Annas Blog

Tag: Familie (page 1 of 2)

Dankeschön Weihnachtsbär!

Es ist Weihnachten geworden. Egal, ob das Jahr voller Freude, Trauer, Stress, Langeweile oder einfach nur wie immer war, es wird immer Weihnachten werden. Wir werden nicht gefragt und das ist gut so. Es spielt auch keine Rolle, ob wir glauben oder nicht, in Deutschland, in Europa und in vielen anderen Teilen der Welt wird trotzdem Weihnachten. Und wir werden weihnachtlich. Wehmütig. Fröhlich und feierlich. Glänzend und glitzernd, voller dunkler Tage und heller Lichter.

Gestern war der erste Weihnachtsfeiertag und er war tatsächlich sehr besonders. Weil zum ersten mal seit Jahren alle meine Schwestern wieder mit am festlich gedeckten Tisch saßen. Dazu noch neue Familienmitglieder: Stiefväter und Brüder, Großeltern und mein noch ungeborener Neffe. Wir waren viele, wir waren laut! Continue reading

Geburtstagswünsche

Gestern war die Ganztags-Familien-Geburtstagsparty meines Lebenspartners, anlässlich seines 30sten.

Das bringt mich dazu, über die perfekte Geburtstagsparty oder den perfekten Geburtstag nachzudenken. An erster Stelle mal eine Zusammenfassung dessen, wie es nicht sein sollte!

  1. früh aufstehen müssen
  1. Stress haben
  1. mehrmals täglich abwaschen müssen und unglaublich viel Arbeit mit irgendwelchen Vor- und Zubereitungen haben
  1. zuviel essen müssen
  1. fast zehn Stunden aufeinander hocken (selbst die besten Freunde ist man doch irgendwann leid oder erträgt sie nur mit einem erhöhten Alkoholpegel länger!)

Tja, daher sieht mein Traumgeburtstag wohl ähnlich aus wie meine Traumhochzeit: einsam bis zweisam, entspannt, am besten an irgendeinem Strand bei super Wetter (das war allerdings gestern gegeben, nur der Strand hat gefehlt) und jetzt mal ehrlich Leute, ich feiere gerne mit euch, aber das könne wir ja auch an einem anderen Tag machen, wenn es für mich stressfrei ist. Es sei denn natürlich, ihr schmeißt eine Überraschungsparty für mich (bitte, bitte mit Strand), dann bin ich zu allen Schandtaten bereit! ;)

Gras und Bier

oder ein olfaktorischer Ausflug in die Vergangenheit

Gerüche sind viel stärker als Bilder. So ist der Geruch von frisch gebackenem Kuchen zum Beispiel viel anheimelnder als der Anblick eines Sofas. Vor allem aber entführen einen Gerüche manchmal unerwartet in die Vergangenheit.

 

Gestern war bei der Großmutter meines Lebensgefährten und Haustechnikers Großeinsatz im Garten angesagt. Nach Uni und Arbeit haben wir das Rad bzw. den Zug bestiegen und uns auf den Weg nach Radeberg gemacht. Hecke scheiden und Rasenmähen stand auf dem Programm. Ich war, als ich ankam, leicht genervt von meinem Goetheseminar und die brütende Hitze und die brennende Sonne waren nicht in der Lage, meine Laune zu heben. Mangels Sonnencreme musste ich mich beim Äste einsammeln hinter den Resten der gestutzten Hecke vor dem Glutball am Himmel verstecken, um nicht gegrillt zu werden.

Aber als die Sonne langsam tiefer sank und mein Schatz mit dem Rasenmähen begann, war ich mit der Welt schon wieder halb versöhnt. Der Geruch von frisch gemähtem Gras hat doch immer noch etwas von Heimat. Eigentlich seltsam, wenn man bedenkt, dass ich zu Hause recht häufig Rasen mähen musste. Die fünf Euro Aufwandsentschädigung, die meine Eltern dafür gezahlt haben, hielt ich für die Schufterei nicht für angemessen und Spaß hat es eigentlich auch nie gemacht.

Und dann legte sich auf einmal ein Geruch über die Stadt, der mir noch beim Schreiben das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Der Brauerreidunst einer Bierstadt. In Schwaden waberte er durch den in Abendsonne getauchten Garten. Der Geschmack von kaltem, süßen Malzbier lag auf einmal auf meiner Zunge. “Dunkelbier” haben wir früher immer zu dem klebrigen Getränk gesagt, dass es eigentlich nur an Wochenenden bei gemeinsamen Familienessen gab.

