Annas Blog

Category: Gedanken über Gedanken über Gedanken (page 2 of 4)

Wissend unwissend

Führende Köpfe der EU meinen wir sind auf dem Weg in eine Wissensgesellschaft, ein Begriff den irgendein amerikanischer Soziologe in den 1970ern geprägt hat. Er fand wohl, dass sei eine nette Umschreibung für die postindustrielle Gesellschaft. Informationsgesellschaft fällt in diesem Zusammenhang übrigens auch oft.

Letzteres ist ja recht naheliegend. Überall ist sie heute, die Information. Sie quillt aus den Lautsprechern des Radios, überschwemmt Briefkästen und blinkt, flackert und hüpft uns in schreiend bunten Farbenvon den Monitoren diverser Fernsehr, Computer, Laptops, Tablets und Smartphones entgegen. Überall werden wir sofort informiert, auf dem laufenden gehalten, immer live, immer online, immer dabei! Continue reading

Epiphanie

Es ein arbeitsreiches Wochenende. Ich bin froh endlich zu Hause zu sein und hundemüde. Allein das wieder Aufstehen vom Sofa, das Zähneputzen, der Weg ins Bett, alles ist mit bleiernen Gliedern so schwer. Der Schlaf scheint zum Greifen nah, mit weit ausgebreiteten Armen wartet er, ich brauche nur noch hineinzufallen. Ich lese noch ein paar Zeilen und mache das Licht aus.

Und plötzlich bin ich hellwach. Unbemerkt habe ich die Grenze überschritten, die die unglaubliche Müdigkeit von dem erneut erwachenden Geist trennt. Der Wunsch zu schlafen ist immer noch da, aber er wird davongespült von einer Flut von Gedanken, Erinnerungen und Bildern. Die Bilder reihen sich aneinander, eine Erinnerung führt zur nächsten. Es ist als würde mir jemand Geschichten aus meinem Leben erzählen. Nur ist es meine eigene Stimme in meinem Kopf. Die Bilder tanzen, der Strom reist nicht ab, es werden immer mehr. Eine Stunde später bin ich wacher als zuvor, habe die Augen aufgemacht und starre an die Decke. Ich will immer noch schlafen. Doch der Schlaf sitz irgendwo in der Ferne und winkt mir freundlich zu. Continue reading

Die Macht der Briefträger

Selbst wenn ich am Wahlsonntag in Dresden wäre, was nicht der Fall ist, hätte ich Briefwahl beantragt. Das ist so viel praktischer. In Ruhe alles nochmal durchlesen, ganz entspannt ankreuzen, nochmal überdenken, zukleben und weg mit der Stimme!

Alles ganz einfach also, könnte man denken. Wäre da nicht die Macht der Briefträger. Wenn die Briefträger wollten, könnten sie das Ergebniss ganz massiv beeinflussen. Das wäre natürlich nicht legal, aber ein Erlebnis, dass ich vor fünf Minuten hatte beweist das. Beim leeren des Briefkastens halte ich einen DIN A5 Umschlag in der Hand, darauf steht Briefwahl. Normalerweise hätte ich ihn vorm Haus nicht weiter betrachtet, aber ich war verwundert. Nur einer? – mein Liebster hat doch zeitgleich mit mir Briefwahl beantragt? Ein genauer Blick auf den Umschlag. Er gehört dem Nachbarn. Continue reading

Der Zusammenhang zwischen Ampeln und Wahlen

hat – auch wenn man das denken könnte – nichts mit Koalitionen zu tun!

Ich stelle mal eine These in den Raum. Absolut jeder Erwachsenen geht, obwohl man ihm als Kind etwas anderes beigebracht hat, über rote Ampeln. Manch einer immer, wenn gerade nichts kommt, das ihn überrollen könnte.  Ein anderer nur, wenn gerade kein kleines Kind neben ihm steht. Oder vielleicht wenn auch sonst niemand in der Nähe ist, es gibt ja auch sinnlose Ampeln mitten im nirgendwo. Der nächste nur, wenn er im Stress ist und ganz schnell die andere Straßenseite erreichen muss, um eine Minute schneller am Ziel, vorm Rechner, im Büro und anderweitig wichtig zu sein. Das kann ich natürlich nicht empirisch belegen. Aber Gegenbeispiele mit Heiligenschein dürfen sich gerne im Kommentar verewigen. Nur bitte nicht denken, dass das dann irgendjemand glaubt.

