich zu den Vohergegangenen Generationen wissen wir also nicht, was wir wollen? Also ich muss doch sehr bitten. Mal davon ab, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass jeder 86er für freie Liebe gekämpft hat, weiß ich sehr wohl, was ich will. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das so sehr von den Zielen anderer Generationen unterscheidet.

Ich will manche Dinge besser machen als meine Eltern (welche bleibt an dieser Stelle unausgesprochen). Ich will eine Beziehung führen in der beide Partner gleichberechtigt sind und mich ebenso beruflich verwirklichen dürfen. Ich will irgendwann eine Familie (ja ich weiß, wir warten heute alle zu lange damit und sind Schuld an den demographischen Problemen). Und ich will auch die Welt verbessern. Ich möchte z. B. ökologisch so Leben, dass diese Welt auch nach uns noch bewohnbar ist.

Die Frage ist doch gar nicht, was wollen wir, die Jungen, sondern was wollen die Alten? Die, die die Mehrheit in unserem Land darstellen und die aktuelle und wohl auch noch zukünftige Politik bestimmen?

Einfach mal drüber nachdenken…

blog-blogger-bloggsten

Das was ich hier tue, nämlich einen Blog schreiben, das tut ja heute fast jeder. Mehr oder weniger erfolgreich versteht sich, wobei sich Erfolg heutzutage ja auch nur noch in Klicks und Likes messen lässt. Wenn man danach geht bin ich extrem unerfolgreich. Ich habe keine Ahnung wie oft hier so geklickt wird und wahrscheinlich würden die meisten Klicks auch noch von mir selbst stammen. Und wie ich den Blog hier SozialMedia freundlich mache, damit fleißig geliked werden kann, weiß ich schon gar nicht.

Aber ich habe mindestens zwei treue Leser, die sich darüber freuen, dass ich alle meine Erlebnisse fleißig hier verarbeite. Ist quasi so ‘ne Art Psycho-Couch, das ganze hier! Und da ich nicht professionell gestört bin, muss das hier auch nicht sonderlich profesionell sein. Sonst müsste ich wohl bei Gelegenheit mal ein Seminar beim Blog-Trainer besuchen. Den gibts wirklich. Hat auch einen Blog und blogt – übers Bloggen und wie jeder Blogger noch besser bloggen kann.

Auch verwirrt? Macht nix! Ich bleibe mal lieber bei dem, was mir Spaß macht und ich kann. Einfach schreiben!

PS: Ich lese aber gerne mal Blogs von anderen, wenn sie gut sind. Zum Beispiel den von Frau WEH!

Gewohnheiten

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Diesen Satz kennt wahrscheinlich jeder und er stimmt 100%. Gerade vor ein paar Tagen habe ich in der neuen Zeit Wissen einen interessanten Artikel dazu gelesen. Gewohnheiten erleichtern unsere Leben, weil wir über sie nicht nachdenken müssen, das spart Energie. Während meiner Anfangszeit in Tschechien ist mir aufgefallen, dass ich von ganz normalen Tagesabläufen schon total erschöpft war, alles war so unglaublich neu und hat meine Aufmerksamkeit beansprucht, über alles musste ich nachdenken (womöglich sogar im zweisprachigen MischMasch). Jeder Handlung ging eine bewusste Entscheidung voraus. Fernseher anschalten Ja/Nein (in Dresden habe ich keinen), kurz drüber nach gedacht – ok ja. Was am Nachmittag tun? Schwimmen gehen, Bibliothek oder erst Unterricht vorbereiten … so viele Entscheidungen.

Nach vier Monaten muss man das nicht mehr. Der Schulweg läuft sich automatisch, nach dem Strickzeug hab ich abends vor dem Fernseher aus Gewohnheit gegriffen und weil es Spaß macht – aber vor allem auch aus Gewohnheit.

Jetzt bin ich wieder zu Hause. Und es ist seltsam, aber aber hier bin ich sofort in die Gewohnheiten zurückgefallen, die ich vor meiner Abreise hatte. Meine angefangenen Strickprojekte liegen seitdem unberührt da. Gut ich hatte einen kleinen Unfall, der mich ebenfalls gehindert hat, aber das größere Problem ist: ich setzte mich auf das Sofa und komme gar nicht auf die Idee nach dem Strickzeug zu greifen, weil ich das hier noch nie getan habe. Ich denke an Bücher und Zeitschriften, weil ich viel und oft lese, manchmal an Musik (etwas das in Tschechien aufgrund der gruseligen Lautsprecherqualität meines Netbooks meist nicht in Betracht gezogen wurde) oder an Filme/Serien gucken, aber stricken?

