Annas Blog

Category: Alltägliches (page 3 of 5)

Die kleinen Freuden

oder Nette Nachbarn

Gestern stand ein kleiner Topf vor unserer Wohnungstür als wir Abends aus dem Fitnessstudio kamen. Daurauf lag ein kleiner weißer Zettel auf dem stand “Himbeermarmelade”.

Wir wohnen jetzt seit fast vier Jahren hier im Haus. Das merkt man auch daran, dass die Wohnung immer kleiner zu werden scheint. Meine regelmäßigen Ausmist-Aktionen scheinen darauf auch keinen Einfluss zu haben. Aber man merkt es auch daran, dass man inzwischen fast alle anderen Parteien, die hier wohnen kennt. Vorallem die Beständigen.

Der kleine alte Mann, der im Erdgeschoss wohnt und Sommer wie Winter die Straße mit seiner Zigarre auf- und abwandert. Immer ein freundliches Lächeln und ein kurzer Gruß. Wenn ich in unsere Straße einbiege und es nach Zigarre reicht, dann weiß ich, dass ich gleich zu Hause bin.

Die alte Frau, deren Küchenfenster direkt am Hauseingang ist. Sogar wenn es bitterkalt draußen ist, schafft sie es einen abzufangen, wenn man gerade den Briefkasten leert. Bei guten Wetter sollte man immer Zeit für ein Schwätzchen haben. Als ich gestern das Haus Richtung Uni und Vorlesung verließ, hat sie mich gefragt, ob ich schoppen gehe. Mache ich nur selten, daher war ich verwundert über diese Frage. Zumal sie eigentlich recht gut Bescheid weiß, wann ich was mache*. Ob Wäsche aufhängen oder einkaufen, alles muss besprochen werden. Manchmal, wenn ich keine Zeit habe, husche ich am Fenster vorbei, dann winke ich ihr meist vom Fahrrad aus zu.

Unsere Pakete nimmt oft der Hausmeister (1.Stock) entgegen, der auch bereitwillig das Briefkastenleeren übernimmt, wenn wir in den Urlaub fahren und jedesmal heftig protestiert, wenn wir ihm dafür eine Schachtel Pralinen zum Dank vorbeibringen.

Seit neuestem bekommen wir regelmäßig frisch Geerntetes aus dem Schrebergarten einer weiteren älteren Dame, die im Erdgeschoss wohnt. Angefangen hat alles, als sie uns eine Schale Erdbeeren vorbei gebracht hat. Wir saßen gerade draußen auf der Wiese und haben Zeitung gelesen. Am nächsten Tag haben wir uns überschwänglich bedankt. Seitdem gab es ein Schale frische Himbeeren und gestern frische Himbeermarmelade. Die war noch warm. Als ich vorhin einkaufen gefahren bin, habe ich sie vorm Haus getroffen und wurde ausdrücklich aufgefordert keine Gurke zu kaufen, die sei morgen reif und würde dann wieder vor der Tür auf uns warten. Und nächste Woche gibt es dann Stachelbeeren. “Die mögen Sie doch auch, oder?”

Na klar, und ich wohne echt gerne hier!

 

*Genau genommen weiß sie ziemlich gut darüber Bescheid, was jeder Einzelne im Haus den lieben langen Tag so macht.

Und das bin übrigens ich!

Nach den ganzen Enthüllungen der letzten Wochen (ja ich weiß, ist alles nicht neu, wusste man eigentlich alles voher und so weiter) fragt man sich dann ja doch das ein oder andere Mal, was DIE so über einen wissen. Die, das könnte die NSA sein oder auch nur der BND oder Facebook oder Google. Die NSA kann ich natürlich nicht fragen*, aber hier gibt es eine Anleitung, wie man mal nachschauen kann, was Google und Facebook so über einen wissen. Beziehungsweise nach welchen Kriterien man dort Werbung bekommt, wofür man sich interessiert und so.

Über die Anzeigeeinstellungen bei google habe ich erstaunliches über mich herausgefunden:

Ich bin 55-64 Jahre alt.

Wie bitte??? Wie kommen die denn darauf? Das würde mich wirklich mal interessieren. Bin ich so langweilig, dass ich mich für lauter Alte-Leute-Zeug interessiere oder soll ich das als Kompliment auffassen, von wegen geistige Reife und so?

