Annas Blog

Category: Gedanken über Gedanken über Gedanken (page 3 of 4)

Der Zigarettendreher

Es ist ein ekelhaft verregneter Junitag. Ältere Menschen behaupten, dass es sich um die Schafskälte handelt. Tatsächlich sind die Temperaturen seit letzter Woche von zu-heiß-zum-Schlafen auf lange-Hosen-mit-Jacke-und-Schirm-Wetter gesunken. Ich bin froh im Bus zu sitzen, denn der Himmel öffnet gerade die Schleusen ein wenig weiter und meine Schuhe sind nur bedingt wasserfest. Der Bus ist relativ leer, es ist keine Stoßzeit, ich bin mitten zwischen den Vorlesungen unterwegs. Mir schräg gegenüber sitzt ein großer Blondschopf, der eben vor mir in den Bus gestiegen ist. Dass er ein paar Jahre jünger ist als ich, schließe ich aus den sorgfältig in der Mitte hochgegelten Haaren. Er trägt statt einer Jacke nur einen blauen Pullover und grau-blaue Shorts. Die für Studenten typische Umhängetasche liegt auf seinem Schoß. Ein wenig resigniert betrachte ich den Rucksack, der auf meinem Schoß liegt. Irgendwie sollte man ab einem gewissen Alter nicht mehr jeden Tag mit Rucksack herumlaufen. Aber es gibt halt kaum etwas Praktischeres und einseitige Umhängetaschen mag ich nur dann, wenn mich das Gewicht nicht stört. Leider ist das Gewicht einer 1,5 l Wasserflasche immer störend. Egal was man sonst noch so bei sich trägt.

Der Blondschopf starrt aus dem Fenster in den Regen. Sein Gesicht gefällt mir, doch ich versuche ihn nicht allzu sehr anzustarren. Noch fünf Stationen und der Bus füllt sich. Mein Betrachtungsgegenstand kramt in seiner Tasche und klemmt sich etwas weißes zwischen die Lippen. Anschließen holt er ein Tabakblättchen aus seiner Tasche und rollt es schon einmal vorsichtig. Er fischt den Tabak heraus und beginnt vorsichtig seine Zigarette zu drehen. Er scheint völlig konzentriert und entspannt bei der Sache zu sein, der weiße Filter klemmt immer noch zwischen seinen Lippen. Immer noch versuche ich ihn nicht allzu sehr zu fixieren. Der Bus hält, jemand setzt sich neben ihn und beeinträchtigt meine Sicht auf den Zigarettendreher. Als er das Filterpapier mit der Zungenspitze befeuchtet, versuche ich nicht mehr nicht zu starren. Sorgfältig begutachtet er die fertige Zigarette und klemmt sie sich vorsichtig hinter das rechte Ohr. Dann erst schaut sich um, wie umherauszufinden, wo er sich befindet. Der Bus hält, er steigt aus. Ein wenig verwirrt beobachte ich, wie die Bustüren sich wieder schließen.

Zwei Stationen später steige auch ich aus. Zügig laufe ich durch den Regen in Richtung Fakultätsgebäude und versuche im Gehen den kribbeligen Eindruck, den diese Beobachtung hinterlassen hat, abzuschütteln. Es gelingt mir nur zum Teil. Vielleicht sollte ich mit meinem Liebsten heute Abend Zigaretten drehen üben? Wir müssen sie ja schließlich nicht rauchen…

Helfertourismus

Seit gestern Abend bin ich wieder in Dresden, zur Zeit Katostrophengebiet mit Alarmstufe vier. Schon aus Warschau hatten wir über Facebook die Bilder und Statusmeldungen verfolgt und den steigenden Elbpegel in Zahlen beobachtet. Beim Überfahren der Elbe gestern Abend hat man auf einmal ein Bild vor Augen zu den +8,76 Metern.

Beim letzten Jahrhunderthochwasser, dass über Dresden geschwappt ist (ca. zehn Jahre her), habe ich hier noch nicht gewohnt. Ich bin nicht mal sicher, ob ich Dresden sofort auf der Deutschlandkarte gefunden hätte. Jetzt ist die Stadt meine Heimat und auch wenn wir so elbfern und erhöht wohnen, dass uns das nicht betrifft, wollte ich gerne helfen. Problemlos findet man im Netz alle passenden Informationen, wenn man helfen möchte. Fluthilfe Dresden heißt die Facebookseite, die versucht Helfer und Hilfesuchende zu koordinieren. Gefunden war die Seite schnell, etliche meiner Freunde hatten sie schon geliked.

