Eines der Sommerhighlights – Ja, auch hier ist der Sommer endlich angekommen! – in Dresden ist jedes Jahr die Bunte Republik Neustadt (kurz BRN). Entstanden aus einer Protestbewegung in den 90er Jahren handelt es sich heute eigentlich nur noch um ein großes Straßenfest. Dies macht sich vor allem in der Kommerzialisierung bemerkbar. Es geht an vielen Stellen vor allem um den Verkauf von Essen und Trinken und natürlich von Krimskrams, den man auf solchen Festen üblicherweise findet. Darüber hinaus ist die BRN aber trotzdem etwas ganz besonderes. Auch wenn ich nicht weiß, wie das Fest früher aussah, hat es einen ganz besonderen Charme, der es von anderen Stadtfesten, die ich kenne, unterscheidet.

Samstag Nachmittag sind die zentralen Straßen der Neustadt schon voller Menschen. Junge und Alte, Familien mit Kindern, ein bunt gemischtes Publikum tummelt sich auf der Allaunstraße, der Louisenstraßen oder rund um die Lutherkirche. Nach einem Spaziergang durch dem Priesnitzgrund haben mein Lebensgefährte und ich beschlossen uns in das bunte Getümmel zu stürzen. Aber als uns der Durst überkommt und die Füße langsam brennen, suchen wir uns ein erhöhtes Plätzchen vor einer Bar und beobachten bei einem kühlen Bier die vorbeiziehenden Menschenmassen. Und das Publikum ist wirklich bunt. Manche haben wahrscheinlich Stunden vor dem Spiegel verbracht, bevor sie das Haus verlassen haben. Punks mit perfekt gestylten schreiend bunten Haaren, Musikfans verschiedener Richtungen in Schwarz bis leuchtend rot, gelb oder blau. Alternative Ökos in Leinenkleidern und Biolatschen. Sogar einen Mann im Schottenrock habe ich gesehen, nicht gerade die Traditionskleidung in Dresden. Tatoos soweit das Augen sehen kann. Erstaunlich wie bebildert die Menschen heute oft sind. Sternchen und Blümchen fallen ja kaum auf, Frauen die Aussehen, als ob sie Strumpfhosen tragen,  obwohl es nur bebilderte Beine sind. Bunte Rücken und Dekolletès, man könnte jede Menge Zeit mit der Interpretation verbringen.

Ich habe mir übrigens ein kleines Bildchen (eine Schwalbe) in den Nacken kleben lassen, ein Pentagram stieß bei meinem liebsten nicht gerade auf Gegenliebe. Das Vöglein hat aber die Dusche nach dem Sport am Sonntag nicht überstanden.

Sehr niedlich waren auch die vielen Säuglinge und Kleinkinder die von ihren Eltern durch die Straßen getragen, geschoben und gezogen wurden und die gegen den Lärm und die Musik aus allen Richtungen neonfarbenen Gehörschutz trugen.

Aber ein paar Details machen daneben noch die Besonderheiten der BRN aus. Die viele Straßenverkäufer, die nicht in mit kommerziellen Wägen am Straßenrand stehen. WGs und Familien mit Kindern die Waffeln backen, Kuchen verkaufen und selbstgebastelte Dinge anbieten. Im meinem ersten Jahr in Dresden habe ich hier ein paar Ohrstecker, die aus Porzelanscherben gefertigt sind, gekauft. Diesmal konnte ich einer bunter, sehr weichen und fast durchsichtigen Pumphose nicht widerstehen. :)

Wichtig ist für die BRN auch die Musik, die an allen Ecken gespielt wird. Große und kleine Bühnen, Bands, die von Balkonen herunter musizieren, DJs in Bierwagen, Rapper auf der Straße, Privatleute, die ihre Boxen ans Fenster stellen und ein paar Meter Straße beschallen, bis der Sound von der nächsten Bühne ein paar Meter weiter überlagert wird. Andere – wie eine trommelnde Salsagruppe – bewegen sich durch die Straßen und bleiben an der ein oder anderen Stelle ein Weilchen stehen – um zu trommeln.

Kulinarisch dominieren übrigens indische Speisen das Bild, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das ein und derselbe Inder ist, der nur verschiedene Stände hat oder ob es wirklich so viele indische Restaurants in der Neustadt gibt, die alle einen Stand auf der Straße haben. Aber es gibt auch die unvermeidlichen Langosstände (meiner Meinung nach könnte man die weglassen), leckeres Fladenbrot, Crepes, Falafel und Co.

Zwei Abende und ein Nachmittag BRN: Viele Musik, leckeres Essen, viele Menschen – alles in allem ein schönes buntes Wochenende!