Meine sonstigen Interessen sind auch nur bedingt zutreffend:

Computer und Elektronik (Naja), Essen und Trinken (Definitiv – ob die die gleichnamige Zeitschrift meinen?), Fotographie und digitale Kunst (?), Fremdsprachenunterricht (Tschechisch, Englisch und auch Französisch seid Neuestem, das zu wissen ist keine Kunst, so oft wie ich den Google-Translater benutze), Kochen und Rezepte (Daumen hoch), Musik und Audio (naja), Nachrichten (Definitiv), Politik (sehr allgemein, aber ja meinetwegen), Regierung (welche? wie meinen die das? Also Politik ja, aber regieren wollte ich noch nie jemanden!), Rockmusik (klares ja, steht aber an letzter Stelle also wohl eher unwichtig)

Und immerhin sind sie sich sicher, dass ich weiblich bin, das ist doch schön ;)

 

Wenn man bei Facebook sein komplettes Profil als zip-Datei herunterläd, gelangt man auch zu den sogenannten Ads Topics, selbstverständlich personalisiert.

Was Facebook anbelangt, werde ich allerdings nicht so richtig schlau aus den Angaben. Dass ich bestimmte Bands mag, hab ich ja selbst dort eingegeben, die Süddeutsche und die Zeit habe ich ebenfalls geliked. Aber was ich mit einem Schmetterling (Colias croceus) zu tun habe und warum ich Birnam (irgendein schottischer Ort, der was mit Shakespeare zu tun hat) interessant finden soll, obwohl ich noch nie in Schottland war, ist mir nicht klar. Und dass ich mich neben der TU Dresden auch für die TU Delft (irgeneine Uni in den Nierlanden) interessiere, finde ich wirklich seltsam. Immerhin ist sich Facebook sicher, dass ich mich für Pädagogik und Erziehung interessiere, sieh mal einer an. Wie überraschend.

Da haben sie also ein Bild von mir die großen Datensammler. Ein verzerrtes, teilweise auch falsches Bild aber eben ein Bild. Und einen Namen und im Fall von Facebook auch jeden Menge Fotos.

Es wäre ja witzig, wenn es nicht gleichzeitig so ernst wäre. Denn nur weil man es kann, alles sammeln, alles speichern, alles mitlesen, mithören und interpretieren, heißt noch lange nicht, dass es erlaubt ist. Erlaubt sein sollte! Wo ist der Staat, der uns mit Gesetzen und Regeln doch sonst so gerne vor allem und jedem schützen möchte, wenn es um unsere Privatsphäre geht?

Quis custodiet ipsos custodes?
* Wobei ich könnte schon:

Sehr geehrter NSA-Beamter,

falls wenn Sie das hier lesen und gerade mal kurz Zeit haben, dann könnten Sie doch bestimmt so freundlich sein und mal nachschauen, welche Daten Sie so von mir haben. Bitte nicht im Kommentar posten, es soll ja nicht jeder lesen können, sondern einfach an eine meine E-Mail-Adressen senden. Suchen Sie sich einfach eine aus, naja vielleicht nicht gerade die bei Web.de ich nehme an, dafür wird die Datei zu groß sein. Ich danke schon Mal im voraus.

Mit besten Grüßen, Anna

Geburtstagswünsche

Gestern war die Ganztags-Familien-Geburtstagsparty meines Lebenspartners, anlässlich seines 30sten.

Das bringt mich dazu, über die perfekte Geburtstagsparty oder den perfekten Geburtstag nachzudenken. An erster Stelle mal eine Zusammenfassung dessen, wie es nicht sein sollte!

  1. früh aufstehen müssen
  1. Stress haben
  1. mehrmals täglich abwaschen müssen und unglaublich viel Arbeit mit irgendwelchen Vor- und Zubereitungen haben
  1. zuviel essen müssen
  1. fast zehn Stunden aufeinander hocken (selbst die besten Freunde ist man doch irgendwann leid oder erträgt sie nur mit einem erhöhten Alkoholpegel länger!)

Tja, daher sieht mein Traumgeburtstag wohl ähnlich aus wie meine Traumhochzeit: einsam bis zweisam, entspannt, am besten an irgendeinem Strand bei super Wetter (das war allerdings gestern gegeben, nur der Strand hat gefehlt) und jetzt mal ehrlich Leute, ich feiere gerne mit euch, aber das könne wir ja auch an einem anderen Tag machen, wenn es für mich stressfrei ist. Es sei denn natürlich, ihr schmeißt eine Überraschungsparty für mich (bitte, bitte mit Strand), dann bin ich zu allen Schandtaten bereit! ;)

Morgenrituale

Ich bin bekennende Spätaufsteherin. Morgens das Bett zu verlassen finde ich nur dann nicht qualvoll, wenn es draußen warm ist und die Sonne schon scheint, ansonsten kostet es mich immer einige Überwindung. Das Privileg einer Studentin, die frühestens um 11:10 an der Uni sein muss.