Nachdem alle wichtige Erledigungen des Tages abgehakt waren, ging es von der Uni mit dem Fahrrad Richtung Leipziger Straße. Der entsprechende Post war ca. 30 Minuten alt, die Wegstrecke beträgt bei zügiger Fahrt und Ampelglück etwa 25 Minuten. Vor Ort haben wir dann erstmal gestaunt. Über die vielen Menschen, über das viele Wasser und Unmengen Sandsäcke. Nur zu tun gab es offenkundig gerade nicht mehr so viel. Die Nachricht war inzwischen eine Stunde alt und damit schon passé. Unverdrossen sind wir weitergefahren. Über die überflutete Flutrinne, die vielleicht froh war, mal ihren Zweck zu erfüllen, nach Übigau, wo gerade Arbeit anstand. Allerdings drängten sich auch hier so viele Sandsackstapler, dass wir ernüchtert weiterfuhren. Nach einem Abstecher im Bioladen und dem dringend notwendigen Abendbrot endlich ein aktueller Post +++ Sandplatz cossebaude füllt nun verstärkt Säcke auf… Viele erschöpfte Helfer… Da soll heut noch einiges geschafft werden…+++

Wir überlegten nicht lange. Ein Blick auf Google-Maps: bis zum Sandplatz Cossebaude sind es etwa fünf Kilometer. Als autolose Großstädter haben wir uns also erneut auf das Fahrrad geschwungen und los ging es. Fast wären wir vorbei gefahren, aber schließlich war die Sandsackabfüllstation gefunden. Einige Helfer kamen uns schon entgegen. “Das sind bestimmt die Erschöpften”, dachte ich. Falsch gedacht. Am Sandplatz Cossebaude hatte man beschlossen, das Abfüllen für heute einzustellen. Der Elbpegel stagniert, Tendenz sinkend. “Geht nach Hause Leute und Danke!” Wir waren nicht die Einzigen, die enttäuscht waren. Wir waren auch nicht die Letzten, die kamen und wieder weggeschickt wurden. Liest man die vielen Kommentare auf Facebook, fällt auf, dass es heute auch viele frustrierte Helfer gegeben hat, die eben angekommen wieder weggeschickt wurden. Denn was hier passiert ist ein Phänomen. Wir alle sind Dresdner, wir sind sozial vernetzt und wir wollen dabei sein. Fluthilfe als große Gemeinschaft, als riesiger Flashmop. Etliche Helfer sind heute den aktuellen Posts hinterhergejagt und haben versucht Teil dieser großen Gemeinschaft zu sein. Nicht alle erfolgreich. Wir checken nochmal Facebook. Dem Aufruf +++ RASTHOF DRESDNER TOR BRAUCHT HELFER ZUM SÄCKE FÜLLEN +++ können wir jedenfalls nicht nachkommen. Wieder zu Hause angekommen habe ich nachgeschaut, wo der Rastplatz liegt. An der A4, zu erreichen nur mit dem Auto. Bis wir dort wären, ist die Abfüllstation womöglich schon wieder abgebaut.

Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Was hier in den letzten Tagen passiert ist und geleistet wurde, gestützt durch soziale Netzwerke wie Facebook, ist fantastisch. Nie waren wir schneller informiert und zur Stelle. Nie haben wir uns stärker verantwortlich gefühlt, wenn P* R* mit dem Silberelefanten als Profilbild auf Facebook posted, dass in Laubegast an der Donathstraße noch Helfer gebraucht werden. Oder wenn eine Mutter schreibt, dass sie dringend Kleidung für zwei Kinder benötigt, weil sie fluchtartig ihr Haus verlassen musste. Aber es kann auch ein wenig unbefriedigend sein, wenn man als Helfer von Ort zu Ort fährt, wie ein Tourist und nicht dabei sein kann und mitmachen darf, obwohl man doch eben dies so gerne möchte.

Naja, ich bin geduldig. Ich weiß wo morgen früh Brötchen für Helfer geschmiert werden sollen. Mal schauen, ob man mich da haben möchte. Ansonsten müssen ja die vielen Sandsäcke auch wieder weggeräumt werden, wenn (hoffentlich bald) der Pegel der Elbe wieder sinkt. Und da gibt es dann bestimmt noch genug zu tun – für uns Helfertouristen.

Apportiert

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich einfach zu viel freie Zeit habe in diesem Semster. Oder das mein Job hier an der Uni zwar meine Anwesenheit, aber oft nicht meine volle Aufmerksamkeit fordert (das sollte ich vielleicht nur ganz leise schreiben). Jedenfalls bin ich inzwischen nicht nur schreibsüchtig (wie man unschwer erahnen kann) sondern lese auch selbst den ein oder anderen Blog. Dabei bin ich unter anderem auf den Blog von Frau Weh gestoßen, die wie einige andere aus der Spähre der Lehrerblogs mit Holz geworfen hat.

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass jeder Mensch über sieben andere Personen mit allen Menschen dieser Welt verbunden ist. Kann ich mir gut vorstellen, vorallem, wenn man sich seine Facebook-Kontaktlisten und die Freunde von Freunden von Freunden mal so anschaut. Ich bin eigentlich noch nie ein Freund von Kettenbriefen oder Kettenmails gewesen, die es ja offensichtlich darauf anlegen, diese These zu überprüfen. Blogger spielen ähnliche Spiele. In diesem Fall heißt das dann ‘Stöckchenwurf’. Wie alles anfing kann man übrigens ebenfalls bei Frau Weh nachlesen.

