Annas Blog

Tag: Vegetarisch

Verliebt

koebenhavn_1Gesetztenfalls das Paradies ist eine Stadt, vielleicht sogar eine Großstadt, dann ist es wahrscheinlich wie Kopenhagen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Schon auf der Hinfahrt nach Schweden hat mir der Bahnhof aus roten Backsteinen gefallen. Ein Ort der einen Willkommen heißt, etwas, dass man nicht von vielen Bahnhöfen behaupten kann. Mit dem Zug anreisen ist übrigens die beste und garantiert auch günstigste Möglichkeit. Mit Europaspezialticket und womöglich noch Bahncard 25 macht einem auch die Fähre nichts, die mit dem Auto sehr teuer sein soll. Continue reading

Einmal Warschau und zurück -

ein kurzer Reisebericht über eine kurze Reise

Abfahrt am Sonntag Mittag bei starkem Regen und steigendem Elbpegel, wobei uns zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war, wie dramatisch es in den nächsten Tagen werden würde. Als wir an Görlitz vorbei und über die Grenze waren schien aber tatsächlich auf einmal die Sonne. Polen begrüßte uns mit Wärme und Sonnenlicht. Dementsprechend war die Fahrt recht angenehm und es gab viel zu sehen. Vor allem als wir auch noch einen kleinen Umweg über diverse Dörfer fuhren, den uns die nicht gerade top-aktuellen Karten des Navigationsgeräts beschert hatten. Auffällig ist, dass in Polen unglaublich viel gebaut wird. Und die Menschen haben offenbar eine Vorliebe für schreiend bunte Dächer (türkis-blau?) und Säulen vorm Haus.

Unsere Ankunft in Warschau war dann entsprechend spät, aber mit verkehrgünstig gelegenem Hotel und 24-Stunde Check-in ist sowas ja kein Problem. Das Frühstück am nächsten Morgen war für Vegetarier erträglich (Eier in Massen, Käse und Milch für Cornflakes) aber Veganer untauglich. Es sei denn es reichen einem Tee und ein paar Salatblätter sowie Weißbrot mit Marmelade. Aber schon im vorhinein war ja klar, das vegan in Polen eher nicht zur Debatte stehen würde.

Nachdem wir uns also gestärkt hatten ging es los: Warschau erkunden. Wir begannen ein wenig außerhalb in einer wunderschönen Parkanlage mit Schlösschen. Das Busnetz in Polens Hauptstadt ist sehr gut ausgebaut und wir waren mit einem Dreitages-Ticket ausgestattet. Von der Wärme und der Sonne ermüdet sind wir gegen Mittag Richtung Innenstadt gefahren und haben uns in ein Piroggenrestaurant geflüchtet (schöner kühler Keller). Das Restaurant gehört zu einer Kette und man bekommt dort Piroggen in allen möglichen Zubereitungsarten (gebraten, gekocht, …) und mit allen möglichen Füllungen (Fleisch, Fisch, Pilze, Kraut, Spinat, usw.). Also auch vegetarierfreundlich. Die Bedienung sprach super englisch und nach dieser Stärkung machten wir uns auf den Weg durch die Altstadt.

Warschaus Altstadt ist, wie in vielen europäischen Städten der Fall, voller Touristen. Die restaurierten alten Bauten und das Stadtschloss sind neben dem Stadion, das wir von weitem auf der anderen Seite der Weixel schon mal durch eine Häuserlücke hatten blitzen sehen, die größte Sehenswürdigkeit. Wir klapperten etliche Kirchen ab und retteten uns auch in eine vor einem heftigen Regenschauer. Polen ist sehr katholisch und das spürt man an jeder Ecke. Ich habe noch nirgendwo (auch nicht in Rom) so viele Menschen in die Kirche gehen und schnell mal beten sehen. Reinkommen- bekreuzigen – niederknien – beten – wieder gehen (ca. 10 Minuten). Ob Alte oder Junge, Geschäftsleute oder Studenten, alle bunt gemischt. An vielen Straßenecken stehen Heiligenstatuen und Kreuze, geschmückt mit Blumen und offensichtlich liebevoll gepflegt. In absolut jeder Kirche hängt eine Tafel, die darüber aufklärt, wann Jan Pawel II (in Deutschland besser bekannt als Johannes Paul II) dort gewesen ist und was er dort gemacht hat (beten, Rede halten, der Kirche irgendeinen besonderen Status verleihen, etc.).

