Annas Blog

Category: Nebenbei zur Kenntnis genommen (page 4 of 5)

Und der Countdown läuft …

Noch zehn Tage bis zu meiner Abreise.

Inzwischen müssen solche Dinge wie Abschiedsveranstaltungen in der Schule und eine kleine private Abschiedsparty geplant werden. Heute morgen bin ich von meiner Vermieterin überfallen worden, die ohne jede Vorwarnung mögliche neue Mieter angeschleppt hat (in meine unaufgeräumte Wohnung, wo der Wäscheberg vom Wochenende auf dem Fußboden lag …!) und denen erzählt hat, dass die Wohnung ab 1.2. frei ist. Das ist zwar nicht komplett falsch, aber sie erst abends frei. Das musste ich dann heute Nachmittag erstmal klarstellen. Mit ihrem Mann hatte ich das nämlich schon Anfang Januar besprochen.

Außerdem muss man an so viele Regularien denken. Das Europass dokument, das Papier, dass ich am letzten Tag unterschreiben und an den Pädagogischen Austauschdienst faxen muss. Mein Abschlussbericht (wobei ich im Moment noch darauf warte, dass mir jemand das Formular zuschickt) für den diese Aufzeichnungen hier eine wichtige Gedächtnisstütze sind.

Ach ja und am Wochenende gehen wir vielleicht nochmal Skilaufen, diesmal aber in der Nähe :). Ans Packen mag ich noch nicht denken, aber das sollte auch nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen. Zumal ich fast den ganzen 1. Februar dafür Zeit habe, da hier dann eh Zeugnisferien sind und meine Assistenzzeit vorbei sein wird.

Politisches

Für alle die es nicht mitbekommen haben: am Freitag und Samstag wurde in Tschechien gewählt. Ich mache, dass eigentlich nur zum Thema meines Blogs, weil wir auch im Lehrerzimmer immer wieder darüber diskutiert haben. Die wichtigsten Hintergrundinformationen können sich alle Interessierten auch in der deutschen Presse holen:

http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-01/praesidentschaftswahl-tschechien-schwarzenberg-zeman-fischer

http://www.sueddeutsche.de/politik/praesidentenwahl-in-tschechien-ein-aussenseiter-in-der-stichwahl-1.1571460

http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-01/tschechien-praesidentenwahl-schwarzenberg

Ich möchte nur über meine Eindrücke aus meinem Unfeld hier berichten. Es ist das erste mal, dass die Tschechen ihren Präsidenten direkt wählen und es standen sehr viele Kandidaten zur Auswahl. Deshalb war die Stichwahl, die es in zwei Wochen geben wird auch keine Überraschung. Der tschechische Präsident hat im Grunde ähnliche Befugnisse, wie der bei uns in Deutschland (Repräsentativ, Unterzeichnen von Gesetzen, etc.) aber er hat zumindest in der Vergangenheit seine Befugnisse immer voll ausgeschöpft und damit auch sehr stark in die Politik eingegriffen. Der noch amtierende Präsident ist nicht unbedingt beliebt und schon gar nicht seit er zum neuen Jahr eine Amnestie erlassen hat (http://www.tschechien-online.org/news/19738-verfassungsbeschwerde-wegen-amnestie/), von der vor allem Spekulanten und Wirtschaftskriminelle profitieren, deren Prozesse noch laufen. Am Donnerstag kam im Englischunterricht (ich hatte die vier Klassenbesten) das Thema auf Politik und zwei meiner Schüler haben sich sofort ereifert und lautstark über Politiker im allgemeinen und besonderen geschimpft.

Zurück zur Wahl: Die Favorieten waren zwei ehemalige Komunisten (Zeman und Fischer), Ein Österreichisch-tschechischer Adliger (Schwarzenberg), ein Sozialdemokrat mit dem lustigen Namen “Dienstbier” und ein Professor (sowie Musiker und Künstler Namens “Franz”) der vor allem Dank seiner Ganzkörpertätowierung, die ihn aussehen lässt wie ein grünes Marsmännchen, ins Auge fällt.

Schon im letzten Jahr wurde bei uns im Lehrerzimmer das ein oder andere mal darüber gesprochen, wen man wohl wählen sollte. Doch es war nicht leicht. Nachdem am Donnerstag ein Fernsehduell stattfand, in das ich nur kurz mal reingeschaut hat (NavyCIS auf Tschechisch war spannender) wurden vor allem über Schwarzenberg und Zeman diskutiert. Allein aus meinem Umfeld hätte ich die Prognose also präziser treffen können als es die Meinungsforscher konnten. Den Zeman und und Schwarzenberg sind die beiden, die nun in die Stichwahl gehen. Interessant fand ich follgende Aussagen:

- Schwarzenberg macht die sozialste Politik, obwohl er dem liberal konservativen Lager zugerechnet wird

- Schwrazenberg spricht nicht mal richtig gut Tschechisch, warum sollte man sojemanden als Präsidenten wollen

Man darf also gespannt bleiben, wer in zwei Wochen tschechisches Staatsoberhaupt wird.