Und da ich gerade wirklich nicht weiß worüber ich schreiben könnte – sieht man mal vom Wetter ab. Dauerregen und Gewitter im Mai, keine Ahnung was der heilige Petrus da treibt… – jedenfalls habe ich mich entschieden Frau Wehs Stöckchen zu fangen und zu apportieren*. Eventuell werde ich es auch weiterwerfen, aber das weiß ich noch nicht. (Hätte ich übrigens nicht gemacht, wenn mir die Fragen nicht gefallen hätten ;))

Aber damit klar wird, um was es eigentlich geht, hier erstmal die Regeln:

  1. Nenne den Stöckchenwerfer.
  2. Beantworte die elf Fragen des Stöckchenwerfers.
  3. Erzähle elf Dinge über dich.
  4. Entwirf elf Fragen, die der nächste beantworten soll.
  5. Wirf das Stöckchen an den nächsten Blogger

 

1. Nenne den Stöckchenwerfer: bereits erledigt.

2. Beantworten der elf Fragen des Stöckchenwerfers: (Wer zählen kann, dem wird an dieser Stelle auffallen, dass Frau Weh nur zehn gestellt hat, da sie die 4 ausgelassen hat. Absicht oder Versehen?)

1. Stehaufmännchen oder Wackelkandidat? – Nie gewackelt oder gewankt, aber jeden Morgen wieder aufgestanden!

2. Welches Gedicht kannst du ohne zu zögern aufsagen? – Ähm, Gedicht …  mir fällt als erstes was aus Faust I ein: “Wenn ich zum Augenblicke sage, verweile doch du bist so schön, … “  Das könnte aber daran liegen, dass ich den grad mal wieder lesen muss.

3. Herzlichen Glückwunsch! Dir stehen unbegrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung, um DIE Schule zu planen. Wie wäre sie? - Klingt wahrscheinlich oberflächlich, aber ich würde bei der Ausstattung und der Optik anfangen. Helle große Klassenräume (+Beamer, Visualizer, PC, keine Kreidetafeln!), viel Grün auf dem Schulhof, etc. Schule sollte ein Ort sein wo man gerne hingeht und sich wohlfühlt. Und sonst am besten nochmal nachfragen, wenn ich im Ref bin, dann fällt mir vielleicht noch mehr ein.

5. Kreuzchen oder B-chen? - Mhh? Ich mache gerne gedanklich drei Kreuze, wenn ich was Wichtiges erledigt habe.

6. Welche CD begleitet dich schon ganz lange? Was löst sie bei dir aus? - Bei mir ist die Adventszeit ohne Rolf Zukowskis “Dezemberträume” unvollständig. Und am ersten Weihnachtsfeiertag fühle ich mich erst nach dem lauten (!) “Jauchzet, frohlocket!” aus dem Weihnachtsoratorium von Bach richtig weihnachtlich. Beides besitze ich inzwischen auch selbst auf CD.

7. Was ist dein Luxus? - Ein gutes Gespräch unter Freunden wahlweise bei schwarzem Tee oder einem guten Glas Wein.

8. Du kannst den perfekten Tag planen. Wie sieht er aus? – Immer anders. Den perfekten Tag gibt es nicht.

9. Warum bloggst du? – Weil ich ganz klar süchtig danach bin!

10. Du wanderst aus und kannst genau drei Gegenstände mitnehmen. Welche? – Meinen Liebsten und eine Kreditkarte. Liebe und Geld, was braucht der Mensch mehr? ;)

11. Welche Frage möchtest du mir stellen? – Liebe Frau Weh, sind Sie immer noch vegan unterwegs?

 

 

*Unter apportieren versteht man das Herbeibringen eines geworfenen Gegenstandes. Normalerweise ist das die Aufgabe von Hunden, z. B. Jagdhunden. Ich bringe die Fragen mit den entsprechenden Antworten zurück.

Vegane Koch-News

Bald haben wir alle Rezepte des veganen Starkochs durchprobiert. Und ich finde immer noch, dass ich auf jeden Fall mithalten kann. Die neusten Fotos beweisen das. Und sie belegen zudem, dass mein Haustechniker auch kein ganz schlechter Fotograf ist. Wir könnten also vielleicht irgendwann mal ein eigenes Kochbuch herausbringen… Wobei, immer wenn ich bei Thalia und Konsorten vor den Bücherregalen stehe, wächst in mir die Gewissheit, dass die Welt eigentlich nicht noch mehr Bücher braucht, Kochbücher eingeschlossen. Die Anzahl der Worte, die wir verwenden ist ja schließlich endlich. Somit kann man vermuten, dass alles, was es zu sagen gibt (und natürlich zu schreiben) so oder anders schon mal gesagt wurde, nicht wahr?

Mhh, wenn ich das so überdenke, entziehe ich mir gerade selbst die Schreibberechtigung. Vergesst was ich gesagt habe. Alles was ich schreibe ist natürlich höchst lesenswert, innovativ und neu! So wie diese (nicht von mir erdachten) Rezepte:

1. Humus, Aubergine und Oliven

2. Veganer Burger

 

Auf den Schlips getreten – der Unmut der Ökostudenten

Er sei der, der die “Rolle des Arschlochs” übernimmt, stellt sich Spiegelredakteur Alexander Neubacher den versammelten Studenten der Vorlesung “Öko-verse Theorien” vor. Wie recht er hat, wird in den folgenden 90 Minuten schnell deutlich. Der Hörsaal ist im Vergleich zur letzten Veranstaltung deutlich voller und nicht wenigen scheint sein Buch “Ökofimmel” bekannt zu sein, ich gehöre nicht dazu.

