Heute morgen bin ich um 5:00 aufgestanden, um mit den Schülern der vierten Klasse ins Krankenhaus zu gehen. In strömendem Regen habe ich mich (noch ziemlich müde) auf den Weg zur Schule gemacht. Ein weißes T-shirt habe ich mir extra besorgt, eine weiße Hose und Schuhe konnte ich mir leihen. Augestattet mit einem Schild auf dem “žákyně” (=Schülerin) stand bin ich also zunächst mit auf die chirurgische Station A (auch als saubere Chirurgie bezeichnet) gegangen. Die Schülerinnen trage übrigens zum Teil Kleidchen als Arbeitskleidung, allerdings nicht alle, offensichtlich konnten sie sich das aussuchen. Da ich keine Krakenschwester mit Kleidchen gesehen habe, nehme ich an dass das im Altag nicht unbedingt praktisch ist. Ich würds nicht tragen wollen, ist irgendwie so Klischeehaft, das kurze Krankenschwesternkleidchen.

Zurück zu meinen Erlebnissen. Ich habe meinen Vormittag also damit verbracht den Schülerinnen und Schülern (ok das war nur einer) über die Schulter zu schauen. Medikamente verteilen, Verbände wechseln, Blut abnegmen, Infusion setzen, etc. Oft war auch die Lehrerin mit dabei, denn hier an der Schule ist es so, dass die Praxislehrerin für alles Tun der Schüler verantwortlich ist. Auf der Chirurgie war das eine Lehrerin für 7 Schüler. Das heißt, dass die ganz schön am “fliegen” war, wie die Tschechen sagen würden. Obwohl die Schüler schon recht selbstständig arbeiten, ist sie gerade beim Blutabnehmen o. ä. noch oft dabei. Als Stressfaktor kamen dann einige Unfallopfer dazu, wobei ich nur bei der Aufnahme einer Frau (Schlüsselbein und Hand gebrochen, glaub ich jedenfalls, alles habe ich nicht verstanden) dabei war. Auch an der Visite der Stationsärztin habe ich teilgenommen. Als die bei einem älteren Herren einen Katheter gelegt hat standen (mit mir) sieben Leute um ihn rum. Ich hab übrigens meist weggeschaut, das war dann doch etwas viel für mich am frühen Morgen.

Als auf der Chirurgie erstmal alle soweit versorgt waren und es (nicht meine Worte) “nichts interessantes mehr” zu sehen gab, haben sie mich auf die Innere geschickt, wo die andere Gruppe Schülerinnen zur Zeit im Einsatz ist. Die Station war älter, sowohl Gebäudetechnisch, als auch was den Altersdurchschnitt der Patienten anbelangt. Das gruseligste Erlebnis war das EKG-Schreiben bei einer wirklich fetten Frau. Entsetzen und Mittleid in einem – die war kaum noch in der Lage sich zu bewegen…

Es war also ein ereignisreicher Morgen, und einige Bilder werde ich wohl nicht so schnell wieder los. Ich kann aber auch verstehen, wieso die Schüler, wenn sie nach dem “Praxisunterricht/Praktikum” (was ja im Prinzip Arbeitsalltag bedeutet) zum Beispiel in der 7. und 8. Stunde noch Deutsch haben, nicht mehr motiviert sind. Morgens Unfallopfer versorgen und Mittags über Freizeit reden und das auch noch auf Deutsch, da muss man erstmal umschalten und das ist gerade zu Anfang bestimmt nicht leicht.