 

Wieder in Deutschland

9:00 aus dem mit einer Puderzuckerschicht Schnee bedeckten Benesov abgereist. Etwa um 13:00 Uhr im Schneebematschten Dresden angekommen.

Hallo Heimat! Was für eine Begrüßung … Die Wohnung hat dafür geblitzt, nur der Weinachtsschmuck fehlt, aber wir feiern ja eh weitestgehend woanders.

Ich wünsche ein allen ein schönes 4. Advendswochenende und ein schöne Weihnachtszeit. Eventuell werde ich mich nochmal über Weihnachten in Tschechien auslassen aber nicht heute.

 

Zungenbrecher

Wie ist es möglich, dass ich, trotzdem ich schon mal eine ganze Weile in Tschechien gelebt habe und sogar schon mal Weihnachten hier verbracht habe, bis vorletzte Woche nicht wusste was Heiligabend heißt? Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich es nicht aussprechen und mir daher nicht merken kann.

Heiligabend = Štědrý den (gesprochen: Schtjedri den)

Jedes Mal veränke ich mir die Zunge dabei, sehr zur Freude der Schüler übrigens, die ich ja auch ab und zu mit der deutschen Aussprach quäle ;). “Sag’ doch mal Štědrý den!” Ich habe sie auf das Ende der Stunde verwiesen, aber ich kann es immer noch nicht wirklich.

Kontraste

Heute Nachmittag war ich mit Jana in der Sprachschule (ihr Zweitjob), wo sie Deutsch Einzelunterricht gibt. Eine ihrer Schülerinnen ist ein Mädchen das auf des Gymnasium hier im Ort geht, aber ambitionierte Eltern hat, die möchten, dass ihre Tochter (13 Jahre) zwei Sprachen gut beherrscht. Als erste Fremdsprache hat sie Englisch, seid eineinhalb Jahren lernt sie Deutsch.

Ich hab ja bislang nur DaF- (Deutsch als Fremdsprache) Erfahrungen an der Mittelschule wo ich zur Zeit bin. Und man gewöhnt sich natürlich an das Niveau der Schüler, die Probleme, die sie haben auch wenn sie schon z. T. einige Jahre (5-7!) Deutsch lernen. Daher war ich mehr oder minder schockiert wie groß der Unterschied doch sein kann. Zum einen hat sie mich ziemlich gut verstanden. Sie hat super flüssig gesprochen und relativ wenige Fehler gemacht, wenn sie frei gesprochen hat. Natürlich fehlt ihr einiges an Wortschatz, aber sie ließt sogar schon Bücher (Z.B. Märchen) auf Deutsch. Und außerdem war sie mindestens genauso ambitioniert wie ihre Eltern. Sie hat schon jetzt relativ genaue Zukunftspläne.

Ich hatte ja schon mal einen relativ kurzen Einblick in das Gymnasium hier am Ort und mir war der Unterschied schon bewusst. Aber in diser Stunde habe ich ihn doch nochmal ganz anders wahrgenommen.

Doch es ist nicht nur der Unterschied zwischen begabt und weniger begabt, oder ambitioniert und faul. Man muss auch sehen wer jeweils dahinter steht. Eltern, die alles Alles ermöglichen und ein Intresse an einer guten Ausbildung ihrer Kinder haben, sind immer noch der beste Garant dafür, dass sie es einfach haben in der Schule und auch bei der Berufswahl. Natürlich nicht immer, jede Regel hat genügend Außnahmen, aber meistens ist es halt doch so …

Geburtstagsverhalten

Ich bin verwirrt. Die Tschechen haben eine seltsame Art und Weise (jedenfalls aus meiner Perspektive) mit Geburtstagen umzugehen. Das war mit zwar schon an anderer Stelle aufgefallen, aber diese Woche ist mit das richtig bewusst geworden.