Das muss geändert werden. Denn man kann Gewohnheiten ändern. Das ist nicht ganz einfach, weil es bewusste Entscheidungen braucht und dafür braucht unser Gehirn wie gesagt mehr Energie, die es nicht so gerne aufbringt. Aber ich fange am besten einfach mal damit an, dass ich das Strickzeug direkt neben das Sofa lege … und mal sehen vielleicht reicht das ja schon.

Das normale Leben

Dresden Anfang Februar. Draußen ist es kalt windig und nass und ich sitze bei einer Tasse Tee im Warmen vor meinem Computer. Ich bin Studentin im Urlaubssemster und habe folglich nicht übermäßig viel Stress. Antragsformulare für meine SHK-Stelle an der Uni abgeben, ein kurzes Gespräch mit einer Dozentin, Kaffeklatsch und Kuchen am Nachmittag. Ein Telefongespräch mit der Krankenkasse, einen Brief an eine Bank abschicken, auf eine Mail warten, die mir das Ausfüllen des Abschlussberichts für meinen Auslandsaufenthalt ermöglicht. Gelangweilt bin ich also auch nicht.

Das ist mein normales Lebens, dass andere Leben, das nicht an einer Krankenschwesternschule in Tschechien stattfindet. Mein wirklicher Alltag.

Eigentlich eine komische Formulierung, oder? Jana hat mir eine Mail geschrieben: Sie wünscht mir einen guten Start ins “normale Leben”. Ich weiß natürlich, wie sie das meint, aber ich finde es dennoch seltsam. Habe ich vier Monate im Außnahmezustand gelebt? Es kam mir gar nicht so vor. Oder ist Tschechien weniger normal? Kann man woanders als in der Heimat nicht normal leben? Wer bitte definiert denn was normal ist? Sollte nicht ein Blick über den Tellerrand für jeden Europäer heutzutage normal sein und meine Alltag im Ausland so normal wie Müsli zum Frühstück? Ich jedenfalls wünsche jedem eine solche ganz normale Erfahrung. Denn wenn man wieder kommt, ist das Normale auf einmal .. naja “weniger normal”!

“Manche mögens bunt” und andere Klamottengeschichten

Die meisten Tschechen mögens bunt (wissenschaftlich nicht belegte Beobachtung). Hose, Pullover, T-shirts in allen Farben – Menschen, die sich rein schwarz kleiden, sind eher selten. Und selbst ich habe das Gefühl eine schwarze Hose und einen schwarzen Rolli nicht zusammen anziehen zu können. Das macht mir im Prinzip nichts aus, weil ich Farben schon immer mochte. Meine Mentorin, die zwei Jahre Auslandserfahrung in Paris vorweisen kann, meinte, dass die Franzosen und vorallem die Französinnen sich nicht so bunt kleiden, dafür eleganter. Mag stimmen, ist aber auch ein wenig langweiliger, oder?

Unser Zumbakurs, ausgerichtet von Mitgliedern der pietistisch, evangelischen Gemeinde hier im Ort, ist neben einem Kaffeeklatsch auch eine Klamottentauschbörse. Eigentlich jede Woche bringt jemand was mit, was ihm nicht mehr passt oder er nicht mehr trägt und dann wird anprobiert und weitergereicht.

Meine neueste sprachliche Erungenschaft ist übrigens auch ein Wort aus der Welt der Kleidung. Ich kannte es schon vorher. Allerdings war ich bis dato der Überzeugung gewesen, dass es sich bei “hadr” um einen Lappen handelt, (bei Google steht dazu folgendes: Lappen, Lumpen, Aufwischtuch, Fetzen, Hader – wobei ich letzteres als deutsches Wort nicht kenne, aber was solls). Deswegen war ich auch einigermaßen erstaunt, als gestern jemand meinte, er müsse nach Prag fahren um Lappen zu kaufen. In Benesov gibt es definitiv genügend Geschäfte und ich würde keine 40 minutige Zugfahrt für die Beschaffung von Putzutensilien auf mich nehmen. Als ich mein Unverständnis darüber geäußert habe, wurde ich unter schallendem Gelächter eines Besseren belehrt. “Hadr” hat also auch noch eine andere Bedeutung: Klamotten.

Countdown: Noch neun Tage bis zu meiner Abreise.

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