Annas Blog

Liebe Dresdner Stadtplaner,

Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mich einmal bei euch bedanke. Gerade heute auf dem Rückweg von der Uni habe ich den Hindernisparcour, der meinen täglich Arbeitsweg darstellt, wieder einmal mit Bravour gemeistert. Ich trainiere dadurch zweimal täglich Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsvermögen.

So musste ich wieder diversen auf den Bus wartenden und sich gedankenverloren bewegenden Menschen ausweichen und zwei mal scharf bremsen damit niemand zu schaden kommt. Dieses Gefahrentraining wird mir allein dadurch ermöglicht, dass die Radwege zwischen Bushaltestelle und Straße entlang führen, also danke dafür.

Auch die vielen Schlaglöcher und hohen Bordsteinkanten, die ich mit meine dünnen Reifen zu meiden versuche, helfen mir beim Fahren nicht einzuschlafen. Die zum Teil fehlende Markierung sorgt dagegen dafür, dass die Radwege aus dem Bewusstsein der Autofahrer verschwinden und verlangen von mir nicht nur das Beobachten der zu hohen Bordsteinkante, sondern stellen auch noch kommunikative Anforderungen. Denn ich muss herannahende Autos aufmerksam im Auge behalten und wenn möglich Blickkontakt mit dem Autofahrer aufnehmen. Damit er ja nicht vergisst, wer hier Vorfahrt hat – nämlich ich!

Ganz entzückt bin ich auch von den zwei Baustellen, die sich seit neuestem auf meinem (nur etwas 5 km langen) Weg befinden. Ein wenig Slalom kann für das Koordinationstraining eines jeden Radfahres nur von Vorteil sein. Und es versteht sich ja auch von selbst, dass die Autos auf Radwege umgeleitet werden und der Radfahrer den Umweg in Kauf nimmt. Schließlich möchte er nicht nur sein Ziel erreichen, sondern auch ein wenig trainieren. Sportliches Engagement geht klar vor.

Ich finde es auch völlig ok, wenn ihr Radwege wegmacht und stattdessen lieber Parkplätze baut. Die faulen Autofahrer müssen selbstverständlich immer direkt vor dem Geschäft parken können, denn sonst würde sie warscheinlich nicht mehr einkaufen gehen. Und den wirtschaftlichen Schaden, der dadurch entstünde, möchte ich nicht auf meine Kappe nehmen.

Nein, keine Sorge: Wir Radfahrer stecken das schon weg! Fragt sich nur, wie lange noch.

Gezeichnet,

eine Radfahrerin

 

Categories: Alltägliches, Nebenbei zur Kenntnis genommen, Unialltag

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2 Comments

  1. …Tochter eines Kolumnisten! BRAVO! Gut geschrieben und sogleich an die Dresdner Tageszeitung weitergeben. Vielleicht brauchen die noch einen Schreiberling mit diesem unvergleichlichen Unterton. -
    Liebe Grüße aus der Südheide

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