Er polemisiert, argumentiert und erklärt. Er stellt Fragen und veruteilt, Schlagworte reihen sich an überspitzte Pointen. Er entwirft ein Bild unseres Landes und unseres Zeitgeists, in dem sich manch einer gespiegelt fühlen wird.

Glauben Sie auch an die Wiedergeburt des Joghurtbechers, der doch eigentlich thermisch verwertet (verbrannt) wird?

Denken Sie ebenfalls Biosprit sei gut für die Umwelt?

Benutzen Sie die Begriffe ‘Öko’ und ‘Bio’ ebenfalls synonym?

Ist es wirklich besser jetzt den eingelagerten Bioapfel vom letzten Herbst zu kaufen, statt den konventionellen aus Neuseeland? (aus ökologischer Perspektive)

Müssen wir in Deutschland wirklich Wassersparen? Mal davon abgesehen, dass das gut für den eigenen Geldbeutel ist?!

In erster Linie kritisiert er die Umweltpolitik, die sich in den letzten Jahrzenten eine “Ökopleite” nach der anderen leistet. Warum ist das so, warum rennen alle, wenn es um ökologische Themen geht sofort blind drauflos? Er macht dafür maßgeblich zwei Dinge verantwortlich:

1. Ökologie und Umweltschutz ist zumeist eine Glaubensfrage. Sie wird gleichsam zu einer Art Ersatzreligion, was sich an den damit verbundenen Begrifflichkeiten wie ‘Sinflut, Apokalypse, Umweltengel’ leicht zeigen lässt. Wer auf der Seite der Umwelt steht ist also moralisch auf der guten Seite und damit per se im Recht. Allein die gute Absicht macht immun gegen Kritik, als ob es nicht tausende von Beispielen dafür gäbe, dass Menschen aus den richtigen Gründen das falsche tun.

2. Deutsche Gründlichkeit, die dazu führt, dass seit Entstehung des Umweltministeriums Gesetze und Behörden noch und nöcher entstanden sind, die uns bis zur Erstickung verwalten und ein kleinen Stellschräubchen drehen, deren Wirkung dann entweder verpufft oder sogar das Gegenteil des Gewünschten bewirkt.

Herr Neubacher, der sich neben dem “Arschloch” auch noch als Mann vom Prenzlauer Berg mit vier Kindern und fünf Mülltonnen charakterisiert, gibt an selbst überzeugter Umweltschützer und Bioladenkäufer zu sein. Er möchte nur aufrütteln und die Menschen dazu bringen, ihre festgefahrenen Rituale zu überdenken. Wir sollten nicht nur symbolisch handeln, um unser schlechtes Gewissen zu beruhigen. Lösungen bietet er allerdings nicht viele an. Wenn es nichts bringt den Stromanbieter zu wechseln, dann ist die einzige Lösung das Aufkaufen von CO2-Zertifikaten (an der Börse gehandelt), das ist allerdings für Privatpersonen nicht so ganz einfach.

Der Spiegelredakteur geht von einem positiven Menschenbild aus. Er möchte weder den Kapitalismus noch den Fortschritt verdammen und sieht in letzterem unsere große Chance alle Umweltprobleme von heute in der Zukunft zu lösen. Und vor allem mag er keine dogmatischen Umweltschützer, Menschen, die anderen diktieren wollen, was richtig und was falsch ist und die sich über andere moralisch erheben. Er wehrt sich gegen jede Art der Ökodiktatur.

Mit dem herausfordernden Satz: “Wer schütz die Umwelt vor den Umweltschützern?” schließt er seinen Vortrag und lädt zu Diskussion ein. Er weiß, dass er provoziert und er weiß auch, dass vielen nicht unbedingt gefällt, wie er was darstellt. Etliche der studentischen Wortmeldungen zeigen dies nur zu deutlich.

So werfen sie ihm mehr oder weniger wortgewandt und wütend vor, er würde die Ökobewegung generell schlecht finden (habe ich so nicht herausgehört), er würde die positiven Seiten der Biobewegung einfach unterschlagen (?) und er würde den Ökogegnern in die Hände spielen (vielleicht, aber wir haben schließlich Meinungsfreiheit in disem Land, oder?).

Einige scheinen vor allem darüber erbost zu sein, dass all das, was sie in ihrem Alltag machen, was jeder einzelne tun kann, nicht anerkannt wird. An dieser Stelle versucht Herr Neubacher die Studenten zu beruhigen und erklärt ihnen, dass er die “Graßwurzelbewegung” (das Fußvolk der Umweltschützer) sogar sehr gut findet. Seine Kritik richtet sich vor allem auch gegen die politischen Instrumente.

