Als ich mit zwanzig behauptet habe, älter müsste ich nicht werden, war mir natürlich klar, dass die Natur das anders sieht. Und die Zeitrechnung lässt da auch nicht mit sich spaßen. Unaufhaltsam schreitet die Zeit vorwärts. Lässt Minuten und Stunden vergehen, Tage wie Augenblicke erscheinen, Wochen verstreichen, ohne dass man wüsste, was man alles getan hat. Jahreszeiten und Jahre ziehen vorbei – schon wieder bald Weihnachten? War doch erst vor kurzem, oder?

Agesehen von diesen unmerklichen Änderungen, die in anderen Klimazonen, ohne Kalender und Chronometer viel schwerer nachvolllziehbar wären, gibt es natürlich noch die offensichtlichen Veränderungen. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass ich auf Facebook immer öfter Schwangere und Babyfotos zu sehen bekomme. Oder dieses Erlebnis von letztem Freitag:

Wir sind unterwegs in einen der größeren Clubs in Dresden. Es ist kalt, aber uns ist warm und wir sind schon leicht angeheitert, Hugo und Prosecco lassen grüßen. Drinnen ist noch nicht zu viel los. Es ist etwa dreiviertel zwölf. Also erstmal Richtung Bar, noch einen Prosecco. Langsam füllt sich der große Raum, Frauen in abenteurlichem Schuhwerk staksen an uns vorbei. Aber nicht nur die Schuhe sind interessant. Tendenziell lässt sich sagen, je jünger desto kürzer der Rock, wenn man dieses Kleidungsstück denn noch so nennen möchte. Die Musik ist ganz in Ordnung, wir steuern die Tanzfläche an, die sich langsam füllt. Alle bewegen sich, die Stimmung ist in Ordnung, die Musik wird schlechter. Rechts hinter mir schwankt (tanzen kann man das wahrlich nicht nennen) ein zwei-Meter-Mann, dessen Ellenbogen ich des öfteren abbekomme. Irgendwann drehe ich mich genervt um, sehe ihn an und zucke zusammen. Der Typ ist zwar riesig, aber ich schaue in ein Kindergesicht. Der ist wahrscheinlich erst sechzehn! Ein Blick in die Runde zeigt: Wir sind auf einer Erstsemester-Party, höchstens!! Vielleicht ist es auch nur ‘ne Abiparty…

Eine knappe Stunde später, wieder an der Bar. Es gibt doch noch Typen hier, die ganz gut aussehen, geht mir bei eingehenderer Betrachtung eines Exemplars des anderen Geschlechts durch den Kopf. Dann schleicht sich ein zweiter Gedanke auf  leisen Sohlen an: Wie alt mag der wohl sein? Ich überlege und schätze ihn auf Mitte dreizig. Und in dem Moment weiß ich, was mir der Blick in den Spiegel an ausgeschlafenen Tagen noch nicht verrät: “Verdammt du wirst … älter!”