Montag kam Vera in die Schule und hat für alle Schnittchen besorgt und Kekse mitgebracht, weil sie Geburtstag hatte – nur nicht am Montag sondern erst Dienstag … Das hat zu Verwirrung meinerseits geführt und ich hab ihr zu früh gratuliert, ich kennne ja nachfeiern, aber schon mal im Voraus? Jana und Mirka haben dann für Vera Blumen und irgend ne Kleinigkeit besorgt und ich hab was dazu gegeben. Ich hab dann den ganzen Dienstag drauf gewartet, dass wir die Überreichen, aber irgendwie waren nie alle auf einmal da, also hat ihr keiner gratuliert. Gestern waren Jana und ich auch nicht in der Schule. Mirka hat dann zumindest die Blumen am Dienstag noch überreicht, aber da war ich schon nicht mehr in der Schule.

Heute morgen als wir Vera auf dem Gang getroffen haben, meinte Jana: “Mensch, wir haben dir noch gar nicht gratuliert. Machen wir nachher!” HÄÄÄ?? Braucht es dafür ein Komitee oder was? Die spinnen doch die Tschechen …

Lustige Unterrichtsvorbereitungen

Ich hab inzwischen schon die verschiedensten Arbeitsblätter zusammengestellt,  geometrische Formen ausgeschnitten, Karten mit Schlagworten beschriftet, Filmausschnitte verschriftlicht, Liedtexte bearbeitet, jede Menge Dinge also …

Aber die absolute Krönung ist die Suche im Internet nach Kontaktanzeigen. Das Thema mit der 4. Klasse ist Männer und Frauen, Beziehungen und Partnersuche. Inzwischen sind wir bei Kontaktanzeigen gelandet, die sich auch hervoragend zum Üben von Adjektiven und Charakterisierungen eignen. Also ich hab ja keine Ahnung wie man im Internet ernsthaft nach ernstzunehmenden Kontaktanzeigen sucht, aber ich habe bei meiner ernsthaften Suche ohne ernste Absichten wirklich die lustigsten Dinge gefunden. Wobei ein Großteil leider nicht geeinet ist für meine Schüler, sonst müsste ich denen wohl deutsches Sex-Vokabular beibringen :).

Hundeliebe

Die Tschechen lieben Hunde, ich hab den EIndruck, dass hier wirklich jeder einen Hund zu Hause hat. Bei mir in der Gegend gibt es vor allem so kleine Hunde, (“Gabelbissen” :)). Im Moment ist es auch noch nicht wirklich kalt hier, aber schon jetzt läuft ein Großteil von denen mit gestrickten Pullöverchen durch die Gegend. Ich frage, mich was kommt, wenn Schnee liegt. Dann haben die bestimmt auch noch Schühchen an ;)

Methodisches und andere Erkenntnisse

Unterricht läuft an unserer Schule zu 90 % frontal ab. Jedenfalls was die theoretischen Fächer anbelangt. Der Deutsch und der Englischunterricht stellen da die Außnahme dar, aber ich wüsste auch nicht wie man Fremdsprachen Unterricht frontal getsallten sollte, den der lebt ja davon, dass die Schüler zum reden animiert werden (was schwierig genug ist). Ich bin der festen Überzeugung, dass das auch daran liegt, dass sie in allen anderen Fächern in den Stunden nicht zu sagen haben (es sei denn sie quatschen mit dem Nachbarn, was sehr häufig der Fall ist).

Ich habe das an anderer Stelle schon mal aufgeschrieben, aber ich will hier noch einmal ausführlicher darauf eingehen. Besonders ins Auge gefallen ist mir das in den Stunden der Schulleiterin, die mich ja immerhin erst nach vier Wochen überhaupt in ihren Unterricht eingeladen hat und ich davon ausgehe, dass sie sich das reiflich überlegt hat und entsprechend vorbereitet war. Auch habe ich am Montag den Beurteilungsbogen gesehen, mit dem hier die Hospiutation ausgewertet wird. Jana (und ich) haben auf alles die volle Punktzahl bekommen. Die hätte ich mir selbst nie gegeben, aber offensichtlich wird es hier als schande angesehen, wenn man nicht alles perfekt macht. Oder andersherum: nur wenn man es wirklich schlecht macht bekommt man punkte abgezogen.

So ähnlich funktionieren hier inTschechien übrigens auch die Betragensnoten. Um in Betragen eine 2 zu bekommen, muss man laut sein, nicht mitmachen, nie Unterrichtsmaterialien dabei haben und am besten noch Schuleigentum zerstören. Das erscheint mir ein wenig wiedersinnig, wozu dann eine Notenabstufung bis 5? Aber das ist halt so.

Zurück zum methodischen. Ich habe festgestellt das auf einige Dinge in den Stunden extrem viel Wert gelegt wird. Die Zielorientierung, den Schülern soll am Beginn jeder Stunde klipp und klar gesagt werden, worauf die Stunde hinausläuft. Ein Punkt den ich wohl öfter beherzigen sollte. Weiterhin wichtig ist auch ein guter Stundenabschluss (Zusammenfassung durch den Lehrer am Ende der Stunde) und das Bewerten der Schüler in Form von Lob und Kritik zu ihren Leistungen in der Stunde.