Am Abend haben wir uns auf die Suche nach einem vegetarischen Restaurant gemacht, dass im Reiseführer stand. Leider stimmte die Adresse nicht. Dafür haben wir aber die “Trattoria Rucola” gefunden und das Essen war super. Pizza Vegetariana… Mmmmh! Das leckere Esen hatten wir uns auch verdient, denn nach der Altstadt waren noch einige Denkmäler (Warschauer Ghetto, Gefallendenkmal des 2. Weltkriegs mit ewiger Flamme und Wachschutz) sowie ein Blick auf die Warschauer Skyline und den beeindruckenden Kulturpalast* (höchstes Gebäude der Stadt) gefolgt.

Am zweiten Tag stand vor dem Festivalbesuch, der eigentliche Grund für den Ausflug, noch ein wenig Sight-Seeing an. Wir entschieden uns für einen Ausflug auf die andere Seite der Weixel in ein Viertel, dass den Ruf eines Szene- und Künstlerviertels hat. Zu unserer Enttäuschung mussten wir feststellen, dass hier noch sehr viel getan werden muss und dort Häuser herumstanden, die in Deutschland wohl schon nicht mehr als bewohnbar gegolten hätten. Völlig geschockt waren wir, als wir an einem Zaharzt vorbei gingen, der seine Patienten im Schaufenster behandelte. Vor lauter Entsetzen haben wir leider vergessen ein Foto zu machen.

Nach hinreichender Stärkung (Piroggen und heiße Schokolade) haben wir uns dann auf den Weg Richtung Festivalgelände gemacht. Wir hatten von der netten Rezeptionsdame am Morgen mehrere Ausdrucke über diverse Bus- und Straßenbahnverbindungen bekommen und haben den etwas außerhalb liegenden alten Flughafen schnell gefunden. Die Musik war schon in vollem Gange, aber unsere Neugier galt ja dem Auftritt von Rammstein, der erst für 22:00 Uhr auf dem Programm stand, weshalb wir Korn, Slayer und Co nur mit mäßigem Interesse bedachten. Ich war sehr dankbar, dass wir daran gedacht hatten Ohropax mitzunehmen. Meine sämtlichen Organe wurden von den Bässen schon tiefenwirksam massiert, das wäre für meine Ohren ein wenig viel gewesen. Für den unvermeidlichen Regenschauer waren wir gut gerüstet und bis zum Auftritt von Rammstein waren meine Füße sogar wieder trocken. Die Show war super. Ich bin jetzt nicht unbedingt Rammsteinfan, aber das was die da auf der Bühne machen, lohnt das Zuschauen auf jeden Fall (siehe Fotos)! Ansonsten war es eine sehr zivilisierte Veranstaltung, sieht man von den überall vertreut liegenden Plastikbechern ab. Sowas wie Pfand scheinen die in Polen nicht zu kennen. Nachdem alles vorbei war, strömten die Massen Richtung Ausgang und wir ließen uns mit dem Strom treiben. Wirklich beeindruckend fand ich die Logistik im Anschluss an das Festival. Straßensperrungen und seeehr viele Busse zum geordneten Abtransport Richtung Stadtzentrum und Autobusbahnhof, sorgten dafür dass wir relativ zügig wieder im Hotel waren. Wir wären sogar noch schneller gewesen, wenn wir am Autobusbahnhof gleich die Haltestelle für unsere Linie gefunden hätten. Aber man kann nicht alles haben.

Am nächsten Morgen ging es mäßig ausgeschlafen zurück nach Deutschland. Diesmal war es in Polen trüb und diesig und auf deutscher Seite schien die Sonne. Trotzdem war eins der wichtigsten Themen für uns zu dem Zeitpunkt schon das Hochwasser in Dresden.

 

*Den Kulturpalast haben die Polen von den Russen geschenkt bekommen, als Wiedergutmachung dafür, dass diese im 2. Weltkrieg große Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt hatten. Das Gebäude ist gegantisch. Es sind dort unglaublich viele Kinos und Theatersäle untergebracht.

Die Alternative: Zum heulen

Vegan ist klasse! Ich fühle mich super, das Essen schmeckt und ich vermisse nichts. Naja manchmal den Käse, aber ich kehre ja zum Vegetarierdasein zurück und bleibe nur 70-80 Prozent Veganer*. Besonders in einer Hinsicht bin ich wirklich froh darüber. Die Mittagessen suche auf dem Campus wird dadurch viiiel einfacher.

Beim morgendlichen Speiseplancheck fiel mir wieder ein, dass unsere größte Mensa zwar ein ganz akzeptables veganes Angebot hat, aber dieses die komplette Woche nicht wechselt. Karotten-Kartoffel-Curry hatte ich gestern schon. Soja-Geschnetzeltes mit Paprika? – Ne danke ich verzichte! Die einzige vegane Pastasoße, die das Mensapersonal kennt, scheint “fruchtige Tomatensoße” zu sein. Die unterscheidet sich übrigens weder geschmacklich noch von der Konsistenz her von der “fruchtigen Tomatensuppe” die es an der Suppenbar gibt.