Soweit die nicht beweisbaren Fakten. Bleibt die Frage, worauf ich jetzt hinaus will. Continue reading

Wenn sie taumelt…

Heute ist der Tag, an dem die Erde nicht mehr kann – zumindest für dieses Jahr. Denn heute ist ‘Welterschöpfungstag’.

Was für ein gewaltiges Wort. Man stelle sich das einmal vor.

Auf einmal taumelt die Erde in ihrer Umlaufbahn, die normale Rotation ist gestört, unser Planet ähnelt einem Brummkreisel, dem langsam der Schwung ausgeht. Müde blickt sie zur Sonne, weiß nicht mehr, wie sie es weiter schaffen soll, bittet den Mond um Hilfe, aber der lächelt nur müde. Taumelt noch ein Stück weiter – doch vergeblich. Continue reading

Fortsetzung: Warum ich nicht Grundschullehrerin werde*

Seit Sonntag läuft bei uns die Partyvorbereitung. Geburstage müssen gefeiert werden. Strand oder zumindest Sand ist auch eingeplant. Sehr zur Verwunderung einiger Freunde haben wir uns entschieden fleischfrei zu grillen (Ich weise jegliche Verdächtigung, das sei allein auf meinem Mist gewachsen brüsk von mir). Jeder der auf sein Steak nicht verzichten kann, darf dieses selbstverständlich mitbringen. Und roh verzehren – kleiner Scherz ;)

Außer über das Essen haben wir uns natürlich auch über die Deko Gedanken gemacht. Das Wetter soll toll werden, wir werden draußen sitzen. Das Motto lautet ‘Mittelmeer-Feeling’, wir holen also den Urlaub zu uns! Was braucht man also noch für einen stimmungvollen Abend? – Richtig! Ein paar Lampinions. Continue reading

Köperwelten

Obwohl ich inzwischen seit zwei Jahren Mitglied bin, sind sie mir immer noch ein wenig suspekt. Die Tempel des modernen Menschen – man könnte ihn Homo corporalis nennen, so sehr ist er fixiert auf seinen Körper, sein Aussehen und Wohlbefinden, seine Wirkung und seine Präsentation – ist das Fitnessstudio. Es gibt sie in allen Ausführungen, von sehr billig bis extrem teuer, ihr Heilsversprechen ist aber immer dasselbe. Schönheit und Gesundheit durch das wöchentlich möglichst hoch anzusetzende Maß an körperlicher Qual Ertüchtigung, welche das moderne Pendent zu Ablasshandel (= wenn man mal wieder mit Süßigkeiten oder ähnlichem gesündigt hat), Beichte (= beim regelmäßigen Fitnesscheck) und Sühne (= jede Menge Rosenkränze Sit-ups) ist.

Betritt man einen dieser modernen Tempel, wird man von durchtrainierten Trainern mit strahlendem Lächeln begrüßt. Alle Duzen sich – und dich auch. Man gehört dazu, ist Teil der großen Sekte Gemeinschaft. Regelmäßig prüfen sie alle für die Gemeinschaft relevanten Kennzahlen wie BMI, Körperfett, Gewicht, Blutdruck, Puls und Ausdauer. Hier gilt dann häufig das Gegenteil des geflügelten Wortes: man wird gemessen und für zu schwer befunden. Aber keine Angst, der nächste Trainingsplan wird zügig erstellt, die Ziele definiert und der Körper gleich mit.

Diese Körpermentalität lebt auch vom Vergleich. Was nützt es dünn zu sein, wenn man nicht dünner ist als andere? Welchen Sinn hat das Trainiertsein, wenn man nicht ein bischen besser aussieht als der Nachbar. So taxieren die auf dem Cross-trainer-stehenden die Zahlen ihrer Nachbarn. Bereits verbrauchte Kalorien, welcher Wiederstand, was sagt der Puls? Völlig überdimensionierte Body-Builder posen vor riesigen Spiegeln und versuchen noch eine 5 kg-Scheibe mehr auf ihr Hantelstange zu schieben, als der Nachbar drauf hat. Gut trainierte Damen laufen in so engen Kleidungsstücken herum, dass man keinerlei Fantasie mehr für irgendwas benötigt.

In den Kursen treiben die Trainer die Fitnesssüchtigen mit einer Mischung aus ‘Wir-haben-Spaß-zur-Musik’ und Drill an. Und hinterher verschwinden alle erschöpft und glücklich unter der Dusche und/oder in der Sauna. Da kann man dann nochmal, den Körper als ganzes Kunstwerk präsentieren. Vorallem die allgegenwärtigen Bilder und Bildchen, die sonst leider gottseidank von Kleidungsstücken verdeckt werden.