Die Spannung im Hörsaal ist trotzdem greifbar und ich habe wirklich noch nie im Anschluss an irgendeine Vorlesung so eine lebhafte Diskussion erlebt. Mir persönlich hat es Spaß gemacht. Ich habe noch nie verstanden, warum so viele Menschen ihre Meinung zu Themen wie Ökologie und Wirtschaft zum Teil auch Politik immer wie Glaubensfragen vertreten müssen. Ich dachte immer in einer aufgeklärten Gesellschaft ist das in Frage stellen, das Zweifeln und Überlegen nicht nur erwünscht sondern gewollt.

Aber ich kann viele der aufgebrachten Studenten natürlich auch verstehen. Es hinerlässt ein schales Gefühl, wenn man gesagt bekommt: “vieles von dem, was du da tust, ist nicht hilfreich”, vor allem, wenn man sich doch wirklich Mühe geben will. Wenn man wirklich glaubt, damit etwas zu verändern und nicht nur “Greenwashing” für sein eigenes Leben betreibt. Und wenn der Berg der aufgeworfenen Fragen um so viel höher ist, als die paar Antworten, die zur Verfügung stehen, dann steht man nach jede Menge Aufklärung am Ende ein wenig ratlos da.

Auf der anderen Seite steht ja auch am Anfang jeder guten wissenschaftlichen Arbeit die Frage. Ohne die richtigen Fragen sind wir nicht in der Lage die Antworten zu suchen geschweige denn zu finden. Seien wir also nicht verärgert, sondern bleiben aufmerksam und neugierig und machen uns auf die Suche:

nach Antworten!

 

Unter Freunden – eine Konsumkritik

Vor inzwischen über einem Jahr habe ich zum ersten Mal Erfahrungen mit dem Konzept “Verkaufsparty” sammeln können. Damals war ich zu einer Freundin auf eine Tupper-Party eingeladen. Im großen und ganzen besteht diese “Party” aus einer Vorstellung aller wichtigen Produkte (in diesem Fall die der Firma Tupper), ohne die man nicht leben kann. Und falls man es bisher konnte, dann wird es einem in Zukunft verleidet, weil man ohne nicht mehr leben möchte. Zum Beispiel die Schüssel mit deren Hilfe man Nudeln in der Mikrowelle kocht. – Nie von gehört? – Braucht man auch eine Mikrowelle für, aber diese Mehrkosten sollte einem der Spaß schon wert sein.

Anschließend gibt es eine Produkttestphase. So haben wir auf besagter Veranstaltung zusammen eine Quiche gebacken, mit Hilfe verschiedener Tupperprodukte versteht sich. Seit dem weiß ich, dass es einen Tupper-Zwiebelhexler gibt, den ich durch ein Band antreibe. “Keine tränenden Augen” (O-Ton der Verkäuferin), aber viel Abwasch und ich bin mit dem Messer definitv schneller, wobei ich natürlich einen unfairen Vorteil gegenüber vielen Hobbyköchen habe. Unverzichtbar ist auch der Dosenöffner. Für dreißig Euro kann ich etwas erwerben, das ewig hält, keine scharfen Räder erzeugt und ohne Krafteinsatz anwendbar ist. Das würde sich bei unserem Dosenkonsum auch wirklich rechnen. Zumal jede gute Mutter (nicht das bei besagter Veranstaltung welche dabei gewesen wären…) ihrem Kind immer Dosen zum auslutschen gibt, ohne scharfe Ränder natürlich, wegen der leckeren Bisphenol-A-haltigen Kuststoffbeschichtung innen … Mhhh!

Die Quiche, gebacken in einer Latex-Form bei deren Verwendung man keinen Teig für den Boden benötig, war übrigens höchstens mittelmäßig. Wenn ich kalorien- oder kohlenhadratarm essen möchte, dann sollte es halt lieber ein schöner Salat sein und kein Quiche ohne Boden.

Abschließend kommt dann die Verkaufsphase. Man hatte ja ausreichend Gelegenheit die Vorteile aller Produkte zu bewundern und möchte nun nach Möglichkeit ganz tieef in die Taschen greifen, um vielleicht den ein oder anderen Schatz mit nach Hause zu nehmen. Bei Tupper ist es übrigens auch so, dass der Gastgeber ein Geschenk bekommt, das umso größer ausfällt je kauffreudiger sich die eingeladenen Freunde zeigen. Die fragwürdigen Seiten des Netzwerkmarketings.

Ich habe mich damals der Ausgabe auch nur eines einzigen Euros verweigert. Und selbst bei Sachen, wo man mal sagt “ok, das könnte ganz praktisch sein” stellt man fest, brauchen (im Sinne von ohne dieses Produkt nicht klarkommen) tut man es nicht. Und heute wüsste ich nicht mal mehr, was davon ich überhaupt praktisch gefunden habe. Im Gedächtnis geblieben sind mir nur die Kuriositäten.

