Annas Blog

Tag: Sport

Köperwelten

Obwohl ich inzwischen seit zwei Jahren Mitglied bin, sind sie mir immer noch ein wenig suspekt. Die Tempel des modernen Menschen – man könnte ihn Homo corporalis nennen, so sehr ist er fixiert auf seinen Körper, sein Aussehen und Wohlbefinden, seine Wirkung und seine Präsentation – ist das Fitnessstudio. Es gibt sie in allen Ausführungen, von sehr billig bis extrem teuer, ihr Heilsversprechen ist aber immer dasselbe. Schönheit und Gesundheit durch das wöchentlich möglichst hoch anzusetzende Maß an körperlicher Qual Ertüchtigung, welche das moderne Pendent zu Ablasshandel (= wenn man mal wieder mit Süßigkeiten oder ähnlichem gesündigt hat), Beichte (= beim regelmäßigen Fitnesscheck) und Sühne (= jede Menge Rosenkränze Sit-ups) ist.

Betritt man einen dieser modernen Tempel, wird man von durchtrainierten Trainern mit strahlendem Lächeln begrüßt. Alle Duzen sich – und dich auch. Man gehört dazu, ist Teil der großen Sekte Gemeinschaft. Regelmäßig prüfen sie alle für die Gemeinschaft relevanten Kennzahlen wie BMI, Körperfett, Gewicht, Blutdruck, Puls und Ausdauer. Hier gilt dann häufig das Gegenteil des geflügelten Wortes: man wird gemessen und für zu schwer befunden. Aber keine Angst, der nächste Trainingsplan wird zügig erstellt, die Ziele definiert und der Körper gleich mit.

Diese Körpermentalität lebt auch vom Vergleich. Was nützt es dünn zu sein, wenn man nicht dünner ist als andere? Welchen Sinn hat das Trainiertsein, wenn man nicht ein bischen besser aussieht als der Nachbar. So taxieren die auf dem Cross-trainer-stehenden die Zahlen ihrer Nachbarn. Bereits verbrauchte Kalorien, welcher Wiederstand, was sagt der Puls? Völlig überdimensionierte Body-Builder posen vor riesigen Spiegeln und versuchen noch eine 5 kg-Scheibe mehr auf ihr Hantelstange zu schieben, als der Nachbar drauf hat. Gut trainierte Damen laufen in so engen Kleidungsstücken herum, dass man keinerlei Fantasie mehr für irgendwas benötigt.

In den Kursen treiben die Trainer die Fitnesssüchtigen mit einer Mischung aus ‘Wir-haben-Spaß-zur-Musik’ und Drill an. Und hinterher verschwinden alle erschöpft und glücklich unter der Dusche und/oder in der Sauna. Da kann man dann nochmal, den Körper als ganzes Kunstwerk präsentieren. Vorallem die allgegenwärtigen Bilder und Bildchen, die sonst leider gottseidank von Kleidungsstücken verdeckt werden.

Zwar wird behauptet unser Körper sei der Tempel unserer Seele, aber viele scheinen das zu ernst zu nehmen und die Seele/den Geist zu Gunsten des Körpers zu vernachlässigen.

Wenn ich also heute Abend aus dem Fitnesstudio komme, werde ich erstmal ein gutes Buch lesen. Und den Feuilleton der Zeit, um geistig auf dem Laufenden zu bleiben. Und vielleicht ein Glas Wein trinken, für die Seele…

