Führende Köpfe der EU meinen wir sind auf dem Weg in eine Wissensgesellschaft, ein Begriff den irgendein amerikanischer Soziologe in den 1970ern geprägt hat. Er fand wohl, dass sei eine nette Umschreibung für die postindustrielle Gesellschaft. Informationsgesellschaft fällt in diesem Zusammenhang übrigens auch oft.

Letzteres ist ja recht naheliegend. Überall ist sie heute, die Information. Sie quillt aus den Lautsprechern des Radios, überschwemmt Briefkästen und blinkt, flackert und hüpft uns in schreiend bunten Farbenvon den Monitoren diverser Fernsehr, Computer, Laptops, Tablets und Smartphones entgegen. Überall werden wir sofort informiert, auf dem laufenden gehalten, immer live, immer online, immer dabei!

Aber die Zugänglichkeit dieser Sinnflut an Information bedeutet ja nicht, dass wir in der Lage sind damit umzugehen. Wer entscheidet denn was wir lesen, hören und wahrnehmen? Wer entscheidet, was wir wissen sollen? Was wir wissen dürfen. Und was niemand weiß! Wir selber? Wohl kaum. Eher die Nachrichten-App auf dem Smartphone.

Sind wir also eine Wissensgesellschaft? Höchstens in so fern, dass (zumindest in westlichen Ländern) das meiste Wissen heute zugänglich ist für Jeden. Kostenlos!

(Das der Preis dafür ist, dass die, die das Wissen bereitstellen und aufarbeiten (z.B. seriöse Zeitungen), davon nicht mehr Leben können. Aber das ist ein anderes Problem.)

Aber leider sind wir damit oft völlig überfordert. Wir ersticken zwischen den Informationen und Wissen doch nicht mehr als vorher. Sehen nur das was wir suchen, was wir vorgesetz bekommen.

Und jetzt erzählt mir nicht, dass das Wissen ja im Kollektiv liegt, dass wir nur alle gemeinsam diese “Wissengesellschaft” bilden können – so nach dem Motto jeder weiß was und wir sind alle verdrahtet. Stimmt zwar, aber wann in der Geschichte der Menschheit war die Masse schon mal schlauer als der Einzelne? Das Kollektiv mag wissen, für weise Entscheidungen reichts nur selten.

Daher bleibt mir am Ende wohl nur Goethe:

“Mit dem Wissen wächst der Zweifel.”

Wir sind eine wissend unwissende Gesellschaft – voller Zweifel!