Leider war kein Malzbier in Sicht. Aber nach getanner Arbeit an einem warmen Sommerabend ist jedes kühkle Getränk recht und ein gemütliches Abendessen gerade richtig.

Einmal Warschau und zurück -

ein kurzer Reisebericht über eine kurze Reise

Abfahrt am Sonntag Mittag bei starkem Regen und steigendem Elbpegel, wobei uns zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war, wie dramatisch es in den nächsten Tagen werden würde. Als wir an Görlitz vorbei und über die Grenze waren schien aber tatsächlich auf einmal die Sonne. Polen begrüßte uns mit Wärme und Sonnenlicht. Dementsprechend war die Fahrt recht angenehm und es gab viel zu sehen. Vor allem als wir auch noch einen kleinen Umweg über diverse Dörfer fuhren, den uns die nicht gerade top-aktuellen Karten des Navigationsgeräts beschert hatten. Auffällig ist, dass in Polen unglaublich viel gebaut wird. Und die Menschen haben offenbar eine Vorliebe für schreiend bunte Dächer (türkis-blau?) und Säulen vorm Haus.

Unsere Ankunft in Warschau war dann entsprechend spät, aber mit verkehrgünstig gelegenem Hotel und 24-Stunde Check-in ist sowas ja kein Problem. Das Frühstück am nächsten Morgen war für Vegetarier erträglich (Eier in Massen, Käse und Milch für Cornflakes) aber Veganer untauglich. Es sei denn es reichen einem Tee und ein paar Salatblätter sowie Weißbrot mit Marmelade. Aber schon im vorhinein war ja klar, das vegan in Polen eher nicht zur Debatte stehen würde.

Nachdem wir uns also gestärkt hatten ging es los: Warschau erkunden. Wir begannen ein wenig außerhalb in einer wunderschönen Parkanlage mit Schlösschen. Das Busnetz in Polens Hauptstadt ist sehr gut ausgebaut und wir waren mit einem Dreitages-Ticket ausgestattet. Von der Wärme und der Sonne ermüdet sind wir gegen Mittag Richtung Innenstadt gefahren und haben uns in ein Piroggenrestaurant geflüchtet (schöner kühler Keller). Das Restaurant gehört zu einer Kette und man bekommt dort Piroggen in allen möglichen Zubereitungsarten (gebraten, gekocht, …) und mit allen möglichen Füllungen (Fleisch, Fisch, Pilze, Kraut, Spinat, usw.). Also auch vegetarierfreundlich. Die Bedienung sprach super englisch und nach dieser Stärkung machten wir uns auf den Weg durch die Altstadt.

Warschaus Altstadt ist, wie in vielen europäischen Städten der Fall, voller Touristen. Die restaurierten alten Bauten und das Stadtschloss sind neben dem Stadion, das wir von weitem auf der anderen Seite der Weixel schon mal durch eine Häuserlücke hatten blitzen sehen, die größte Sehenswürdigkeit. Wir klapperten etliche Kirchen ab und retteten uns auch in eine vor einem heftigen Regenschauer. Polen ist sehr katholisch und das spürt man an jeder Ecke. Ich habe noch nirgendwo (auch nicht in Rom) so viele Menschen in die Kirche gehen und schnell mal beten sehen. Reinkommen- bekreuzigen – niederknien – beten – wieder gehen (ca. 10 Minuten). Ob Alte oder Junge, Geschäftsleute oder Studenten, alle bunt gemischt. An vielen Straßenecken stehen Heiligenstatuen und Kreuze, geschmückt mit Blumen und offensichtlich liebevoll gepflegt. In absolut jeder Kirche hängt eine Tafel, die darüber aufklärt, wann Jan Pawel II (in Deutschland besser bekannt als Johannes Paul II) dort gewesen ist und was er dort gemacht hat (beten, Rede halten, der Kirche irgendeinen besonderen Status verleihen, etc.).