Neue Erfahrungen – ein Schneewochenende in Südböhmen

Samstag morgen ging es mit der Familie meiner Mentorin nach Südböhmen in ein kleines Städtchen Namens Horní Planá gefahren. Unweit der österreichischen Grenze (keine 30 km) und oberhalb des Moldaustausees hatten wir ein hübsches Appartment und im Prinzip das ganze Gästehaus für uns, da keine anderen Gäste da waren. Nach unserer Ankunft und einem Mittagessen im Ort wurde sich Skifertig gemacht: Auf dem Programm für den Nachmittag stand Ski-Langlauf (irgendwo bei Nová Pec). Ich gebe zu, dass ich das ein wenig nervös gemacht hat, weil ich nicht wusst, wie gut ich das hinbekomme und tatsächlich hab ich am Anfang ziemlich häufig auf dem Bauch oder auf dem Rücken im Schnee gelegen. Hügel hinauf ist anstrengend, aber Hügel hinunter ist beängstigend, wenn man nicht weiß, wie man mit den Dingern bremsen soll. Der zugerufenen Hinweis von Janas Tochte bei meiner ersten Panikatacke  “Nohy do šipky” hat mir nicht geholfen, weil ich nicht wusste was šipka bedeutet. Ich habe jedenfalls für Belustigung gesorgt und es gibt prima Videoaufnahmen davon, wie ich quasi mit dem Gesicht bremse, die aber nicht an dieser Stelle veröffentlicht werden (Sorry Leute!). Am Ende der ersten Runde (nach ca. 5 km, also nicht übermäßig viel) wurde es immer kälter und find langsam zu dämmern an, außerdem hatte ich eigentlich überall Schnee (sogar auf der Brille).

Abends sind wir dann in eine Bowlingkneipe gegangen, das Essen war an der Grenze des erträglichen (weshalb ich vorsichtshalber nur Pommes und ein wenig Salat mit Essig und Öl gegessen habe), aber zu Entschädigung konnte man Bowlen und Ping Pong spielen. Jana und ich haben dann noch eine Flasche Wein geleert, bei der uns ihr Mann eigentlich helfen wollte, aber der ist im Sessel eingeschlafen.

Am nächsten Morgen hatte ich ein wenig Probleme aus den Federn zu kommen, aber für das Frühstück hat sich das Aufstehen definitiv gelohnt. Ich finde zwar immer noch, dass ein Rohlík kein vernünftiges Brötchen ersetzt, aber es gab ansonsten alles was das Herz begehrt.

Danach sind wir rüber nach Österreich gefahren in ein Langlaufskigebiet Namens “Schöneben”. Dort haben wir dann eine schöne Runde um die Aussichtswarte “Moldaublick” gedreht und uns ein Süppchen und einen Tee zum Aufwärmen genemigt und sind noch ein (sehr kleines) Stückchen gelaufen. Sonne gab es leider keine und es war ziemlich kalt. Dafür war der Schnee herrlich (ca. 40-50 cm würde ich sagen), den eisigen Wind hätte man aber weglassen können. Wir waren jedenfalls froh, dass wir unsere Sachen noch in der Unterkunft hatten und die Möglichkeit hatten erst nachmittags auszuchecken und nochmal heiß zu duschen.

Auf dem Heimweg sind wir dann noch in Český Krumlov vorbeigefahren. Ich war zwar gerade am einschlummern als wir wieder aus dem Auto aussteigen mussten, aber der Ausflug hat sich wirklich gelohnt, einen Eindruck bekommt ihr hier:

Im Sommer ist die Stadt wohl ziemlich Touristenüberlaufen (Unesco Weltkulturerbe), allerdings ist uns sogar gestern an einem Sonntag Abend im Januar bei eisigen -8°C eine japanische Reisegruppe entgegengekommen. Jedenfalls auch ein Ort den man durchaus mal wieder besuchen sollte.

Wieder in Benesov gab es zum Abendbrot Fasan (Janas Schwiegermutter hatte gekocht). Das Tier war Janas und Lukas Gewinn der Tombola auf dem Ball vom letzten Wochenende und da die Kinder in lieber begraben und Jana ihn unter keinen Umständen zubereiten wollte, haben sie ihn der Schwiegermutter vorbeigebracht, die ihn dann zubereitet und wieder mitgebracht hat. Mir hats geschmeckt, deswegen hab ich jetzt wohl auch bei ihr einen Stein im Brett. Nächstes Wochenende gibts Kaninchen – extra für mich :).

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