Letzten Freitag war ich mal wieder zu so einer Veranstaltung eingeladen. Diesmal handelte es sich um einen Schminkworkshop, also die getarnte Verkaufsveranstaltung einer Kosmetikvertreterin. Versprochen wurde einem eine “freudvolle und spannende Atmosphäre”. Schon das Wort freudvoll ist in diesem Zusammenhang fragwürdig und was an Kosmetik Spannung erzeugt, blieb auch offen. Bislang dachte ich immer, jede Menge Creme im Gesicht hilft Spannungen zu reduzieren. Naja – genug der Wortspielerei. Ich gebe zu, ich bin von Natur aus neugerig, also bin ich hingegangen. Was man nicht ausprobiert hat, darüber kann man nicht sprechen (und in meinem Fall auch nicht schreiben) und schminken ist ja etwas, dass den meisten Frauen und Mädchen Spaß macht.

Ich möchte auch ehrlich sein, ich habe tatsächlich etwas darüber gelernt, wie ich zum Beispiel meine Augen besser schminken kann. Im Alltag bin ich ja häufig sogar für Mascara zu faul und Makeup benutze ich nie. Trotzdem sollte man vieles in Frage stellen. So bin ich nach wie vor überzeugt nicht drei Schichten Irgendwas auf mein Gesicht auftragen zu müssen. Und das alle diese Schichten “meine Haut atmen lassen sie aber vor allen schädlichen Umwelteinflüssen (Pollen, Sonne, Bakterien) schütz” wage ich ebenfalls zu bezweifeln. Angefühlt hat es sich irgendwie nicht so.

Das Ergebnis sah allerdings gut aus, wobei ich so nie zur Uni gehen würde und selbst für das geplante Essengehen am Freitag Abend kam es mir ein wenig to much vor. Aber ich weiß jetzt, dass ich eng stehende, große, leicht schräge grüne Augen und ein viereckiges Gesicht habe. Das alles hätte mir ein Blick in den Spiegel natürlich auch offenbaren können, aber ich habe jetzt eine darauf zugeschnittene Anleitung, wie ich am besten Liedschatten auftrage und wie ich den Eyliner zu setzen habe.

Am Ende kam natrülich auch hier die Verkaufsphase und diesmal habe ich tatsächlich etwas gekauft. Praktischerweise haben ja solche Berater ein tragbares EC-Gerät, sodass man das Geld virtuell schon mal los ist, bevor man das Produkt in der Hand hat. Auch einen Termin für eine Hautfachberatung habe ich mir aufschwatzen lassen, den werde ich aber wohl wieder absagen. Die Produktserie im Wert von über hundert Euro, die man da empfohlen bekommt, will ich eh nicht. Dann liebe gar nicht erst hingehen.

Das ist das Problem mit dem Party-Konzept, wenn die Verkäuferin nett und sympathisch (also gut) ist, dann will man nicht nichts kaufen. Schließlich hat sie sich drei Stunden Zeit für den Spaß genommen. Beim nächsten Mal werde ich deshalb lieber nicht mehr hingehen. Wobei, wenn ich sie einladen würde, bekäme ich ein Pinselset im Wert von 50 Euro, nicht das ich wüsste, was ich mit 15 verschiedenen Pinseln anfangen sollte. Angeblich geht das morgendliche Makeup dann schneller. Aber wie gesagt, ich benutze morgens nichts, wofür ein Pinsel nötig wäre.

Eine andere Freundin ist genau aus diesem Grund gar nicht erst hingegangen. Sie meinte allerdings lakonisch: “wenn wir schon Verkaufspartys veranstalten, warum machen wir dann nicht ein Dildo-Party?” Da gäbe es wenigstens Sekt und interessante Frauengespräche.

Wie da allerdings die Produkttestphase aussieht, habe ich lieber nicht nachgefragt.

Containerdenken und Weltanschauung

“Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut habe.”

Mit diesem Zitat Alexander von Humboldts schloss der Professor aus Zittau seine Vorlesung zum Thema “Globalisierung – Wie abgeflacht ist unser Denken?” In den letzten 1,5 Stunden habe ich viel gelernt. Der Globalisierungsbegriff mag zwar relativ neu sein, die zugehörigen Prozesse sind schon sehr alt und gerade in Europa hat es sie schon in den verschiedensten Epochen mehr oder weniger stark ausgeprägt gegeben. Zudem gehören zur Globalisierung eine Vielzahl von Prozessen und nicht nur die oft im Fokus stehende Wirtschaft. Die Auswirkungen sind in allen Bereichen unseres Lebens zu spüren und sehr vielfältig.

Die großen Problemfelder der Globalisierung “Arbeitsschutz, Menschenrechte, Umweltschutz, Korruptionsbekäpfung” kennt inzwischen jeder.

Eines der großen Probleme der Wissenschaften, die sich mit Globalisierung beschäftigen ist es übrigens, dass sich Prozesse nicht mehr in geschlossenen Systemen darstellen lassen. Volkswirtschaft? Ein Konstrukt, das nicht mehr existiert (vielleicht nie existiert hat). Nationalstaaten? Linien auf einer Karte, deren Bedeutung schwindet. Wissenschaften? Wissen in Schubladen und Container, die in der Realität nicht existieren. Aber wir sind gewohnt so zu denken. In Container. Alles quadratisch, praktisch und gut. Leicht zu handhaben. Überschaubar. Nur – wer so denkt, wird die Prozesse einer globalisierten Welt nicht verstehen. [Als Trost sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Wissenschaftler auch noch keine funktionierenden Theorien haben und daher die Prozesse auch nicht verstehen, sie geben es nur ungern zu.]