Am Abend haben wir uns auf die Suche nach einem vegetarischen Restaurant gemacht, dass im Reiseführer stand. Leider stimmte die Adresse nicht. Dafür haben wir aber die “Trattoria Rucola” gefunden und das Essen war super. Pizza Vegetariana… Mmmmh! Das leckere Esen hatten wir uns auch verdient, denn nach der Altstadt waren noch einige Denkmäler (Warschauer Ghetto, Gefallendenkmal des 2. Weltkriegs mit ewiger Flamme und Wachschutz) sowie ein Blick auf die Warschauer Skyline und den beeindruckenden Kulturpalast* (höchstes Gebäude der Stadt) gefolgt.

Am zweiten Tag stand vor dem Festivalbesuch, der eigentliche Grund für den Ausflug, noch ein wenig Sight-Seeing an. Wir entschieden uns für einen Ausflug auf die andere Seite der Weixel in ein Viertel, dass den Ruf eines Szene- und Künstlerviertels hat. Zu unserer Enttäuschung mussten wir feststellen, dass hier noch sehr viel getan werden muss und dort Häuser herumstanden, die in Deutschland wohl schon nicht mehr als bewohnbar gegolten hätten. Völlig geschockt waren wir, als wir an einem Zaharzt vorbei gingen, der seine Patienten im Schaufenster behandelte. Vor lauter Entsetzen haben wir leider vergessen ein Foto zu machen.

Nach hinreichender Stärkung (Piroggen und heiße Schokolade) haben wir uns dann auf den Weg Richtung Festivalgelände gemacht. Wir hatten von der netten Rezeptionsdame am Morgen mehrere Ausdrucke über diverse Bus- und Straßenbahnverbindungen bekommen und haben den etwas außerhalb liegenden alten Flughafen schnell gefunden. Die Musik war schon in vollem Gange, aber unsere Neugier galt ja dem Auftritt von Rammstein, der erst für 22:00 Uhr auf dem Programm stand, weshalb wir Korn, Slayer und Co nur mit mäßigem Interesse bedachten. Ich war sehr dankbar, dass wir daran gedacht hatten Ohropax mitzunehmen. Meine sämtlichen Organe wurden von den Bässen schon tiefenwirksam massiert, das wäre für meine Ohren ein wenig viel gewesen. Für den unvermeidlichen Regenschauer waren wir gut gerüstet und bis zum Auftritt von Rammstein waren meine Füße sogar wieder trocken. Die Show war super. Ich bin jetzt nicht unbedingt Rammsteinfan, aber das was die da auf der Bühne machen, lohnt das Zuschauen auf jeden Fall (siehe Fotos)! Ansonsten war es eine sehr zivilisierte Veranstaltung, sieht man von den überall vertreut liegenden Plastikbechern ab. Sowas wie Pfand scheinen die in Polen nicht zu kennen. Nachdem alles vorbei war, strömten die Massen Richtung Ausgang und wir ließen uns mit dem Strom treiben. Wirklich beeindruckend fand ich die Logistik im Anschluss an das Festival. Straßensperrungen und seeehr viele Busse zum geordneten Abtransport Richtung Stadtzentrum und Autobusbahnhof, sorgten dafür dass wir relativ zügig wieder im Hotel waren. Wir wären sogar noch schneller gewesen, wenn wir am Autobusbahnhof gleich die Haltestelle für unsere Linie gefunden hätten. Aber man kann nicht alles haben.

Am nächsten Morgen ging es mäßig ausgeschlafen zurück nach Deutschland. Diesmal war es in Polen trüb und diesig und auf deutscher Seite schien die Sonne. Trotzdem war eins der wichtigsten Themen für uns zu dem Zeitpunkt schon das Hochwasser in Dresden.

 

*Den Kulturpalast haben die Polen von den Russen geschenkt bekommen, als Wiedergutmachung dafür, dass diese im 2. Weltkrieg große Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt hatten. Das Gebäude ist gegantisch. Es sind dort unglaublich viele Kinos und Theatersäle untergebracht.

Pfingsturlaub für visuelle Typen

Für diejenigen unter meinen Lesern, die es lieber bildhaft mögen, gibt es jetzt auch ein paar visuelle Eindrücke!

Man beachte vor allem Bild 16!

