Annas Blog

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Plädoyer pro Siesta

Willkommen zu den diesjährigen Hundstagen, der heißesten Zeit des Jahres. Der Name hat ürbigens nichts damit zu tun, dass alle hechelnd im Schatten liegen und am liebsten in Bewegungslosigkeit verharren – aber das nur nebenbei.

Die Hitze macht allerdings tatsächlich den meisten Menschen zu schaffen und das liegt unter anderem daran, dass wir eine für dieses Wetter nicht angemessenen Tagesplanung haben. Wir haben keine Siesta. Zwar stehen wir früh auf – ist der Morgen doch die einzige Zeit des Tages, zu der man noch nicht im eigenen Saft schmorrt. Und wir bleiben lange wach. Meistens weil man nicht einschlafen kann. Wir haben zum Beispiel ab nachmittags die Sonne auf unserer Wohnung und sie bleibt bis zum Anschlag. Macht nicht mehr nur gefühlte 30 ° C im Schlafzimmer. Ergo schlafen wir Nachts weniger. Tagsüber nach dem Mittagessen (3 Salatblättern oder so) wird man dann müde. Kann sich aber nicht einfach mal aufs Ohr hauen, weil wir halt keine Siesta haben.* Continue reading

Sommerabende

Ich liebe den Sommer. Die Tatsache, dass man sich keine Gedanken darüber machen muss, ob man warm genug angezogen ist. Keine kalten Füße haben. Die viele Sonne genießen. Baden gehen. Jeden Tag Fahrrad fahren können – Sommerregen auf dem Fahrrad ist nicht störend sondern schön! So viel frisches Obst und leckere Beeren (heute gab es wieder Stachelbeeren von der Nachbarin). Im Park auf einer Decke Mittagsschlaf machen…

Mir würde noch eine Menge einfallen.

Ganz besonders schön sind aber Sommerabende. Gestern zum Beispiel. Für einen perfekten Sommerabend braucht man:

- eine Stadt mit Fluss (z. B. Dresden mit der Elbe)

- ein Freilichtkonzert (gestern spielte ‘Unheilig’) an eben diesem Fluss und

- die Möglichkeit außerhalb des Konzertgeländes eine Decke zu platzieren

- eine Flasche Wein

- eventuell was zum Knabbern

- Freunde

und

- den Sonnenuntergang

Dresdens Altstadt ist immer schon, aber ganz besonders schön ist sie, wenn die Sonner untergeht und der Mond über der Altstadt auf und die Kulisse von den letzten rötlich Strahlen beleuchtet wird. Es sollte immer Sommer sein… *seufz*

Köperwelten

Obwohl ich inzwischen seit zwei Jahren Mitglied bin, sind sie mir immer noch ein wenig suspekt. Die Tempel des modernen Menschen – man könnte ihn Homo corporalis nennen, so sehr ist er fixiert auf seinen Körper, sein Aussehen und Wohlbefinden, seine Wirkung und seine Präsentation – ist das Fitnessstudio. Es gibt sie in allen Ausführungen, von sehr billig bis extrem teuer, ihr Heilsversprechen ist aber immer dasselbe. Schönheit und Gesundheit durch das wöchentlich möglichst hoch anzusetzende Maß an körperlicher Qual Ertüchtigung, welche das moderne Pendent zu Ablasshandel (= wenn man mal wieder mit Süßigkeiten oder ähnlichem gesündigt hat), Beichte (= beim regelmäßigen Fitnesscheck) und Sühne (= jede Menge Rosenkränze Sit-ups) ist.

Betritt man einen dieser modernen Tempel, wird man von durchtrainierten Trainern mit strahlendem Lächeln begrüßt. Alle Duzen sich – und dich auch. Man gehört dazu, ist Teil der großen Sekte Gemeinschaft. Regelmäßig prüfen sie alle für die Gemeinschaft relevanten Kennzahlen wie BMI, Körperfett, Gewicht, Blutdruck, Puls und Ausdauer. Hier gilt dann häufig das Gegenteil des geflügelten Wortes: man wird gemessen und für zu schwer befunden. Aber keine Angst, der nächste Trainingsplan wird zügig erstellt, die Ziele definiert und der Körper gleich mit.