Erschreckend finde ich, dass auf Ergebnissicherung überhaupt kein Wert gelegt wird. Übrigens auf mein Nachfragen hin mit der Begründung, dass die Schüler nach der neunten Klasse (also nach Ende der Grundschulzeit) in der Lage sein müssen sich währrend des Unterrichts selbst Notizen zu machen. Arbeitsblätter gibt es so gut wie keine, die Schüler haben normalerweise für jedes Fach ein Heft und natürlich ein Buch (im Sprachenunterricht oft mehrere) und notieren sich dort alles was sie in der Stunde machen. Allerdings sollte der Lehrer dieses Heft regelmäßigen Kontrollen unterziehen, was soweit ich bisher mitbekommen habe nicht sonderlich häufig geschieht. Allerdings habe ich da keinen so guten Überblick und ich habe ja auch nur sporadisch hospitiert. Wenn ich es mir recht überlege habe ich wirklich sehr wenig hospitiert.. naja vielleicht sollte ich nochmal dem ein oder anderen Lehrer auf die Nerven gehen ;).

Übungen zu den Themen finden meiner Erfahrung nach auch nicht statt, die Schüler sind angehalten den Stoff zu Hause zu lernen und werden regelmäßig mündlich und schriftlich geprüft (auch gerne ohne Vorwarnung). Das machen sie mit mehr oder weniger Begeisterung.

Diese Woche habe ich mitbekommen, das einige dieser Schülerinnen nicht wenig Arbeiten in iherer “Freizeit”, machen noch acht Stunden jeden Tag nach der Schule. Da wundert mich jetzt nicht mehr, dass die bisweilen im Unterricht fast einschlafen. Die mit der ich heute unterwegs war hat mir erzählt sie schläft meistens nur vier oder fünf Stunden. Wenn sie zur nullten Stunde in die Schule muss (4 x pro Woche) dann steht sie um vier Uhr auf. Das fand ich ganz schön krass, aber bei nem SCulweg von 1,5 Stunden und dem ausführlich make-up jeden morgen eigentlich kein Wunder. Ach ja und arbeiten tut sie für 55 Kronen die Stunde, das sind 2,20 Euro!! Und gerade dieses Wochenende habe ich in bratislava mal auf H&M Preise geschaut, da war der Preis in Kronen umgerechnet oft höher als der Europreis. In was für einer Welt leben wir?

 

 

Pädagogische Beratung

Die pädagogische Beratung hat mir gestern Nachmittag einen seeehr lange Tag bescherrt. Auf halber Strecke wäre ich fast eingeschlafen, als die Schulleiterin einen 20 min Monolog über irgendeine Gesetzesänderung gehalten hat, die die Krankenhäuse und die Schulen die Krankenschwestern ausbilden betrifft. Es war mir schon ein wenig peinlich, da die Schulleiterin das vermutlich mitbekommen hat, wie mir langsam die Augen zugefallen sind. Aber es war echt nicht interessant für mich und außerdem habe ich größtenteils eh nur Bahnhof verstanden. Für irgendwelche Feinheiten aus Gesetzestexten reicht mein Tschechisch also nicht…

Ansonsten frage ich mich, was daran pädogogisch ist, wenn alle Lehrer sich über schlechte Schüler aufregen und einzeln aufgezählt wird welcher Schüler wo eine fünf hat?! Das hatte irgendwas mit der Vorbereitung auf die Elternsprechzeit am Donnerstag zu tun, aber was das gebracht hat weiß ich nicht. Zumal ich mit vielen Namen nichts anfangen konnte, denn ich kenne meist nur die Vornamen. Ich kann mir die tschechischen Nachnamen total schlecht merken vorallem die weiblichen, weil durch das -ova am Ende hört sich immer Alles so gleich an (Kuselkova, Kackova, Strakova, Hrdlickova,… und wie sie alle heißen). Eingängig finde ich irgendwie immer nur die, die sich ursprünglich deutsch anhören (Cimmermannova, Hartmannova,…).

Sonstige Neuigkeiten, die eher am Rande diskutiert wurden: der Tag der offenen Tür, Vorstellung aller Mittelschulen in Benesov, der Exhibitionist vor der Schule (ich hab keinen gesehen, aber offensichtlich was da letzte Woche einer), Die Sitzpläne und wie man die Schüler anders anordnen könnte ;)

Alles in allem nur mäßig interessant. Aber ich habs bis zum Ende durchgehalten.

 

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