 

Pfingstferien

Kurzer Überblick über die Highlights der letzten Woche:

  • Opern sind bisweilen deutlich alberner als die schlimmsten Soaps. Bestes Beispiel: Mozarts “Cosi fan tutte”. Offensichtlich sah der Regiseur das aber auch so, sonst wären wohl nicht alle Darsteller in Clownskostümen aufgetreten.
  • Probiert: Zwei vegane Kuchen und sie waren beide hervoragend!  Allerdings sollte man keine Angst vor Kalorien haben.
  • Sonstige kulinarische News: Vegetarische Anfänger habens nicht leicht! Aber hier gilt “Was in Vegas (oder in M***) passiert, bleibt in Vegas!” Also sprechen wir nicht drüber.
  • 3D-Bogenturniere machen echt Spaß, solange man das Testosteron-Gehabe der bewaffneten Männer (und einiger Frauen) übersieht.
  • Alte Freundschaften auffrischen ist was Gutes, Schulzeit Gespräche á la “wie hieß der Lehrer noch mal…?” sind aber inbegriffen.
  • Zugfahren kann Spaß machen, muss aber nicht.
  • Berlin bei Regen ist unattraktiv.
  • Ich habe mir mit dem Besuch im Pergamon Museum den Wunsch erfüllt das Ishtar Tor zu sehen und hindurch zu gehen. Das wollte ich schon, seit ich das erste Mal das “Museum der gestohlenen Erinnerungen” von Isau gelesen habe. Das ist zwar schon eine Weile her, aber da ich das Buch sehr oft (zweistelliger Bereich) gelesen habe, ist die Geschichte bei mir immer noch sehr präsent. Leider ist nichts passiert, sonst könnte ich wohl jetzt nicht schreiben. ;)
  • Shakespeare in 90 Minuten ist utopisch. Wusste ich natürlich vorher, aber etwas weniger Klamauk hätte trotzdem nicht geschadet.
  • Sagte ich schon, dass Berlin bei Regen nicht so toll ist?

Jetzt bin ich wieder zu Hause. Leider regnet es auch hier. Der Sommer ziert sich noch. Aber nach drei verschiedenen Betten und vier Zugfahrten ist es schön wieder daheim zu sein!

“Moin” – Kurzurlaub im Ammerland

Es ist trist und grau und es regnet.  Eine viertel Stunde nachdem mein Zug Hannover hinter sich gelassen hatte, begann es in Strömen zu regnen. In Oldenburg war keine Besserung in Sicht, in Bad Zwischenahn angekommen: Bindfäden. So stellt man sich das nicht vor, aber Regen gibt es hier häufig. Hier im Ammerland am Zwischenahner Meer, das eigentlich nur ein großer schlammiger See ist.

Ich bin zu Besuch bei meiner Schwester, die hier lebt und arbeitet. In der Gastronomie. Man könnte sagen, dass die Gegend – übrigens handelt es sich um einen (oder mehrer?) Kurorte – vor allem aus zwei Gruppen von Menschen besteht. Dienstleister und Dienstleistungsnehmer. Bei den erstgenannten handelt es sich um Gastronomen, Kranken- und Altenpfleger, evtl. sind auch ein paar Verkäufer dabei. Letztere – übrigens die überwältigende Mehrzahl – sind alte Menschen. Rolatorführerscheinbesitzer, E-Bike-Fahrer und jede Menge knausrige Rentner. In Dresden staune ich jeden Tag über die unmengen Kinderwagen und Schwangeren, hier landet man nach zehn Minuten Rolatoren zählen im zweistelligen Bereich.

Auch wenn das Wetter nicht mitspielt ist die Gegend für sich genommen sehr schön. Sehr ‘platt’, sowie der Dialekt, den hier manche noch sprechen. Voller Baumschulen und liebevoll gepflegter und ein wenig spießbürgerlicher Gärten. Ein wenig rau, wie die Menschen, die ein lautes “Moin!” schon für einen angemessen freundlichen Gruß halten.

Vom Essen verstehen sie nichts oder nicht viel, aber vielleicht liegt das daran, dass die Zeit mit den älteren Bewohnern zusammen stehen geblieben zu sein scheint – in den 80ern oder 70ern. Davon zeugen Hoteleinrichtungen ebenso wie Speisekarten, die ohne Schnitzel ihre Existenzberechtigung verlieren. Alle kaufen hier auch fleißig Aal in der irrigen Annahme er würde aus dem Bad Zwischenahner Meer stammen. Dabei ist dor das Fischen gar nicht mehr erlaubt. Aal gibt es auch im Ammerland nur aus Polen.