Auf der Machtebene betrachtet bedeutet Globalisierung vor allem den Machtverlust der Nationalstaaten. Mit den Worten des Dozenten: “Alles wir privatisiert und Politiker fühlen sich immer noch so wichtig wie früher” aber er konnte uns berühigen: “Keine Angst – von Frau Merkel werden wir noch ein Weilchen was haben!”

Machtgewinn bedeutet die Globalisierung für Konzerne (nicht überraschend), NGOs (Nicht Regierungsorganisationen wie ATAC) – Organisationsmittel der Zivilgesellschaft, die auf globalpolitischer Ebene immer wichtiger werden, – und nicht zuletzt die Medien.

Die Macht der Medien ist gerade heutzutage riesig, sodass das Sprichwort “Wenn in China ein Sack Reis umfällt…” nicht mehr gültig ist, da es sehr wohl interessiert, was in China, Brasilien oder Australien passiert. Allerdings muss dies durch die Medien richtig vermittelt werden. Und das ist das große Problem unserer Zeit. Wir wissen gleichzeitig zu viel und zu wenig. Wir können uns alle Informationen über alles aus dem Internet ziehen und Texte darüber lesen und doch wissen wir nichts. Weil wir immer auf Selektion und Aufbereitung durch Dritte angewiesen sind. Weil ein einzelnes Bild oder ein Text, nie das Gesamte zeigt. Weil hinter jedem Text die Intention des Schreibers steckt, mag sie noch so edel und gut sein.

Anschaulich gemacht hat er uns diese Problematik anhand des zweiten Golfkrieges und der damaligen Berichterstattung (an die sich mit Sicherheit keiner der anwesenden Studierenden erinnern konnte) über den sogenannten “chirurgischen Krieg”, der den Menschen, die die ängstliche Lähmung des kalten Krieges und dem drohenden Atomkrieg erlebt haben, gezeigt hat: “Seht her, Krieg führen ist wieder möglich!”. Das die Intentionen hier weder edel noch gut waren, steht wohl außer Frage.

Informationen sind also wichtiger denn je in der heutigen Zeit und zugleich ebenso problematisch. Denn wenn wir das interpretative Paradigma: “wenn Dinge für wahr gehalten werden, dann sind sie in ihrer Konsequenz wahr” als gegeben annehmen. Dann sind falsche, unvollständige und falsch interpretierte Informationen unglaublich gefährlich. Es klingt krass, wenn jemand behauptet, dass in unserer heutigen Zeit “Kommunikationswaffen den Massenvernichtungswaffen überlegen sind”. Nichts desto trotz haben viele Informationen dieser Kommunikationsmittel (-waffen?) erstaunliche Auswirkungen. Um das zu begreifen, muss man sich nur die Politik der Bundesregierung in den letzten Jahren anschauen. Wie sonst ist es möglich, dass ein Tsunami am anderen Ende der Welt zum Atomausstig in Deutschland führt?

Und die Schlussfolgerung?

Bleibt nicht vorm Rechner sitzen. Stellt Dinge und Informationen in Frage. Nehmt nicht alles als gegeben hin und geht hinaus und schaut euch die Welt mit eigenen Augen an! Denn wie sagte schon Alexander von Humboldt? “Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut habe.”

Abgestempelt?

Ich bin in der letzten Zeit über den ein oder anderen interessanten und kritischen Arikel gestoßen. Zum Beispiel der, der meine Generation degradiert zu Generation Maybe. Wir werden verunglimpft als unentschlossen, wankelmütig, nicht entscheidungsfreudig, zögerlich und unpolitisch. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, was meint der Mensch (ein Mann übrigens – ob er wohl sich selbst als Beispiel sieht?). Im Vergleich zu den Vohergegangenen Generationen wissen wir also nicht, was wir wollen? Also ich muss doch sehr bitten. Mal davon ab, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass jeder 86er für freie Liebe gekämpft hat, weiß ich sehr wohl, was ich will. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das so sehr von den Zielen anderer Generationen unterscheidet.

Ich will manche Dinge besser machen als meine Eltern (welche bleibt an dieser Stelle unausgesprochen). Ich will eine Beziehung führen in der beide Partner gleichberechtigt sind und mich ebenso beruflich verwirklichen dürfen. Ich will irgendwann eine Familie (ja ich weiß, wir warten heute alle zu lange damit und sind Schuld an den demographischen Problemen). Und ich will auch die Welt verbessern. Ich möchte z. B. ökologisch so Leben, dass diese Welt auch nach uns noch bewohnbar ist.

Die Frage ist doch gar nicht, was wollen wir, die Jungen, sondern was wollen die Alten? Die, die die Mehrheit in unserem Land darstellen und die aktuelle und wohl auch noch zukünftige Politik bestimmen?

