Unterricht läuft an unserer Schule zu 90 % frontal ab. Jedenfalls was die theoretischen Fächer anbelangt. Der Deutsch und der Englischunterricht stellen da die Außnahme dar, aber ich wüsste auch nicht wie man Fremdsprachen Unterricht frontal getsallten sollte, den der lebt ja davon, dass die Schüler zum reden animiert werden (was schwierig genug ist). Ich bin der festen Überzeugung, dass das auch daran liegt, dass sie in allen anderen Fächern in den Stunden nicht zu sagen haben (es sei denn sie quatschen mit dem Nachbarn, was sehr häufig der Fall ist).
Ich habe das an anderer Stelle schon mal aufgeschrieben, aber ich will hier noch einmal ausführlicher darauf eingehen. Besonders ins Auge gefallen ist mir das in den Stunden der Schulleiterin, die mich ja immerhin erst nach vier Wochen überhaupt in ihren Unterricht eingeladen hat und ich davon ausgehe, dass sie sich das reiflich überlegt hat und entsprechend vorbereitet war. Auch habe ich am Montag den Beurteilungsbogen gesehen, mit dem hier die Hospiutation ausgewertet wird. Jana (und ich) haben auf alles die volle Punktzahl bekommen. Die hätte ich mir selbst nie gegeben, aber offensichtlich wird es hier als schande angesehen, wenn man nicht alles perfekt macht. Oder andersherum: nur wenn man es wirklich schlecht macht bekommt man punkte abgezogen.
So ähnlich funktionieren hier inTschechien übrigens auch die Betragensnoten. Um in Betragen eine 2 zu bekommen, muss man laut sein, nicht mitmachen, nie Unterrichtsmaterialien dabei haben und am besten noch Schuleigentum zerstören. Das erscheint mir ein wenig wiedersinnig, wozu dann eine Notenabstufung bis 5? Aber das ist halt so.
Zurück zum methodischen. Ich habe festgestellt das auf einige Dinge in den Stunden extrem viel Wert gelegt wird. Die Zielorientierung, den Schülern soll am Beginn jeder Stunde klipp und klar gesagt werden, worauf die Stunde hinausläuft. Ein Punkt den ich wohl öfter beherzigen sollte. Weiterhin wichtig ist auch ein guter Stundenabschluss (Zusammenfassung durch den Lehrer am Ende der Stunde) und das Bewerten der Schüler in Form von Lob und Kritik zu ihren Leistungen in der Stunde.
Erschreckend finde ich, dass auf Ergebnissicherung überhaupt kein Wert gelegt wird. Übrigens auf mein Nachfragen hin mit der Begründung, dass die Schüler nach der neunten Klasse (also nach Ende der Grundschulzeit) in der Lage sein müssen sich währrend des Unterrichts selbst Notizen zu machen. Arbeitsblätter gibt es so gut wie keine, die Schüler haben normalerweise für jedes Fach ein Heft und natürlich ein Buch (im Sprachenunterricht oft mehrere) und notieren sich dort alles was sie in der Stunde machen. Allerdings sollte der Lehrer dieses Heft regelmäßigen Kontrollen unterziehen, was soweit ich bisher mitbekommen habe nicht sonderlich häufig geschieht. Allerdings habe ich da keinen so guten Überblick und ich habe ja auch nur sporadisch hospitiert. Wenn ich es mir recht überlege habe ich wirklich sehr wenig hospitiert.. naja vielleicht sollte ich nochmal dem ein oder anderen Lehrer auf die Nerven gehen ;).
Übungen zu den Themen finden meiner Erfahrung nach auch nicht statt, die Schüler sind angehalten den Stoff zu Hause zu lernen und werden regelmäßig mündlich und schriftlich geprüft (auch gerne ohne Vorwarnung). Das machen sie mit mehr oder weniger Begeisterung.
Diese Woche habe ich mitbekommen, das einige dieser Schülerinnen nicht wenig Arbeiten in iherer “Freizeit”, machen noch acht Stunden jeden Tag nach der Schule. Da wundert mich jetzt nicht mehr, dass die bisweilen im Unterricht fast einschlafen. Die mit der ich heute unterwegs war hat mir erzählt sie schläft meistens nur vier oder fünf Stunden. Wenn sie zur nullten Stunde in die Schule muss (4 x pro Woche) dann steht sie um vier Uhr auf. Das fand ich ganz schön krass, aber bei nem SCulweg von 1,5 Stunden und dem ausführlich make-up jeden morgen eigentlich kein Wunder. Ach ja und arbeiten tut sie für 55 Kronen die Stunde, das sind 2,20 Euro!! Und gerade dieses Wochenende habe ich in bratislava mal auf H&M Preise geschaut, da war der Preis in Kronen umgerechnet oft höher als der Europreis. In was für einer Welt leben wir?
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