Vom frisischen Tee bin ich ein großer Fan. Wenn die Menschen hier von etwas Ahnung haben, dann vom schwarzen Tee. Kännchen und Tässchen mit Milch oder Sahne mit dicken Zuckerbrocken (die sogenannten “Kluntches”), nie würde man hier nur eine läppische Tasse mit billigem Teebeutel bekommen! Wir benötigten ihn umso dringender, denn der Wind war kalt und das Wetter wie gesagt lausig.

Die Welt meiner Schwester die Welt der Dienstleister, die der Gastronomen: Eine Paralellwelt. Menschen, die ihre Stammkneipe nach dem sprichwörtlichen “Strohalm” benennen, an den sie sich allabendlich nach der Arbeit klammern. Betritt man diese Lokalität zwischen elf und zwölf findet man hier keine Touristen. Hier sitze an den Tischen verteilt die Kellner aus dem Hotel ‘Haus am Meer’, die Köche des ‘Jagdhaus Eiden’ und die Azubis diverser anderer Betriebe aus der Gegend. Da ihre Tage oft spät beginnen, verbringen sie ihren Feierabend im einzigen Lokal des Ortes, dass um diese Zeit noch auf hat. Und der ‘Strohhalm’ gewährt ihnen allen Zuflucht. Sie kennen sich, schimpfen über bescheuerte Gäste, inkompetente Kollegen und den alltäglichen Wahnsinn, dem man in der Gastronomie so ausgesetzt ist.* Hier merkt man auf einmal nichts mehr von der Altersstruktur des Kurortes. Es fällt einzig auf, dass es diese Menschen nicht nach Hause in die Betten zu ziehen scheint. Was meinen Tagsrythmus völlig aus dem Gleichgewicht wirft, ist normal für jemanden der erst am nächsten Nachmittag wieder zur Spätschicht muss. Und so ist der ‘Strohhalm’ nicht nur ein Rettungsanker, sondern ein Ort pulsierenden Lebens.

Als ich nach drei schönen Tagen voller Wind, Unternehmungen (Sushi in Oldenburg, Fahradtour um das Zwischenahner Meer, Casinobesuch ohne Verluste aber auch ohne Gewinne) wieder abreise, nehme ich Abschied von meiner Schwester und ihrem Freund, die mir mit viel herzlicher Gastfreundschaft meinen Aufenthalt sehr angenehm gemacht haben. Und ich verabschiede mich von vier weißen Tauben, die immer vor dem Haus, in dem die zwei wohnen, hocken. Vier Friedenssymbole – und das zurecht, denn ein friedliches Örtchen ist Bad Zwischenahn tatsächlich.

* Und ich weiß, wovon ich spreche, da ich ja auch eine Ausbildung in der Gastronomie gemacht habe.

Vom Bauen und Basteln – Charakterstudie

„Von Kabeln befreit sind Tisch und Stühle, durch Enricos holden belebenden Blick…“ *

dichtete mein Lebenspartner und Haustechniker heute beim gemeinsamen Frühstück. Tatsächlich ist jetzt, inzwischen bald 18:00 Abends (und gegen 19:00 bekommen wir Besuch), das Gegenteil der Fall. Diverse USB-Kabel kuscheln sich eng verschlungen um Mehrfachsteckdosen. HDMI-Kabel winden sich neben („Verdammt, immer noch zu kurz!“) Audiokabeln. Der Kabelsalat hat unser Wohn- und Arbeitszimmer fest im Griff.

Begonnen hatte alles schon am Donnerstagabend als wir beschlossen, mal wieder was in unserem Wohn- und Arbeitszimmer zu ändern und für Freitag (Brückentag – mein Liebster hatte Urlaub) als erstes ein Baumarktbesuch auf dem Plan stand.

Dazu muss man wissen, dass unsere Wohnung sehr klein ist. Als wir vor dreieinhalb Jahren hier eingezogen sind, war sie (vor allem auch preislich) optimal für uns. Die 50 qm sind sogar recht gut geschnitten: Minibad, Küche rel. groß mit Tisch und zwei gleichgroße Zimmer. Eines dieser Zimmer ist unserer Wohn- und Arbeitszimmer. Zwei (große) Schreibtische, ein Sofa, drei Regale, (zu großer) Couchtisch und ein E-Piano. Es ist eine Katastrophe. Seit eineinhalb Jahren hat die Wohnung, insbesondere das Wohnzimmer, einen Füllstand erreicht, der nur durch regelmäßiges Ausmisten und bisweilen durch große Umräumaktionen in den Griff zu bekommen ist.