Zwar wird behauptet unser Körper sei der Tempel unserer Seele, aber viele scheinen das zu ernst zu nehmen und die Seele/den Geist zu Gunsten des Körpers zu vernachlässigen.

Wenn ich also heute Abend aus dem Fitnesstudio komme, werde ich erstmal ein gutes Buch lesen. Und den Feuilleton der Zeit, um geistig auf dem Laufenden zu bleiben. Und vielleicht ein Glas Wein trinken, für die Seele…

Und das bin übrigens ich!

Nach den ganzen Enthüllungen der letzten Wochen (ja ich weiß, ist alles nicht neu, wusste man eigentlich alles voher und so weiter) fragt man sich dann ja doch das ein oder andere Mal, was DIE so über einen wissen. Die, das könnte die NSA sein oder auch nur der BND oder Facebook oder Google. Die NSA kann ich natürlich nicht fragen*, aber hier gibt es eine Anleitung, wie man mal nachschauen kann, was Google und Facebook so über einen wissen. Beziehungsweise nach welchen Kriterien man dort Werbung bekommt, wofür man sich interessiert und so.

Über die Anzeigeeinstellungen bei google habe ich erstaunliches über mich herausgefunden:

Ich bin 55-64 Jahre alt.

Wie bitte??? Wie kommen die denn darauf? Das würde mich wirklich mal interessieren. Bin ich so langweilig, dass ich mich für lauter Alte-Leute-Zeug interessiere oder soll ich das als Kompliment auffassen, von wegen geistige Reife und so?

Meine sonstigen Interessen sind auch nur bedingt zutreffend:

Computer und Elektronik (Naja), Essen und Trinken (Definitiv – ob die die gleichnamige Zeitschrift meinen?), Fotographie und digitale Kunst (?), Fremdsprachenunterricht (Tschechisch, Englisch und auch Französisch seid Neuestem, das zu wissen ist keine Kunst, so oft wie ich den Google-Translater benutze), Kochen und Rezepte (Daumen hoch), Musik und Audio (naja), Nachrichten (Definitiv), Politik (sehr allgemein, aber ja meinetwegen), Regierung (welche? wie meinen die das? Also Politik ja, aber regieren wollte ich noch nie jemanden!), Rockmusik (klares ja, steht aber an letzter Stelle also wohl eher unwichtig)

Und immerhin sind sie sich sicher, dass ich weiblich bin, das ist doch schön ;)

 

Wenn man bei Facebook sein komplettes Profil als zip-Datei herunterläd, gelangt man auch zu den sogenannten Ads Topics, selbstverständlich personalisiert.

Was Facebook anbelangt, werde ich allerdings nicht so richtig schlau aus den Angaben. Dass ich bestimmte Bands mag, hab ich ja selbst dort eingegeben, die Süddeutsche und die Zeit habe ich ebenfalls geliked. Aber was ich mit einem Schmetterling (Colias croceus) zu tun habe und warum ich Birnam (irgendein schottischer Ort, der was mit Shakespeare zu tun hat) interessant finden soll, obwohl ich noch nie in Schottland war, ist mir nicht klar. Und dass ich mich neben der TU Dresden auch für die TU Delft (irgeneine Uni in den Nierlanden) interessiere, finde ich wirklich seltsam. Immerhin ist sich Facebook sicher, dass ich mich für Pädagogik und Erziehung interessiere, sieh mal einer an. Wie überraschend.

Da haben sie also ein Bild von mir die großen Datensammler. Ein verzerrtes, teilweise auch falsches Bild aber eben ein Bild. Und einen Namen und im Fall von Facebook auch jeden Menge Fotos.

Es wäre ja witzig, wenn es nicht gleichzeitig so ernst wäre. Denn nur weil man es kann, alles sammeln, alles speichern, alles mitlesen, mithören und interpretieren, heißt noch lange nicht, dass es erlaubt ist. Erlaubt sein sollte! Wo ist der Staat, der uns mit Gesetzen und Regeln doch sonst so gerne vor allem und jedem schützen möchte, wenn es um unsere Privatsphäre geht?