Also habe ich mich auf den etwas weiteren Weg zur anderen großen Mensa gemacht. Zur “Alten” die eigentlich unsere Neue ist. Dort gibt es nicht viel vegane Auswahl (abgesehen vom Salat). Aber es gibt vegetarisches Sushi. Was natürlich zugleich vegan ist, da an Algenblättern, Reis und Co schließlich keine Milchprodukte oder Eier dran sind. Im Selbsttest habe ich dann mal wieder probiert, wie viel Wasabi ich verkraft.

Ergebnis: Jede Menge, aber er hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Wie schon gesagt, die Alternative war zum heulen ;).

 

*Ja, mir ist durchaus klar, das man nur ganz oder gar nicht Veganer sein kann. Aber ihr wisst, was ich meine.

Das vegane Experiment

Jedes Jahr in der Fastenzeit verzichte ich auf das ein oder andere. Auf die kleinen oder größeren Sünden des Alltags, einfach um zu testen, ob aus Gewohnheit bereits Sucht geworden ist. Oder um sich zu beweisen, dass man auch anders kann. Dieses Jahr waren es Alkohol und Schokolade. Schwarzen Tee hatte ich dieses Jahr nicht auf die Liste gesetzt, wohl wissend, dass dies im Schulpraktikum unverzichtbarer Bestandteil meines Morgenrituals sein würde. Aber weder Alkohol- noch Schokoladenverzicht habe ich durchgehalten. In einem Anfall von Heißhunger und in völliger Unterzuckerung bin ich in meiner zweiten Praktikumswoche nach meinen ersten fünf (selbstgehaltenen) Unterrichtsstunden in den Supermarkt gestürmt und habe mir Schokolade gekauft. Gute Zartbitterschokolade zwar, aber eben Schokolade. Genau eine Woche später, nach sieben selbstgehaltenen Stunden an einem Tag, war ich ziemlich happy, groggy und sehr sicher, dass ich das Weizen (natürlich in Gesellschaft) dringend benötige. Soviel zu meiner Fastenzeit.

Meine Mutter verkündete zu Beginn der Fastenzeit, sie werde jetzt einige Wochen vegan leben. Meine Mutter, die einen florierenden Handel mit diversen Jägern unseres Dorfes betreibt. Die erst kurz vorher fünf Enten und sechs Hasen hinter Haus hängen hatte. Ich war geschockt verwirrt erstaunt. Vor allem als sie ihr Experiment begann und voller Begeisterung von Zucchininudeln mit Räuchertofu schwärmte. Oder von Sojajoghurt und gepopptem Amaranth.

Im Laufe meiner Zeit in Offenburg hatte ich dann ja selbst das ein oder andere einschneidende Erlebnis in Bezug auf fleischessende Mitbürger und Fleischverzicht (aufmerksame Leser werden sich erinnern.) Ich hätte mich, wenn man mich gefragt hätte, wohl als Alltagsvegetariern bezeichnet, da ich unter der Woche nie Fleisch gekauft habe oder Lust hatte es zuzubereiten. Und auf Wurst habe ich noch nie großen Wert gelegt. Ich weiß natürlich auch, dass diese Aussage jedem Vegetarier einen Aufschrei enlockt (“selbst wer nur selten Fleisch isst, ist ein Omnivore!”). Und die regelmäßigen Berichte meiner Mutter über die vegane Kost fand ich spannend. Mein Freund und ich hatten vor zwei Jahren mal kurz einen Milchprodukteverzicht-Experiment durchgeführt. Wir sind kläglich gescheitert. Der Versuch alles stattdessen mit Ersatzprodukten zu kochen, war zum scheitern verurteilt. Zwei Jahre später weiß ich warum.

Und zwar weil wir selbst seit drei Wochen unser eigenes veganes Experiment durchführen. Meine Mutter war so begeistert von ihrem veganen Kochbuch, dass sie es mir geschenkt hat. Tja und was soll ich sagen, ich bin auch begeistert. Der coolste Vegankoch Deutschlands, der sich selbst nicht als Dogmatiker sehen will (und damit wohl den ein oder anderen Veganer schon auf die Palme gebracht hat) inspiriert Massen und seine Bücher sind ein Verkaufsschlager (wer wirklich wissen will, um wen es geht, wird die Antworten in den Weiten des WWW schon finden – ich will hier keine Werbung machen).