Seit unserem veganen Experiment freue ich mich aber jeden Morgen auf das Frühstück, sodass es mir ein kleines bisschen leichter fällt und ich zumeist schon mit meinem Liebsten und Haustechniker aus den Federn torkele. Während er seine Brote schmiert (auf sächsisch auch “Schnitten” genannt) baue ich mein Lieblingsküchengerät – den Mixer – zusammen. Anschließend wird dieser mit einer bunten Mischung aus Leinsamen, Sonnenblumenkernen und/oder Kürbiskernen, sowie Hafer und Hirseflocken, gepopptem Amaranth, einer Banane, viel Hafermilch, sowie wahlweise Kakaopulver oder Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, notfalls auch tiefgekühlt) gefüllt und das ganze gut durchgemixt. Ab ins Glas und fertig ist das Power-Frühstück. Die Grundidee stammt übrigens von Deutschlands berühmtesten Vegan-Koch, wobei ich inzwischen meine eigenen Variationen habe.

Immer noch verpennt trinke/kaue ich dann am Küchentisch mein Frühstück und blättere in Teilen der ZEIT oder lese noch ein wenig in einem Buch. Bin ich immer noch müde, braucht’s bisweilen noch einen grünen Tee hinterher. Anschließend habe ich dann genug Kraft für Zähneputzen und Co. Gefährlich wird es nur, wenn ich das Frühstück und ein womöglich spannendes Buch mit ins Wohnzimmer aufs Sofa nehme. Denn im Bücher weglegen, wenn es gerade spannend ist, war ich noch nie gut.

Stadtsommerimpressionen

Heute wieder von Baulärm aufgewacht. Schlafen bei offenem Fenster ist gerade im Sommer oft wenig erholsam. Temperaturtechnisch hat es auch kaum was gebracht.

Gestern Mittag mit dem Rad zur Uni 35 °C, die Sonne brennt von oben, der Asphalt schmilzt unterm Rad weg. Fast wäre ein Flip-Flop kleben geblieben.

Unsere Wohnung hatte gestern Abend gemütliche 29,6 °C, an warmes Essen nicht zu denken, an kühlen Weißwein schon. Den aber lieber auf der Wiese vorm Haus und erst wenn die Sonne weg ist.

Eine Schale Erdbeeren von der Nachbarin aus dem Erdgeschoss. Geschenkt – sie hat einen Schrebergarten um die Ecke. Wenn Sonne nach was schmecken würde…

Gestern Abend halb zehn: Sommergewitter mit viel Regen und Wind. Alle freuen sich!

Vorlesung im Hörsaalzentrum. Zunächst Erleichterung: es ist drinnen kühler als draußen. Später Ernüchterung: Festkleben am Sitz, das Papier klebt am Arm, der Stift in der Hand. Wo ist bloß die nächste Dusche? Oder das nächste Schwimmbad. Mist, das hat noch geschlossen: Hochwasserschaden.

Dozentin: “Man hat uns frei gestellt, die Veranstaltungen heute ausfallen zu lassen. Wenn Sie möchten können Sie also gehen.” – Keiner rührt sich. Wir sind ja grad erst angekommen und wohin sollte man auch gehen? Draußen ist es noch heißer…

Zweimal geduscht und eingecremt mit Sonnencreme. Vorm Anziehen schon wieder duschen gehen wollen.

Aber ganz ehrlich: Ich liebe den Sommer!

Gras und Bier

oder ein olfaktorischer Ausflug in die Vergangenheit

Gerüche sind viel stärker als Bilder. So ist der Geruch von frisch gebackenem Kuchen zum Beispiel viel anheimelnder als der Anblick eines Sofas. Vor allem aber entführen einen Gerüche manchmal unerwartet in die Vergangenheit.