Diese Körpermentalität lebt auch vom Vergleich. Was nützt es dünn zu sein, wenn man nicht dünner ist als andere? Welchen Sinn hat das Trainiertsein, wenn man nicht ein bischen besser aussieht als der Nachbar. So taxieren die auf dem Cross-trainer-stehenden die Zahlen ihrer Nachbarn. Bereits verbrauchte Kalorien, welcher Wiederstand, was sagt der Puls? Völlig überdimensionierte Body-Builder posen vor riesigen Spiegeln und versuchen noch eine 5 kg-Scheibe mehr auf ihr Hantelstange zu schieben, als der Nachbar drauf hat. Gut trainierte Damen laufen in so engen Kleidungsstücken herum, dass man keinerlei Fantasie mehr für irgendwas benötigt.

In den Kursen treiben die Trainer die Fitnesssüchtigen mit einer Mischung aus ‘Wir-haben-Spaß-zur-Musik’ und Drill an. Und hinterher verschwinden alle erschöpft und glücklich unter der Dusche und/oder in der Sauna. Da kann man dann nochmal, den Körper als ganzes Kunstwerk präsentieren. Vorallem die allgegenwärtigen Bilder und Bildchen, die sonst leider gottseidank von Kleidungsstücken verdeckt werden.

Zwar wird behauptet unser Körper sei der Tempel unserer Seele, aber viele scheinen das zu ernst zu nehmen und die Seele/den Geist zu Gunsten des Körpers zu vernachlässigen.

Wenn ich also heute Abend aus dem Fitnesstudio komme, werde ich erstmal ein gutes Buch lesen. Und den Feuilleton der Zeit, um geistig auf dem Laufenden zu bleiben. Und vielleicht ein Glas Wein trinken, für die Seele…

Es gibt Texte von Goethe, die erst nach seinem Tod veröffentlich wurden und die eigentlich zu Faust I (Walpurgisnacht)* gehören. Goethe hat sich hier selbst zensiert, wohl wissend, dass diese “Schweinereien” auf wenig Gegenliebe beim zeitgenössischen Publikum gestoßen wären. Ich möchte euch selbige aber auf keinen Fall vorenthalten, waren diese Passagen doch auch für mich völlig neu.

So rät der Satan jungen Männern und Frauen Folgendes:

„Es gibt zwei Dinge

so herrlich und Groß, Continue reading

Die kleinen Freuden

oder Nette Nachbarn

Gestern stand ein kleiner Topf vor unserer Wohnungstür als wir Abends aus dem Fitnessstudio kamen. Daurauf lag ein kleiner weißer Zettel auf dem stand “Himbeermarmelade”.

Wir wohnen jetzt seit fast vier Jahren hier im Haus. Das merkt man auch daran, dass die Wohnung immer kleiner zu werden scheint. Meine regelmäßigen Ausmist-Aktionen scheinen darauf auch keinen Einfluss zu haben. Aber man merkt es auch daran, dass man inzwischen fast alle anderen Parteien, die hier wohnen kennt. Vorallem die Beständigen.

Der kleine alte Mann, der im Erdgeschoss wohnt und Sommer wie Winter die Straße mit seiner Zigarre auf- und abwandert. Immer ein freundliches Lächeln und ein kurzer Gruß. Wenn ich in unsere Straße einbiege und es nach Zigarre reicht, dann weiß ich, dass ich gleich zu Hause bin.

Die alte Frau, deren Küchenfenster direkt am Hauseingang ist. Sogar wenn es bitterkalt draußen ist, schafft sie es einen abzufangen, wenn man gerade den Briefkasten leert. Bei guten Wetter sollte man immer Zeit für ein Schwätzchen haben. Als ich gestern das Haus Richtung Uni und Vorlesung verließ, hat sie mich gefragt, ob ich schoppen gehe. Mache ich nur selten, daher war ich verwundert über diese Frage. Zumal sie eigentlich recht gut Bescheid weiß, wann ich was mache*. Ob Wäsche aufhängen oder einkaufen, alles muss besprochen werden. Manchmal, wenn ich keine Zeit habe, husche ich am Fenster vorbei, dann winke ich ihr meist vom Fahrrad aus zu.

Unsere Pakete nimmt oft der Hausmeister (1.Stock) entgegen, der auch bereitwillig das Briefkastenleeren übernimmt, wenn wir in den Urlaub fahren und jedesmal heftig protestiert, wenn wir ihm dafür eine Schachtel Pralinen zum Dank vorbeibringen.