Eigentlich wollten wir gestern „nur“ einen neuen Schreibtischunterbau um eine Schränkchen, das ich in der obigen Aufzählung vergessen habe, rauszuschmeißen. Damit ich auch Spaß habe, haben wir auch gleich noch ein wenig Farbe gekauft.

Nun sind mein Lebenspartner und ich in manchen Dingen ähnlich, in anderen grundverschieden. Er ist der geborene Heimwerker. Er überlegt, plant, zeichnet, misst (mehrfach) und weiß genau, was er will und wie es aussehen soll. Ich dagegen bin eher der Aktionstyp: Anfangen und Schauen was draus wird! Meistens wirds ganz gut, wenn nicht, kann ich damit auch leben. Ich würde nie Sachen wieder auseinanderschrauben, weil sie nicht hundertprozentig sind. Er schon. Ich würde es so lassen, weil mir meistens auch irgendwann die Lust vergeht. Er nicht. Man könnte also auch sagen, wir ergänzen uns ganz gut.

Also fing ich an Zeitungen auszulegen und malen zu wollen, bevor das zu bemalende Objekt fertig zusammengeschraubt war. Weshalb meiner (zu dem Zeitpunkt noch) überschäumenden Energie auch der Küchentisch zum Opfer fiel.

Gegen vier hatte das Wohnzimmer dann den Grad höchster Unordnung erreicht, der es absolut unerträglich macht und wir begannen (gedanklich** und praktisch) Möbel zu rücken. Das war zwar nicht vorgesehen, aber wenn man mal dabei ist. Vier Stunden später hatten wir eine Lösung. Leider beinhaltete diese eine technische Umstrukturierung.

Ich habe mich dann um das Abendbrot gekümmert und war nicht mehr für Kabel-Aktionen zu begeistern. Auch heute Morgen hielt sich mein Enthusiasmus in Grenzen. Ich habe alles in die Bemalung von Tisch und Schreibtischunterbau gesteckt (zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den zweiten Anstrich des Tisches bislang auch vor mir herschiebe). Der Rest wurde beim Umräumen verbraucht. Aber wie schon gesagt, wir sind ja Gott-sei-Dank verschiedenen. Er kämpft noch. Ich habe auch wieder Energie. Die fließt gerade in vegane Burger. Damit wir und unsere bald eintreffenden Gäste vor lauter Bastelfieber nicht verhungern. Denn ich bin sicher mein Schatz würde notfalls das Essen vergessen… im Kampf mit den HDMI- und Audiokabeln. Gerade steckte er den Kopf unterm Schreibtisch vor und ächzte “So, jetzt!” was auch immer das bedeuten mag.

 

* Mein Liebster ist ein IT-Mensch, da sollte man solche gewaltsamen Umgestaltungen von Goethes Versen mit Nachsicht behandeln.

** Manche Dinge lassen sich nur sehr schwer praktisch verrücken. Unser Bücherregal wiegt mit Inhalt  bestimmt über dreihundert Kilo (habe es grad mal überschlagen). Ca. 400 Bücher (+5 Fächer mit Ordnern) mit im Schnitt 500 g macht 200 kg. Jetzt bin ich selbst erstaunt. Aber das erklärt, warum unser Versuch es mit vereinten Kräften um 5 cm zu verrücken, zum Scheitern verurteilt war.

Sprachblüten

Die Sonne scheint und es wird Frühling. Allerdings sind die Bäume noch recht kahl und außer vereinzelten Frühblühern sind noch nicht viele Blüten zu sehen.

Zum Ausgleich dafür wurde ich dieses Wochenende mit einer breiten Palette an “Sprachblüten” konfrontiert. Darunter befanden sich sowohl Ausrutscher in den tiefsten Sprachsumpf als auch kreative Formulierungen aus der Hausarbeit meiner Schwester, bei der ich schon das Thema nicht verstanden habe. ;)

Ich möchte euch an dieser Stelle ein wenig an den hübschesten Auswüchsen teilhaben lassen. Aber Achtung nicht alles davon ist jugendfrei!