Wenn unser dreißigtägiges Experiment vorbei ist, werde ich also weiter vegan kochen. Vielleicht nicht jeden Tag. Ich habe meinem Freund versprochen ihm ab und zu (einmal im Monat ;) oder so) Fleisch zuzubereiten. Und ich hänge einfach viel zu sehr am Käse! Mmmh, ein leckerer Ziegenfrischkäse, oder ein französischer Weichkäse? Der Parmigiano im Risotto? Butter und Joghurt – benötige ich nicht! Milch? Dazu habe ich heute ein Tee-Experiment durchgeführt. Indischer Marsala-Tee mit Sojamilch. War sehr lecker! Aber Käse? Soweit bin ich noch nicht…

Aber damit ihr mir glauben schenkt, habe ich mal ein paar Fotos gemacht. Und wer das Kochbuch kennt, kann ja mal abgleichen, wer es besser kann. Der vegane Starkoch, oder ich?! ;)

 

Was mir zu denken gibt …

Es war eine interessante Woche. Ich habe noch viel hospitiert und weiß inzwischen auch wie ich mein Stundensoll erfüllen kann, kennen die Themen und habe die Planung für die ersten beiden Doppenstunden bereits an die Lehrerin der Klassen geschickt.

Es war aber auch in anderer Hinsicht interessant. Ich wurde mit Themen wie Ökobilanz und CO2-Bilanzen konfrontiert, habe Filme über die Lebensmittelindustrie in den USA gesehen und hatte Gelegenheit mich mit FairTrade auseinanderzusetzen.

Keines dieser Themen ist für mich wirklich neu und ein Studium, dass die Beschäftigung mit Lebensmitteln und Ernährung vorsieht, regt zwangsläufig zu einer intensiveren Beschäftigung mit der eigenen Ernährung an. Ich esse, wenn ich nur für mich koche, nie Fleisch, kaufe überwiegend, wenn auch noch nicht aussschließlich, Bio und mache mir Gedanken über eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung. Trotzdem habe ich mich nie als militanten Vertreter der “Öko-Bewegung” verstanden. Ich rede natürlich gerne über soclhe Themen, kann mich auch entsprechend ereifern, versuche aber Unwillige nicht unbedingt von irgendwas zu überzeugen.

Gestern war ich bei meiner Schwester und ihrem Freund zum “Angrillen” eingeladen. Das fand auf dem Balkon statt, sodass wir gemütlich in der warmen Wohnung sitzen konnten. Die Anwesenden waren alle etwa um die dreißig und es ware eine nette und lustige Gesellschaft. Erstaunt hat mich aber, dass meine Einstellung zu Fleisch, obwohl ich sie gestern gar nicht kundgetan habe, für Diskussionen gesorgt hat. Der Freund meiner Schwester ist Metzgerssohn und sein Fleischkonsum übersteigt die DGD-Empfehlungen mit ziemlicher Sicherheit erheblich. Aber auch die anderen Anwesenden haben ordentlich zugelangt. Mein Tischnachbar dürfte ca. 3 Würste und ebensoviel Steaks verschlungen haben, aber er war damit nicht allein. Sprüche wie “Richtiges Essen für richtige Männer!” flogen über den Tisch und ich war über meine Position als Verteidigerin geringen Fleischkonsums oder gar Fleischverzichts nicht wenig erstaunt, hatte ich doch auch selbst (wie zum Beweiß, dass dazu gehöre) ein viertel Steak und ein halbe Wurst gegessen. Fleisch hat bislang für mich immer noch dazu gehört, auch wenn ich inzwischen sehr ungern Fleisch unbekannter Herkunft (sprich nicht Bio) esse.

Die regelrecht vorwurfsvollen Blicke, als wollte ich ihnen etwas verleiden, habe mich daran erinnert, dass meine Freundin Steffi mal sagte, als Vegetarier müsse man sich immer für seinen Lebenstil rechtfertigen. Jetzt weiß ich was sie gemeint hat. Dabei bin ich ja nicht mal einer – also Vegetarier. Aber Männer die rauhe Mengen Steaks in sich hineinschlingen, wegen der guten Proteine (Haha – als ob die meisten beim Essen jemals über die Nähstoffe nachdenken würden und Fett ist sowieso mehr drin), sind schon ein abschreckendes Bild. Ein Teil der Truppe ist dann auch relativ früh gegangen, unter anderem wegen Bauchschmerzen. Mitleid konnte ich dafür nicht aufbringen.

Fleisch essen ist grausam und das wir die Tiere, die wir töten (lassen) nicht sehen, sondern nur das saftige Steak, macht es nicht besser sondern schlimmer. Heute bin ich sehr nahe dran, den letzten Schritt zu tun und ganz Vegetarier zu werden. Ich bin nicht sicher, ob ich das wirklich kann oder will, aber heute wäre ich es gerne und wer weiß vielleicht morgen auch noch, und wer weiß schon was übermorgen ist …

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