Seit neuestem bekommen wir regelmäßig frisch Geerntetes aus dem Schrebergarten einer weiteren älteren Dame, die im Erdgeschoss wohnt. Angefangen hat alles, als sie uns eine Schale Erdbeeren vorbei gebracht hat. Wir saßen gerade draußen auf der Wiese und haben Zeitung gelesen. Am nächsten Tag haben wir uns überschwänglich bedankt. Seitdem gab es ein Schale frische Himbeeren und gestern frische Himbeermarmelade. Die war noch warm. Als ich vorhin einkaufen gefahren bin, habe ich sie vorm Haus getroffen und wurde ausdrücklich aufgefordert keine Gurke zu kaufen, die sei morgen reif und würde dann wieder vor der Tür auf uns warten. Und nächste Woche gibt es dann Stachelbeeren. “Die mögen Sie doch auch, oder?”

Na klar, und ich wohne echt gerne hier!

 

*Genau genommen weiß sie ziemlich gut darüber Bescheid, was jeder Einzelne im Haus den lieben langen Tag so macht.

Und das bin übrigens ich!

Nach den ganzen Enthüllungen der letzten Wochen (ja ich weiß, ist alles nicht neu, wusste man eigentlich alles voher und so weiter) fragt man sich dann ja doch das ein oder andere Mal, was DIE so über einen wissen. Die, das könnte die NSA sein oder auch nur der BND oder Facebook oder Google. Die NSA kann ich natürlich nicht fragen*, aber hier gibt es eine Anleitung, wie man mal nachschauen kann, was Google und Facebook so über einen wissen. Beziehungsweise nach welchen Kriterien man dort Werbung bekommt, wofür man sich interessiert und so.

Über die Anzeigeeinstellungen bei google habe ich erstaunliches über mich herausgefunden:

Ich bin 55-64 Jahre alt.

Wie bitte??? Wie kommen die denn darauf? Das würde mich wirklich mal interessieren. Bin ich so langweilig, dass ich mich für lauter Alte-Leute-Zeug interessiere oder soll ich das als Kompliment auffassen, von wegen geistige Reife und so?

Meine sonstigen Interessen sind auch nur bedingt zutreffend:

Computer und Elektronik (Naja), Essen und Trinken (Definitiv – ob die die gleichnamige Zeitschrift meinen?), Fotographie und digitale Kunst (?), Fremdsprachenunterricht (Tschechisch, Englisch und auch Französisch seid Neuestem, das zu wissen ist keine Kunst, so oft wie ich den Google-Translater benutze), Kochen und Rezepte (Daumen hoch), Musik und Audio (naja), Nachrichten (Definitiv), Politik (sehr allgemein, aber ja meinetwegen), Regierung (welche? wie meinen die das? Also Politik ja, aber regieren wollte ich noch nie jemanden!), Rockmusik (klares ja, steht aber an letzter Stelle also wohl eher unwichtig)

Und immerhin sind sie sich sicher, dass ich weiblich bin, das ist doch schön ;)

 

Wenn man bei Facebook sein komplettes Profil als zip-Datei herunterläd, gelangt man auch zu den sogenannten Ads Topics, selbstverständlich personalisiert.

Was Facebook anbelangt, werde ich allerdings nicht so richtig schlau aus den Angaben. Dass ich bestimmte Bands mag, hab ich ja selbst dort eingegeben, die Süddeutsche und die Zeit habe ich ebenfalls geliked. Aber was ich mit einem Schmetterling (Colias croceus) zu tun habe und warum ich Birnam (irgendein schottischer Ort, der was mit Shakespeare zu tun hat) interessant finden soll, obwohl ich noch nie in Schottland war, ist mir nicht klar. Und dass ich mich neben der TU Dresden auch für die TU Delft (irgeneine Uni in den Nierlanden) interessiere, finde ich wirklich seltsam. Immerhin ist sich Facebook sicher, dass ich mich für Pädagogik und Erziehung interessiere, sieh mal einer an. Wie überraschend.

Da haben sie also ein Bild von mir die großen Datensammler. Ein verzerrtes, teilweise auch falsches Bild aber eben ein Bild. Und einen Namen und im Fall von Facebook auch jeden Menge Fotos.