Gestern Abend waren wir auf einer Geburtstagsfeier. Und wie häufig rutschen Gespräche unter Erwachsenen zu fortgeschrittener Stunde und unter dem Einfluss von zu viel Alkohol auch gerne mal unter die Gürtellinie.  – Man verzeihe mir bitte an dieser Stelle den Niveauverlust, aber ich konnte nicht anders als es aufschreiben. – Neben abstrusen Geschichten über Sexunfälle (“Epileptikerin beißt ihrem Ehemann den Penis ab” und “Gips in der Harnröhre als Potenzmittel ist keine gute Idee”) habe ich tolle neue Worte gelernt. “Trackermuschi” und “Fernfahrerfotze” kannte ich zum Beispiel nicht. Und im Zusammenhang mit Hackfleisch und perversen sexuellen Vorlieben fiel irgendwann der Satz: “Da wird der Fleischer zum Zuhälter!” Aber mal abgesehen von schmutzigen Geschichten wars ein netter Abend ;) Er schien halt nur unter dem Motto “Heute sinkt für Sie: Das Niveau!” zu stehen.

Ganz eigene Stilblüten hat dagegen meine Schwester in ihrer jüngsten Hausarbeit produziert. Thematisch bewegt sich diese im Bereich Kunstwissenschaft und Philosophie und es handelt sich um eine Außeinandersetzung mit dem Futurismus in Russland (Ok ich nehme es zurück, ein bisschen was habe ich doch verstanden). Dieser hat sich ihrer Beschreibung nach “nicht ganz am Vorabend des ersten Weltkriegs, aber doch etwa um die Teezeit” entwickelt. Das ist zwar keine päzise Zeitangabe, wir lernen jedoch Folgendes:

1. Die Verfasserin ist Teetrinkerin – Norddeutsche oder Engländerin. (Wir wissen natürlich was zutrifft.)

2. Der zweite Weltkrieg hat an einem Abend begonnen.

3. Präzise Zeitangaben in geschichtlichen Abhandlungen sind überflüssig, hauptsache die Schreiberin wird ausreichend mit schwarzem Tee versorgt. (Was offensichtlich nicht der Fall war.)

Abschließend habe ich noch gelernt, dass die Russen (vor allem die Futuristen unter ihnen) größenwahnsinnig waren, aber auch das ist ja eigentlich nichts Neues. Ob Putin wohl auch eine “utopische Welttransformation” anstrebt? Ich hoffe nicht, denn diese besteht nach Meinung meiner schwarzteesüchtigen Schwester aus der “Vollendung der Schöpfung” und das hört sich keinesfalls gut an. Unsere Welt ist doch super wie sie ist, ein wenig unperfekt und sprachlich voller einzigartiger bis abartiger Bilder. Eine wundervolle Spielkiste für jeden, der damit umgehen kann oder zumindest glaubt dies zu können.

 

Gezeichnet:

Anna, die glaubt mit Sprache umgehen zu können (auch wenns an der Rechtschreibung bisweilen hapert) ;)

 

Entspannung in Freiburg

Gestern waren Lena und ich in Freiburg. Erklärtes Ziel war entspannung und bummeln und das ist uns bei Frühlingshaften 15°C auch gut gelungen. Am Freiburger Dom war gerade Markt und da auf einer Seite des Marktes nur regionale und viele Bioprodukte verkauft werden, haben wir uns dort einen Bio-Veggi-Döner genehmigt. Echt lecker übrigens. EIgentlich esse ich nur selten Tofu und muss das auch nicht unbedingt, aber das hat gut geschmeckt.

Abgeklappert wurden diverse Deko und Stoffläden und ein Handarbeitsladen in dem ich bezüglich einer wunderschönen Mohiar-Seidenwolle in grün schwach geworden bin.

Ansonsten gab es Abends eine super leckere Selbstgemachte Pizza und hinterher Tiramisu. Ein gemütlicher Abend nach einem Tag zum abschalten.

Jetzt werde ich erstmal auf den Markt in der Innensatdt und in die Offenburger Stadtbibliothek fahren und mich anschließend ganz fleißig wieder der unerlässlichen weiteren Unterrichtsvorbereitung widmen.

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