 

Gestern war bei der Großmutter meines Lebensgefährten und Haustechnikers Großeinsatz im Garten angesagt. Nach Uni und Arbeit haben wir das Rad bzw. den Zug bestiegen und uns auf den Weg nach Radeberg gemacht. Hecke scheiden und Rasenmähen stand auf dem Programm. Ich war, als ich ankam, leicht genervt von meinem Goetheseminar und die brütende Hitze und die brennende Sonne waren nicht in der Lage, meine Laune zu heben. Mangels Sonnencreme musste ich mich beim Äste einsammeln hinter den Resten der gestutzten Hecke vor dem Glutball am Himmel verstecken, um nicht gegrillt zu werden.

Aber als die Sonne langsam tiefer sank und mein Schatz mit dem Rasenmähen begann, war ich mit der Welt schon wieder halb versöhnt. Der Geruch von frisch gemähtem Gras hat doch immer noch etwas von Heimat. Eigentlich seltsam, wenn man bedenkt, dass ich zu Hause recht häufig Rasen mähen musste. Die fünf Euro Aufwandsentschädigung, die meine Eltern dafür gezahlt haben, hielt ich für die Schufterei nicht für angemessen und Spaß hat es eigentlich auch nie gemacht.

Und dann legte sich auf einmal ein Geruch über die Stadt, der mir noch beim Schreiben das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Der Brauerreidunst einer Bierstadt. In Schwaden waberte er durch den in Abendsonne getauchten Garten. Der Geschmack von kaltem, süßen Malzbier lag auf einmal auf meiner Zunge. “Dunkelbier” haben wir früher immer zu dem klebrigen Getränk gesagt, dass es eigentlich nur an Wochenenden bei gemeinsamen Familienessen gab.

Leider war kein Malzbier in Sicht. Aber nach getanner Arbeit an einem warmen Sommerabend ist jedes kühkle Getränk recht und ein gemütliches Abendessen gerade richtig.

Meterologisches

Es gäbe eine Menge Dinge, über die ich schreiben könnte. Da war zum Beispiel die Umweltringvorlesung vom Donnerstag, über die ich schon öfter berichtet habe. Emeritierter Prof aus Leipzig klärt uns darüber auf, wie wir den Kapitalismus retten können. Ich hatte sogar schon eine Überschrift. Und einen Lieblingssatz. “Kapitalismus ist ein irres Zufallsprodukt der Geschichte.” Hat er so gesagt, könnte schon stimmen. Weiß ich alles nicht, von Wirtschaft habe ich einfach nicht genug Ahnung.

Oder ich könnte über mein Team- und Konflikttraining-Workshop schreiben, an dem ich in den letzten beiden Tagen teilgenommen habe. Am lustigsten war das Rollenspiel in dem ich als Chefin einen Mitarbeiter zusammenstauchen sollte, weil er irgendwas noch nicht fertig hat. Der Typ war mindestens einen Kopf größer als ich.

Aber eigentlich beschäftigt mich im Moment nur das Wetter. Bei jedem Blick aus dem Fenster fragt man sich nach über einer Woche Dauerregen, wann denn nun endlich mal wieder die Sonne scheint. Wo der Juni und damit der Sommer bleibt. Wobei, hatten wir denn sowas wie Frühling? Wind und Regen und noch mehr Regen und Wind mit Regen und Regen mit Wind und ab und zu mal ein Gewitter und … Wenn ich genug Holz hätte würde ich eventuell anfangen über einen Bootsbau nachzudenken. So frage ich mich nur immer wieder: Lieber Petrus, wo bleibt die Sonne?

Vegane Koch-News

Bald haben wir alle Rezepte des veganen Starkochs durchprobiert. Und ich finde immer noch, dass ich auf jeden Fall mithalten kann. Die neusten Fotos beweisen das. Und sie belegen zudem, dass mein Haustechniker auch kein ganz schlechter Fotograf ist. Wir könnten also vielleicht irgendwann mal ein eigenes Kochbuch herausbringen… Wobei, immer wenn ich bei Thalia und Konsorten vor den Bücherregalen stehe, wächst in mir die Gewissheit, dass die Welt eigentlich nicht noch mehr Bücher braucht, Kochbücher eingeschlossen. Die Anzahl der Worte, die wir verwenden ist ja schließlich endlich. Somit kann man vermuten, dass alles, was es zu sagen gibt (und natürlich zu schreiben) so oder anders schon mal gesagt wurde, nicht wahr?