Es wäre ja witzig, wenn es nicht gleichzeitig so ernst wäre. Denn nur weil man es kann, alles sammeln, alles speichern, alles mitlesen, mithören und interpretieren, heißt noch lange nicht, dass es erlaubt ist. Erlaubt sein sollte! Wo ist der Staat, der uns mit Gesetzen und Regeln doch sonst so gerne vor allem und jedem schützen möchte, wenn es um unsere Privatsphäre geht?

Quis custodiet ipsos custodes?
* Wobei ich könnte schon:

Sehr geehrter NSA-Beamter,

falls wenn Sie das hier lesen und gerade mal kurz Zeit haben, dann könnten Sie doch bestimmt so freundlich sein und mal nachschauen, welche Daten Sie so von mir haben. Bitte nicht im Kommentar posten, es soll ja nicht jeder lesen können, sondern einfach an eine meine E-Mail-Adressen senden. Suchen Sie sich einfach eine aus, naja vielleicht nicht gerade die bei Web.de ich nehme an, dafür wird die Datei zu groß sein. Ich danke schon Mal im voraus.

Mit besten Grüßen, Anna

Verwurzelt

Auf die Frage wer man ist, gibt es viele Antworten. Es ist jeden falls mehr als nur der Name und es ist nie nur der Beruf. Kulturelle Herkunft und Familie spielt ob uns das nun gefällt oder nicht eine ganz wesentliche Rolle, bei der Definition des eigenen Selbst.

So hat der Mann der amerikanischen Großtante meines Lebenspartners die Frage nach seiner Herkunft nicht etwa mit: “Bosten, Vereinigte Staaten beantwortet”. Seine Worte waren, er sei zu ‘einem viertel Deutsch’. Als ich ihn daraufhin fragte, was er denn noch so sei (1/4 Irisch und 1/2 Polnisch) war ich überrascht, wie wichtig ihm das offenbar war. Dabei spricht er kein Polnisch und nur sehr wenige Worte Deutsch. Auch seine Begeisterung für europäische Kultur, Denkmäler, geschichtsträchtige Bauten war beeindruckend (“I like this really old stuff!)”.

Auswanderer der zweiten Generation in Europa auf der Suche nach ihren Wurzeln. Warum wohl? Ist ein Heimatland nicht genug?

Die Mobilitätsfrage

Bei meinem Liebsten und Haustechniker lauet in unregelmäßigen Abständen eine wichtige Frage: “Haben oder nicht haben?” Immer dann, wenn es doch gerade mal praktisch wäre ein Auto zu besitzen, wird in ihm der Wunsch nach einem eigenen 4-rädrigen Freund geweckt. Bis lang habe ich jede in diese Richtung geführte Diskussion gewonnen, schon aus dem einfachen Grund, dass ich die besseren Argumente habe. Geld spielt zwar dabei die Hauptrolle, aber niemand der in einer Stadt wie Dresden wohnt – keine fünf Minuten von zwei Straßenbahnhaltestellen entfernt – und keine Kinder hat, braucht ein Auto. Zumal Fahrrad fahren viel gesünder ist. Und dann die Ökobilanz … Das führt dann zwar dazu, dass wir, wenn wir etwas im Baumarkt benötigen, mit Bahn und Bus dort hinfahren und auf dem Rükweg erheblich zu schleppen habe. Aber wäre es anders: Es wäre ja nicht mal der Erwähnung wert.

Auch letzte Woche wäre ein Auto wieder praktisch gewesen. Geburtstagseinkäufe und ein Kurzurlaub mit Verwandschaft aus Amerika standen auf dem Programm. Wir wurden aber mitgenommen bzw. haben uns ein Auto von der Verwandtschaft geliehen. Und die Rückfahrt hat mir dann mal wieder gezeigt, warum es nur nervig und teuer ist einen eigenen fahrbaren Untersatz zu haben: nach den ersten 30 km wurde eine hohes sirrendes Geräusch hinten links im Auto so unerträglich und beunruhigend, dass wir auf den nächsten Rastplatz gefahren sind. Beim Aussteigen stieg uns der unangenehme Gestank von Gummi in die Nase und das Hinterrad war glühend heiß. Also blieb nur den Pannenservice anzurufen. 1,5 Stunden auf der Raststätte verbracht und ein zweifelhaftes Abendbrot verspeißt. Endlich: Der Abschleppwagen. Das Rad war natürlich inzwischen wieder kalt, zu sehen war auch nichts. Die Bremse, das Radlager? Das Auto wurde zügig aufgeladen und zur Werkstatt transportiert. Nach einer weiteren guten Stunde konnten wir endlich weiterfahren. Es war die Bremse gewesen, festgefressen und ja, die Bremsklötze sind fast nicht mehr existent, also zu Hause schleunigst in die Werkstatt… Kosten? Nur die Arbeitsstunden, aber mit 100% Sonntagszuschlag, das ist halt Pech.