Quis custodiet ipsos custodes?
* Wobei ich könnte schon:

Sehr geehrter NSA-Beamter,

falls wenn Sie das hier lesen und gerade mal kurz Zeit haben, dann könnten Sie doch bestimmt so freundlich sein und mal nachschauen, welche Daten Sie so von mir haben. Bitte nicht im Kommentar posten, es soll ja nicht jeder lesen können, sondern einfach an eine meine E-Mail-Adressen senden. Suchen Sie sich einfach eine aus, naja vielleicht nicht gerade die bei Web.de ich nehme an, dafür wird die Datei zu groß sein. Ich danke schon Mal im voraus.

Mit besten Grüßen, Anna

Verwurzelt

Auf die Frage wer man ist, gibt es viele Antworten. Es ist jeden falls mehr als nur der Name und es ist nie nur der Beruf. Kulturelle Herkunft und Familie spielt ob uns das nun gefällt oder nicht eine ganz wesentliche Rolle, bei der Definition des eigenen Selbst.

So hat der Mann der amerikanischen Großtante meines Lebenspartners die Frage nach seiner Herkunft nicht etwa mit: “Bosten, Vereinigte Staaten beantwortet”. Seine Worte waren, er sei zu ‘einem viertel Deutsch’. Als ich ihn daraufhin fragte, was er denn noch so sei (1/4 Irisch und 1/2 Polnisch) war ich überrascht, wie wichtig ihm das offenbar war. Dabei spricht er kein Polnisch und nur sehr wenige Worte Deutsch. Auch seine Begeisterung für europäische Kultur, Denkmäler, geschichtsträchtige Bauten war beeindruckend (“I like this really old stuff!)”.

Auswanderer der zweiten Generation in Europa auf der Suche nach ihren Wurzeln. Warum wohl? Ist ein Heimatland nicht genug?

Ein bisschen Kind sein

oder

Ein Engel für jeden Tag

Ich war ungefähr fünf oder sechs Jahre alt, als ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Engel sah. Vor dem Fenster unseres Kinderzimmers, in dem ich mit meinen Schwestern spielte, wurde die Dunkelheit auf einmal von einem gelben warmen Licht erhellt, das am Fenster vorüber zog. An diesem Winterabend war ich mir sicher, dass dies nur ein Engel gewesen sein konnte. Was sonst hätte vor einem Kinderzimmer im ersten Stock an einem Winterabend die Nacht zum leuchten bringen sollen? Von Ufos und Science Fiction wusste ich damals noch nichts. Ich kannte nur Märchen und ich wusste mit felsenfester Überzeugung, dass jedes Kind einen Engel hat. Das war meiner gewesen.

Wenn man erwachsen wird, und das lässt sich nur schwer vermeiden, dann schwindet dieser starke unerschütterliche Glaube an die großen Mysterien der Kindheit. Wer von uns ist sich schon wirklich sicher, dass ein Tag und Nacht über uns wacht und uns schütz? Wir wissen schließlich um Kausalitäten und die Folgen unseres Handeln, wir wissen über Machtlosigkeit und Zufall bescheid und sind uns nicht sicher, ob wir nicht nur ein kleiner Spielball innerhalb einer großen komplexen Welt sind. Wir überschätzen den Einfluss unseres Handelns ebenso konsequent, wie wir resignieren vor der Folgenlosigkeit desselben. Und da soll auch noch jeder von uns einen Engel haben? Unwahrscheinlich …

Erwachsene sind nicht wie Kinder, die durch einen Engel vor den Unwägbarkeiten und Gefahren des alltäglichen geschützt werden, wir schützen uns lieber selbst mit Engeln. Kennen Sie dieses blaue, kreisrunde Symbol mit dem blauen Engel drin? Das ist der blaue Engel, auch Umweltengel genannt. Auch ein Zeichen, dass uns schützen soll. Ein Lorbeerkranz mit blauen Figur, die ihre Arme (schützend?) ausbreitet. Wenn wir ihn sehen, wissen wir hier wird etwas geschützt zertifiziert. Und es steht unten drunter, warum dieses Produkt oder jene Dienstleistung das Zertifikat trägt (ist übrigens freiwillig, man muss sich auch selbst drum bemühen). Nicht alle Engel sind also aus dem gleichen Grund auf den verschiedenen Dingen.

Wenn man mit offenen Augen durch die Welt läuft, dann kann man also jeden Tag kleine Engel sehen. Denn irgendwie sind wir ja doch noch Kinder. Auch wenn wir selbst nicht mehr dran glauben, dann wollen wir doch, dass uns jemand behütet und schütz und wir suchen jeden Tag nach dem Engel, der das für uns übernimmt.

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