Mhh, wenn ich das so überdenke, entziehe ich mir gerade selbst die Schreibberechtigung. Vergesst was ich gesagt habe. Alles was ich schreibe ist natürlich höchst lesenswert, innovativ und neu! So wie diese (nicht von mir erdachten) Rezepte:

1. Humus, Aubergine und Oliven

2. Veganer Burger

 

Vom Bauen und Basteln – Charakterstudie

„Von Kabeln befreit sind Tisch und Stühle, durch Enricos holden belebenden Blick…“ *

dichtete mein Lebenspartner und Haustechniker heute beim gemeinsamen Frühstück. Tatsächlich ist jetzt, inzwischen bald 18:00 Abends (und gegen 19:00 bekommen wir Besuch), das Gegenteil der Fall. Diverse USB-Kabel kuscheln sich eng verschlungen um Mehrfachsteckdosen. HDMI-Kabel winden sich neben („Verdammt, immer noch zu kurz!“) Audiokabeln. Der Kabelsalat hat unser Wohn- und Arbeitszimmer fest im Griff.

Begonnen hatte alles schon am Donnerstagabend als wir beschlossen, mal wieder was in unserem Wohn- und Arbeitszimmer zu ändern und für Freitag (Brückentag – mein Liebster hatte Urlaub) als erstes ein Baumarktbesuch auf dem Plan stand.

Dazu muss man wissen, dass unsere Wohnung sehr klein ist. Als wir vor dreieinhalb Jahren hier eingezogen sind, war sie (vor allem auch preislich) optimal für uns. Die 50 qm sind sogar recht gut geschnitten: Minibad, Küche rel. groß mit Tisch und zwei gleichgroße Zimmer. Eines dieser Zimmer ist unserer Wohn- und Arbeitszimmer. Zwei (große) Schreibtische, ein Sofa, drei Regale, (zu großer) Couchtisch und ein E-Piano. Es ist eine Katastrophe. Seit eineinhalb Jahren hat die Wohnung, insbesondere das Wohnzimmer, einen Füllstand erreicht, der nur durch regelmäßiges Ausmisten und bisweilen durch große Umräumaktionen in den Griff zu bekommen ist.

Eigentlich wollten wir gestern „nur“ einen neuen Schreibtischunterbau um eine Schränkchen, das ich in der obigen Aufzählung vergessen habe, rauszuschmeißen. Damit ich auch Spaß habe, haben wir auch gleich noch ein wenig Farbe gekauft.

Nun sind mein Lebenspartner und ich in manchen Dingen ähnlich, in anderen grundverschieden. Er ist der geborene Heimwerker. Er überlegt, plant, zeichnet, misst (mehrfach) und weiß genau, was er will und wie es aussehen soll. Ich dagegen bin eher der Aktionstyp: Anfangen und Schauen was draus wird! Meistens wirds ganz gut, wenn nicht, kann ich damit auch leben. Ich würde nie Sachen wieder auseinanderschrauben, weil sie nicht hundertprozentig sind. Er schon. Ich würde es so lassen, weil mir meistens auch irgendwann die Lust vergeht. Er nicht. Man könnte also auch sagen, wir ergänzen uns ganz gut.

Also fing ich an Zeitungen auszulegen und malen zu wollen, bevor das zu bemalende Objekt fertig zusammengeschraubt war. Weshalb meiner (zu dem Zeitpunkt noch) überschäumenden Energie auch der Küchentisch zum Opfer fiel.

Gegen vier hatte das Wohnzimmer dann den Grad höchster Unordnung erreicht, der es absolut unerträglich macht und wir begannen (gedanklich** und praktisch) Möbel zu rücken. Das war zwar nicht vorgesehen, aber wenn man mal dabei ist. Vier Stunden später hatten wir eine Lösung. Leider beinhaltete diese eine technische Umstrukturierung.

Ich habe mich dann um das Abendbrot gekümmert und war nicht mehr für Kabel-Aktionen zu begeistern. Auch heute Morgen hielt sich mein Enthusiasmus in Grenzen. Ich habe alles in die Bemalung von Tisch und Schreibtischunterbau gesteckt (zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den zweiten Anstrich des Tisches bislang auch vor mir herschiebe). Der Rest wurde beim Umräumen verbraucht. Aber wie schon gesagt, wir sind ja Gott-sei-Dank verschiedenen. Er kämpft noch. Ich habe auch wieder Energie. Die fließt gerade in vegane Burger. Damit wir und unsere bald eintreffenden Gäste vor lauter Bastelfieber nicht verhungern. Denn ich bin sicher mein Schatz würde notfalls das Essen vergessen… im Kampf mit den HDMI- und Audiokabeln. Gerade steckte er den Kopf unterm Schreibtisch vor und ächzte “So, jetzt!” was auch immer das bedeuten mag.