Der nette Mechaniker hat zwar ein Schwätzchen mit uns über Automarken (von denen ich werder Ahnung habe, noch Ahnung haben will) gehalten. Und uns nachdrücklich versichert, dass eine Mercedes S-Klasse besser ist als jeder Audi oder VW. Aber ich hoffe, dass auch bei meinem Haustechniker der Wunsch nach einem Auto fürs erste mal wieder versiegt ist.

Ein bisschen Kind sein

oder

Ein Engel für jeden Tag

Ich war ungefähr fünf oder sechs Jahre alt, als ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Engel sah. Vor dem Fenster unseres Kinderzimmers, in dem ich mit meinen Schwestern spielte, wurde die Dunkelheit auf einmal von einem gelben warmen Licht erhellt, das am Fenster vorüber zog. An diesem Winterabend war ich mir sicher, dass dies nur ein Engel gewesen sein konnte. Was sonst hätte vor einem Kinderzimmer im ersten Stock an einem Winterabend die Nacht zum leuchten bringen sollen? Von Ufos und Science Fiction wusste ich damals noch nichts. Ich kannte nur Märchen und ich wusste mit felsenfester Überzeugung, dass jedes Kind einen Engel hat. Das war meiner gewesen.

Wenn man erwachsen wird, und das lässt sich nur schwer vermeiden, dann schwindet dieser starke unerschütterliche Glaube an die großen Mysterien der Kindheit. Wer von uns ist sich schon wirklich sicher, dass ein Tag und Nacht über uns wacht und uns schütz? Wir wissen schließlich um Kausalitäten und die Folgen unseres Handeln, wir wissen über Machtlosigkeit und Zufall bescheid und sind uns nicht sicher, ob wir nicht nur ein kleiner Spielball innerhalb einer großen komplexen Welt sind. Wir überschätzen den Einfluss unseres Handelns ebenso konsequent, wie wir resignieren vor der Folgenlosigkeit desselben. Und da soll auch noch jeder von uns einen Engel haben? Unwahrscheinlich …

Erwachsene sind nicht wie Kinder, die durch einen Engel vor den Unwägbarkeiten und Gefahren des alltäglichen geschützt werden, wir schützen uns lieber selbst mit Engeln. Kennen Sie dieses blaue, kreisrunde Symbol mit dem blauen Engel drin? Das ist der blaue Engel, auch Umweltengel genannt. Auch ein Zeichen, dass uns schützen soll. Ein Lorbeerkranz mit blauen Figur, die ihre Arme (schützend?) ausbreitet. Wenn wir ihn sehen, wissen wir hier wird etwas geschützt zertifiziert. Und es steht unten drunter, warum dieses Produkt oder jene Dienstleistung das Zertifikat trägt (ist übrigens freiwillig, man muss sich auch selbst drum bemühen). Nicht alle Engel sind also aus dem gleichen Grund auf den verschiedenen Dingen.

Wenn man mit offenen Augen durch die Welt läuft, dann kann man also jeden Tag kleine Engel sehen. Denn irgendwie sind wir ja doch noch Kinder. Auch wenn wir selbst nicht mehr dran glauben, dann wollen wir doch, dass uns jemand behütet und schütz und wir suchen jeden Tag nach dem Engel, der das für uns übernimmt.

Was schon Tucholsky wusste:

“Im Übrigen gilt in Deutschland derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht.”

Da kann ich nur hinzufügen: nicht nur in Deutschland…! Ein sehr wahres Zitat, vor allem im Hinblick auf den zur Zeit berühmtesten Mann der Welt: Edward Snowden. Ich hoffe wirklich, es findet sich ein Land, dass ihm Zuflucht gewährt! Unser rückratloses Heimatland wird es wohl nicht sein.

Einen interessanten Kommentar habe ich auch in der Süddeutschen zu dem Thema gefunden.

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