Einfach mal drüber nachdenken…

blog-blogger-bloggsten

Das was ich hier tue, nämlich einen Blog schreiben, das tut ja heute fast jeder. Mehr oder weniger erfolgreich versteht sich, wobei sich Erfolg heutzutage ja auch nur noch in Klicks und Likes messen lässt. Wenn man danach geht bin ich extrem unerfolgreich. Ich habe keine Ahnung wie oft hier so geklickt wird und wahrscheinlich würden die meisten Klicks auch noch von mir selbst stammen. Und wie ich den Blog hier SozialMedia freundlich mache, damit fleißig geliked werden kann, weiß ich schon gar nicht.

Aber ich habe mindestens zwei treue Leser, die sich darüber freuen, dass ich alle meine Erlebnisse fleißig hier verarbeite. Ist quasi so ‘ne Art Psycho-Couch, das ganze hier! Und da ich nicht professionell gestört bin, muss das hier auch nicht sonderlich profesionell sein. Sonst müsste ich wohl bei Gelegenheit mal ein Seminar beim Blog-Trainer besuchen. Den gibts wirklich. Hat auch einen Blog und blogt – übers Bloggen und wie jeder Blogger noch besser bloggen kann.

Auch verwirrt? Macht nix! Ich bleibe mal lieber bei dem, was mir Spaß macht und ich kann. Einfach schreiben!

PS: Ich lese aber gerne mal Blogs von anderen, wenn sie gut sind. Zum Beispiel den von Frau WEH!

Sprachblüten

Die Sonne scheint und es wird Frühling. Allerdings sind die Bäume noch recht kahl und außer vereinzelten Frühblühern sind noch nicht viele Blüten zu sehen.

Zum Ausgleich dafür wurde ich dieses Wochenende mit einer breiten Palette an “Sprachblüten” konfrontiert. Darunter befanden sich sowohl Ausrutscher in den tiefsten Sprachsumpf als auch kreative Formulierungen aus der Hausarbeit meiner Schwester, bei der ich schon das Thema nicht verstanden habe. ;)

Ich möchte euch an dieser Stelle ein wenig an den hübschesten Auswüchsen teilhaben lassen. Aber Achtung nicht alles davon ist jugendfrei!

Gestern Abend waren wir auf einer Geburtstagsfeier. Und wie häufig rutschen Gespräche unter Erwachsenen zu fortgeschrittener Stunde und unter dem Einfluss von zu viel Alkohol auch gerne mal unter die Gürtellinie.  – Man verzeihe mir bitte an dieser Stelle den Niveauverlust, aber ich konnte nicht anders als es aufschreiben. – Neben abstrusen Geschichten über Sexunfälle (“Epileptikerin beißt ihrem Ehemann den Penis ab” und “Gips in der Harnröhre als Potenzmittel ist keine gute Idee”) habe ich tolle neue Worte gelernt. “Trackermuschi” und “Fernfahrerfotze” kannte ich zum Beispiel nicht. Und im Zusammenhang mit Hackfleisch und perversen sexuellen Vorlieben fiel irgendwann der Satz: “Da wird der Fleischer zum Zuhälter!” Aber mal abgesehen von schmutzigen Geschichten wars ein netter Abend ;) Er schien halt nur unter dem Motto “Heute sinkt für Sie: Das Niveau!” zu stehen.

Ganz eigene Stilblüten hat dagegen meine Schwester in ihrer jüngsten Hausarbeit produziert. Thematisch bewegt sich diese im Bereich Kunstwissenschaft und Philosophie und es handelt sich um eine Außeinandersetzung mit dem Futurismus in Russland (Ok ich nehme es zurück, ein bisschen was habe ich doch verstanden). Dieser hat sich ihrer Beschreibung nach “nicht ganz am Vorabend des ersten Weltkriegs, aber doch etwa um die Teezeit” entwickelt. Das ist zwar keine päzise Zeitangabe, wir lernen jedoch Folgendes:

1. Die Verfasserin ist Teetrinkerin – Norddeutsche oder Engländerin. (Wir wissen natürlich was zutrifft.)

2. Der zweite Weltkrieg hat an einem Abend begonnen.

3. Präzise Zeitangaben in geschichtlichen Abhandlungen sind überflüssig, hauptsache die Schreiberin wird ausreichend mit schwarzem Tee versorgt. (Was offensichtlich nicht der Fall war.)

Abschließend habe ich noch gelernt, dass die Russen (vor allem die Futuristen unter ihnen) größenwahnsinnig waren, aber auch das ist ja eigentlich nichts Neues. Ob Putin wohl auch eine “utopische Welttransformation” anstrebt? Ich hoffe nicht, denn diese besteht nach Meinung meiner schwarzteesüchtigen Schwester aus der “Vollendung der Schöpfung” und das hört sich keinesfalls gut an. Unsere Welt ist doch super wie sie ist, ein wenig unperfekt und sprachlich voller einzigartiger bis abartiger Bilder. Eine wundervolle Spielkiste für jeden, der damit umgehen kann oder zumindest glaubt dies zu können.

 

Gezeichnet:

Anna, die glaubt mit Sprache umgehen zu können (auch wenns an der Rechtschreibung bisweilen hapert) ;)

 

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