 

* Mein Liebster ist ein IT-Mensch, da sollte man solche gewaltsamen Umgestaltungen von Goethes Versen mit Nachsicht behandeln.

** Manche Dinge lassen sich nur sehr schwer praktisch verrücken. Unser Bücherregal wiegt mit Inhalt  bestimmt über dreihundert Kilo (habe es grad mal überschlagen). Ca. 400 Bücher (+5 Fächer mit Ordnern) mit im Schnitt 500 g macht 200 kg. Jetzt bin ich selbst erstaunt. Aber das erklärt, warum unser Versuch es mit vereinten Kräften um 5 cm zu verrücken, zum Scheitern verurteilt war.

Begegnungen

Manchmal sind für uns nicht die Pärchen-Abende die magischste Tageszeit sondern die Samstagmorgende. Besonders natürlich die Samstage, an denen man ausgeschlafen und fit ist und den Anfang des Tages gemeinsam damit verbringt noch ein paar Wochenenderledigungen durchzuführen.

Diesen Samstag haben wir das wieder mal ein wenig zelebriert. Auf dem “noch-zu-erledigen-Plan” stand ein Besuch im Fahrradladen (ich brauche einen neuen Fahrradkorb) und das in Augenschein nehmen eine Vegan-Ladens, der nicht allzu weit von unserer Wohnung entfernt sein sollte. Alles verbunden durch einen schönen Spaziergang. Das wichtigste an solchen Erledigungs-Pärchen-Unternehmungen ist, dass man offen für die Dinge um sich herum ist und nicht mit festen Einkaufslisten herumläuft. Dann macht das ganze keinen Spaß. Zu enge Zeitpläne darf man sich auch nicht setzen, das schränkt die Spontanität und Entdeckerfreude erheblich ein.

Etwas enttäuscht standen wir dann allerdings vor dem Vegan-Laden, dessen Besitzer aufgrund von “spontanem Urlaub” geschlossen hatte. Eines unserer Ausflugsziele war also schon mal ins Wasser gefallen. Direkt gegenüber befindet sich aber ein Eine-Weltladen, den ich im Vorbeiradeln schon öfter gesehen, aber noch nie betreten hatte. Kurzentschlossen betraten wir also stattdessen diesen Laden.

Das Flair war sehr typisch, der Geruch von Räucherstäbchen hing in der Luft und es sah nicht kaufhausmäßig-kommerziell, sodern ein wenig verkramt aus. Eine sehr stereotypenhafte Mitt-Fünfzigerin kam auf uns zu und erläuterte uns kurz, wo im Laden wir was finden, nachdem sie sich erkundigt hatte, ob wir schon einmal dagewesen wären. Lange bunte Leinenkleider, einige wenige mit Holzperlen verzierte Rastazöpfe und ansonsten eher kurzgeschorene Haare. Wie gesagt ein wandelndes Stereotyp stand vor uns.

Aber ihr offene und herzliche Art führte dazu, dass wir bald miteinander ins Gespräch kamen. Über vegane und vegetarische Ernährung, Quinoa (2013 ist übrigens das Jahr des Quinoas!) in den verschiedenen Farben und meine Verwunderung darüber, dass es den auch gepoppt gibt. Das Konzept der “Eine-Weltläden” (es handelt sich übrigens um den Ältesten in Dresden und einen der Ältesten in den neuen Bundesländern) wurde ebenso thematisiert, wie, was wir machen, wo wir uns kennen gelernt haben und warum wir es (seit immerhin 3,5 Jahren in Löbtau ansässig) noch nicht geschafft haben, im Weltladen vorbei zu schauen (Asche auf unsere Häupter).

Ausgestattet mit schwarzem Quinoa, einem Gewürz mit dem Namen Himalaya, das nach Indien riecht, Masala-Chai und jede Menge neuen Informationen und Infomaterialien, verließen wir den Laden eine gute Stunde später wieder. Zu Hause angekommen hatten wir jede Menge spannenden Gesprächsstoff und waren um ein “magisches Pärchen-Erlebnis” reicher. Und den Weltladen werden wir wohl in Zukunft öfter besuchen, denn die meisten Sachen dort sind Fair und Bio. Retten wir also ein wenig die Welt!

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